148 über den Antrag des Aueſchuſſes abſtimmen, welcher lautet: Zur Unterſtützung der zur Bekämpfung des Vagabundentums und der Bettelei in Groß⸗ Berlin geſchaffenen Kolonie Hoffnungstal wird ein einmaliger Beitrag von 10 000 ℳ aus laufenden Mitteln des Rechnungsjahres 1906 bewilligt mit der Maßgabe, daß von dieſem Betrage 3000 ℳ zur Errichtung von Werk⸗ ſtättengebäuden für gelernte Arbeiter in dieſer Kolonie zu verwenden ſind. Ich bitte diejenigen Herren, die dieſen Antrag des Ausſchuſſes annehmen wollen, mit Ja, und diejenigen Herren, die ihn ablehnen wollen, mit Nein zu antworten. Ich bitte, mit dem Namensaufruf zu beginnen. (Der Namensaufruf erfolgt. Es ſtimmen mit Ia die Stadtverordneten Barnewitz, Dr. Bauer, Becker, Blanck, Braune, Dr. Crüger, Döbler, Freund, Gredy, Dr. de Gruyter, Heiſe, Dr. Hubatſch, Jolenberg, Kauf⸗ mann, Dr. Landsberger, Leben, Lingner, Mittag, Münch, Otto, Paetel, Dr. Penzig, Vlatz, Dr. Proslauer, Protze, Rackwitz, Ring, Dr. Roſe, Roſenberg, Dr. Rothholz. Dr. Röthig, Ruß, Schmidt, Dr. Spiegel, Dr. Stadthagen, Stein, Wenig und Wöllmer, mit Nein die Stadtveroreneten Bartſch, Bollmann, Dr. Borchardt, Dörre, Dzialoszynski, Holz, Jachmann, Jander, Klick, Liebe, Mickler, Sachs, Sellin, Thieme, Vogel und Dr. Zepler. Das Ergebuis der Abſtimmung wird ermittelt.) Meine Herren, das Ergebnis der Abſtimmung iſt folgendes: es haben 38 Herren mit Ja und 16 mit Nein geſtimmt. Der Antrag des Ausſchuſſes iſt angenommen. Damit erledigt ſich der Antrag des Herrn Stadtv. Sachs. Es iſt folgende Anfrage eingegangen: Am 3. Oktober 1906 beantragten die Unter⸗ zeichneten die Einführung einer Wohnungs⸗ inſpektion durch für dieſe Tätigkeit vorgebildete Techniker und Hygieniker. Bei der Verhandlung über dieſen Antrag erklärte der Herr Ober⸗ bürgermeiſter (Seite 260 des ſtenographiſchen Berichts): Es wird zur Zeit eine Denkſchrift über dieſe Frage ausgearbeitet, die vorausſichtlich innerhalb dieſer Woche zu Ende geführt werden wird. Daran wird ſich die Be⸗ ſichtigung in Eſſen anſchließen und wahr⸗ ſcheinlich auch die Beſichtigungen der Ein⸗ richtungen in Dresden und in Straßburg. Dieſe Arbeiten werden ſich, hoffe ich, im Laufe dieſes Monats, vielleicht bis zur Mitte des nächſten Monats, erledigt haben, und alsdann wird die Geſundheitspflegedeputation mit der Frage der Einrichtung einer Wohnungsinſpektion beſchäftigt werden. Die Unterzeichneten erſuchen um Mitteilung, wieweit die Geſundheitsdeputation dieſe Auf⸗ gabe bis jetzt gefördert hat, und eventuell um Beſchleunigung der Sache, da der ſchlechte Zuſtand vieler Wohnungen der ärmeren Be⸗ völkerung bekanntlich die Verbreitung der Tuberkuloſe und die Säuglingsſterblichkeit außerordentlich fördert, letztere namentlich in den heißen Sommertagen und Nächten. Charlottenburg, den 17. April 1906. Vogel und noch mehrere Unterſchriften. Ich werde die Anfrage, da ich annehme, daß der Magiſtrat ſie heute nicht beantworten will, auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Punkt § der Tagesordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Errichtung von Zeitungskiosken. Druckſachen 107 und 176. Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, der Ausſchuß hat dieſe Vorlage eingehend und gründlich geprüft, und ich bitte daher, auch mir zu geſtatten, daß ich als Berichterſtatter Ihnen ebenfalls ausführlich die Angelegenheit vortrage. Das erſcheint mir deswegen auch zweckmäßig, weil meiner Anſicht nach eine objektive Beurteilung der Vorlage nur dann möglich iſt, wenn das ganze Bild der Ver⸗ handlungen und der Anſichten, die im Ausſchuß auch in bezug auf die Petitionen zu Tage getreten ſind, Ihnen dargeſtellt wird. Meine Herren, der Ausſchuß hat zunächſt ein⸗ mütig und grundſätzlich anerkannt, daß die Aufſtellung von Zeitungskiosken in Verbindung mit den in der Vorlage vorgeſehenen Verkehrseinrichtungen und auch im Zuſammenhang mit Normaluhren durchaus zweck⸗ mäßig und nützlich für die Stadtgemeinde iſt. Er hat anerkannt, daß dieſe Einrichtung im öffentlichen Intereſſe liegt, und daß durch Kioske der Zeitungs⸗ vertrieb auf den Straßen dem großſtädtiſchen Ver⸗ kehr entſprechend organiſiert wird. Was nun den Vertrag ſelbſt anbelangt, ſo hat der Ausſchuß zunächſt die Fragen geprüft: was iſt der Unternehmer? was kann er uns bieten, was leiſtet er? und welche Bedingungen müſſen wir ſtellen, wenn wir mit ihm einen Vertrag ſchließen? Da waren es drei Geſichtspunkte, von denen der Ausſchuß ausging. Nämlich erſtens muß der Unter⸗ nehmer eine abſolut einwandfreie finanzielle Sicherheit bieten. Zweitens muß er den Zeitungs⸗ vertrieb vollkommen organiſieren können. Es müſſen alle Tageszeitungen nicht nur, ſondern auch die großen Provinzblätter und alle hervorragenden bekannten ausländiſchen Zeitungen, Zeitſchriften uſw. in dieſen Zeitungshäuschen zum Verkauf, und zwar in prompter Weiſe, ſobald ſie erſcheinen, aus⸗ geboten werden. Schließlich muß auch nach Anſicht des Ausſchuſſes der Unternehmer vollſtändig unab⸗ hängig von irgend einem großen Blatt ſein, damit vollkommene Parteiloſigkeit und Unabhängigkeit für den Verkauf gewährleiſtet wird. Nun hat der Ausſchuß anerkannt, daß die Deutſche Kioskgeſellſchaft, mit welcher der Magiſtrat den Vertrag ſchließen will, dieſe von mir illuſtrierten Bedingungen erfüllt. Was nun die Grundſätze und die Bedingungen anlangt, auf denen der Vertrag aufgebaut iſt, ſo muß erwähnt werden, daß dieſe Bedingungen das Produkt langmonatlicher Verhandlungen des Magiſtrats mit der Deutſchen Kioskgeſellſchaft ſind. Bereits im Herbſt 1905 hat der Hauptinhaber der Deutſchen Kioskgeſellſchaft, Herr Stilke, ein Char⸗ lottenburger Bürger, an den Magiſtrat einen dies⸗ bezüglichen Antrag geſtellt. Darauf hat der Magiſtrat