———— Ich möchte am Schluß noch einmal hervorheben, daß es ſich keineswegs um eine Monopoliſierung des Verkaufs von Zeitungen auf den Straßen handelt. Die Geſellſchaft muß ſich den Wettbewerb der fliegenden Händler bezw. der mit feſten Ständen verſehenen Händler gefallen laſſen. Es iſt ſogar — zwar nicht im Vertrage, aber in einem Briefwechſel zwiſchen dem Magiſtrat und der Deutſchen Kiosk⸗ geſellſchaft — ausdrücklich feſtgelegt worden, daß die Geſellſchaft mit dem Wettbewerb der fliegenden Händler rechnen muß, und das hat auch die Geſell⸗ ſchaft ebenfalls in einem Schriftſtück anerkannt. Der Magiſtrat hat nach ſeinen Erklärungen keines wegs die Abſicht, irgendwie darauf hinzuwirken, daß den fliegenden Händlern nun die Erlaubnis entzogen würde. Es iſt im Intereſſe der Zeitungshändler gewiß bedauerlich, daß mit der Ausübung ihres Ge⸗ werbes eine gewiſſe Unſicherheit ihrer Eriſtenz ver⸗ knüpft iſt; aber es muß auch geſagt werden, daß dieſe Unſicherheit ihrer Exiſtenz eine wirtſchaftliche Berechtigung hat, weil ſie keine Miete zahlen wie der Ladenbeſitzer. Im übrigen hat ſich die Deutſche Kioskgeſellſchaft, wie ich bemerken möchte, bereit er⸗ klärt, diejenigen Zeitungshändler, welche ſich durch die Errichtung der Zeitungskioske in der Ausübung ihres Gewerbes beeinträchtigt fühlen, als Angeſtellte in den Dienſt der Geſellſchaft aufzunehmen. Wollen aber die Zeitungshändler freie Händler bleiben, glauben ſie, daß ſie dabei beſſer ſtehen, dann kann nach Anficht des Ausſchuſſes angenommen werden, daß ſie bei dem wachſenden Verkehr Charlottenburgs auch als freie Händler ihr Brot erwerben werden. Meine Herren, namens des Ausſchuſſes be⸗ antrage ich die Annahme der Magiſtratsvorlage mit den von uns feſtgeſetzten Anderungen. (Bravol) Stadtv. Braune: Meine Herren, im Gegenſatz zu der Empfehlung des Ausſchuſſes, die Verſamm⸗ lung möge dieſer Vorlage zuſtimmen, beantragen eine Anzahl meiner Fraktionskollegen und ich: Die Vorlage Nr. 8 der heutigen Tagesordnung dem Magiſtrat zurückzureichen mit dem Er⸗ ſuchen, die Errichtung und den Betrieb von Zeitungskiosken öffentlich auszuſchreiben. Meine Herren, wir kamen aus dem Grunde zu dieſem Antrag, weil es der bisherigen Gepflogenheit der Verwaltung nicht entſpricht, nur mit einem Un⸗ ternehmer zu verhandeln, wenn deren mehrere vor⸗ handen ſind, zweitens, weil die Verwaltung in der Regel durch öffentliche Ausſchreibungen gute Erfolge gehabt hat und wir ja gar nicht wiſſen könen, ob in dieſem Falle nicht noch eine beſſere Offerte eingeht als die von dem Unternehmer, mit den wir unter⸗ handelt haben; wir können gar nicht wiſſen, ob nicht beſſere Kioske aufgeſtellt, ſchönere Zeichnungen vor⸗ gelegt und noch vorteilhaftere Bedingungen uns ge⸗ ſtellt werden durch Ausſchreibung. In berechtigter Wahrnehmung ihrer geſchäft⸗ lichen Intereſſen und eine Beeinträchtigung ihrer Eriſtenz, mindeſtens ihrer Einkünfte, durch die Er⸗ richtung der Zeitungskioske befürchtend, haben die Charlottenburger Papier⸗ und Schreibwarenhändler und die Zeitungshändler ſich bereit erklärt, mit kon⸗ kurrieren zu wollen, und ich ſehe nicht ein, weshalb wir hier gerade nicht dementſprechend bei dem bis⸗ herigen Modus verbleiben ſollen, um durch öffent⸗ liche Ausſchreibung auch das Intereſſe der Stadt 151 —— mehr zu fördern, als indem wir uns nur mit einem Unternehmer in Verbindung ſetzen. Wenn die Leiſtungsfähigkeit der hieſigen Zeitungshändler, die um ihre Eriſtenz kämpfen. angezweifelt wird, ob ſie auch ſo konkurrenzfähig ſind, die Sache hier ins Leben rufen zu können, ſo hatte das wohl früher eine Berechtigung. Die Zeitungshändler ſind eigent lich erſt ſeit der Eröffnung der Untergrundbahn und durch ihren Verein hier als Konkurrenten en die Erſcheinung getreten. Früher waren nur ganzs kleine Händler da; ſie haben ihre Stände auch ſchon ver⸗ beſſert und werden vereint, bedingungsgemäß, bei Zuſchlag unſerem Straßenbild angemeſſene Kioske ſchaffen müſſen, und da es dem bisherigen Unternehmer frei bleiben wird, ſich zu beteiligen, ſo kann nur etwas Erſprießliches aus der Ausſchreibung heraus⸗ kommen. Zur Wahrnehmung des Intereſſes auch unſerer hieſigen kleineren Gewerbetreibenden bitte ich Sie dringend, unſerem Antrage auf öffentliche Ausſchreibung Ihre Zuſtimmung zu geben. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, auch meine Freunde bitten Sie, die Magiſtratsvorlage abzulehnen; aber wie ich von vornherein bemerken will, führt uns zu dieſem Standpunkt nicht die Rückſicht auf die eingegangene Petition der Zeitungs⸗ händler, die, wie mir nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Braune ſcheint, für die Herren, die Herr Kollege Braune hier vertritt, mindeſtens mit ausſchlaggebend für Ihre Stellungnahme geweſen iſt. In der Richtung haben die Erklärungen, die im Ausſchuß gegeben worden ſind, uns vollkommen da⸗ von überzeugt, daß eine ſolche Rückſichtnahme in dieſem Falle nicht geboten iſt, daß man etwa aus dem Grunde, daß, wie dieſe Herren ſagen, die Eriſtenz von 11 — oder mögen es auch 20 ſein fliegenden Zeitungshändlern gefährdet würde, der Aufſtellung von Kiosken in Verbindung mit der Deutſchen Kioskgeſellſchaft nicht näher treten ſollte. Der Herr Referent hat bereits ausgefüyrt, daß es ſich um gar keinen greifbaren Perſonenkreis handelt, der hier etwa als vertrags⸗ und verhand⸗ lungsfähig auftreten könnte. Er hat auch weiter ausgeführt, daß durch die Aufſtellung dieſer Kioske der Erwerb dieſer Zeitungshändler doch nur zu einem ganz geringen Bruchteil, vielleicht zu 2 oder 3 %, beeinträchtigt werden könnte; denn die Kioske kommen ja zu einem ſehr großen Teil an Stellen hin, an welchen ſolche fliegenden Zeitungshändler mit ihrem Stande gegenwärtig gar nicht ſtehen nein, das iſt nicht ganz richtig ausgedrückt: zu einem großen Teil kommen an ſolche Stellen, wo ſolche fliegenden Zeitungshändler gegenwärtig ſtehen, Kioske gar nicht hin, weder an die Ecke der Leibmz⸗ ſtraße noch an die Ecke der Krummenſtraße ſind ſolche Kioske geplant, und nach wie vor werden die Zeitungshändler da ſtehen, auch wenn die Kioske errichtet ſind. Ja, auch wenn am Wilhelmplatz ein Kiosk errichtet wird, ſo wird wahrſcheinlich der Zeitungshändler, der dort ſeinen Stand hat, ein paar Schritte weiter noch einen Stand haben, vor⸗ ausgeſetzt, daß er nach der rechtlichen Lage der Dinge von der Polizei dort geduldet wird. Der Erwerb dieſer Zeitungshändler wird durch die Aufſtellung dieſer Kioske um ſo weniger beein⸗ trächtig werden, als — wenigſtens ſcheint mir das nach Lage der Dinge ſo zu liegen — eine Haupt⸗ einnahmequelle dieſer fliegenden Zeitungshändler ja gar nicht aus dem Vertrieb von Zeitungen fließt, ſondern aus dem Vertrieb einer gewiſſen Lektüre,