153 keinen ſolchen Antrag ſtellen, weil ich glanbe, daß eine ſolche Bedingung von der Geſellſchaft nicht ohne weiteres angenommen werden könnte. Wohl aber möchte ich bei dieſer Gelegenheit an den Magiſtrat die Bitte richten, ob es nicht angängig erſcheint, ganz unabhängig von dieſer Vorlage oder von den Kiosken wenigſtens an einer Stelle in Charlottenburg, viel⸗ leicht am Wilhelmsplatz eine Säule aufzuſtellen, in welcher derartige ſelbſtregiſtrierende Apparate an⸗ gebracht ſind. (Bravo!) Vorſteher Roſenberg: Das iſt aber nur eine Anregung? (Stadtv. Dr. Borchardt: Ja!) Stadtv. br. Stadthagen: Meine Herren, ich glaube, daß keiner meiner politiſchen Freunde leichten Herzens in eine Schädigung der fliegenden Zeitungs⸗ händler oder der Papierhändler willigen würde. Ich glaube, wenigſtens in der großen Mehrzahl ſind wir überzeugt, daß bei der ſtarken Entwicklung, die Charlottenburg nimmt, die wenigen Händler, die eventuell nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Borchardt in Betracht kommen können, ent⸗ weder an dem alten Platze oder an einem anderen, vielleicht noch günſtigeren Platze leicht die Schädi⸗ gungen überwinden können, die im. Moment viel⸗ leicht eintreten können. Wir glauben, daß mit Rück⸗ ſicht auf dieſe Umſtände eine zu weit gehende Rück⸗ ſichtnahme auf deren Wünſche nicht notwendig er⸗ ſcheint. Ich möchte aber noch auf einen anderen Punkt aufmerkſam machen, der einen Entgelt für dieſe ev entuelle Schädigung bieten kann. Meine Herren, der Einzelverkauf von Zeitungen iſt bei uns in Deutſchland, in Berlin, lange nicht in dem Maße entwickelt wie in anderen Ländern. Jeder von Ihnen, der in Paris war, wird mir recht geben, daß dort in einem ganz anderem Umfange die einzelnen Menſchen ſich heute mal die, morgen die Zeitung kaufen. Ich möchte darauf hinweiſen, daß das vielleicht nach manchen Richtungen hin auch ſeine Vorteile hat, aber auch Nachteile. Das iſt ein allgemeiner Geſichtspunkt; aber er iſt doch beachtens⸗ wert. Daß die Neigung, ſich in dieſer Weiſe Einzelnummern zu kaufen, durch die Auf⸗ ſtellung der Kioske ganz erheblich gefördert wird, ich glaube, darin werden Sie mir beiſtimmen, und durch die Förderung dieſer Neigung werden die fliegenden Händler auch ihren Vorteil haben. (Stadtv. Dr. Borchardt: Sehr richtig!) Unter dieſen Umſtänden, glaube ich, kann man dem Prinzip ſchon mit ruhigerem Gewiſſen zuſtimmen. Meine Herren, nun wurde ja vom Herrn Kol⸗ legen Dr. Borchardt und vom Herrn Kollegen Braune hervorgehoben, man dürfe doch nicht einer Geſellſchaft z ein Monopol geben, man müſſe eine Ausſchreibung veranſtalten und ſehen, was die einzelnen Bewerber für Bedingungen ſtellten. Da kommt doch ein wich⸗ tiger Punkt in Frage, nämlich der, daß wir es doch, wie ich denke, alle unter allen Umſtänden ver⸗ meiden wollen, daß eine beſondere politiſche Richtung — oder eine unpolitiſche, wenn ich mich ſo ausdrücken darf — bevorzugt würde. daß eine politiſche oder unpolitiſche Richtung in dieſen Kiosken zur Herrſchaft gelangt. Wie kann man das aber erreichen? Es iſt außerordentlich ſchwer, in den Bedingungen feſtzulegen, daß das ver⸗ mieden wird. Wir haben es ja allerdings im Aus ſchuß für richtig gehalten, einen Paſſus in dem § 8 hinzuzufügen: Die Geſellſchaft iſt verpflichtet, den Zeitungs⸗ verkauf ohne Rückſicht auf Partei⸗ und Kunſt⸗ richtungen und ohne Bevorzugung einer einzelnen Zeitung, der Nachfrage des Publikums ent⸗ ſprechend, zu betreiben. Aber wir ſind uns wohl alle klar, daß die Hauptſicherheit, die dafür gegeben iſt, in dem Ver⸗ trauen zu dem Unternehmer liegen muß. Nun können wir bei dem Unternehmer, mit dem der Ver⸗ trag geſchloſſen werden ſoll, auf Grund vorliegender Erfahrungen in Berlin und auf den Bahnhöfen, uns unbedingt in der Sicherheit wiegen, daß hier eine einzelne Richtung nicht bevorzugt wird. Die Ver⸗ tragsdauer iſt andererſeits nicht ſo lang, daß wir etwa befürchten müſſen, daß in ſpäterer Zeit einmal ein anderer Unternehmer an deſſen Stelle tritt, wo⸗ durch dieſe Sicherheit uns wieder genommen wird. Meine Herren, aus dieſem Grunde möchte ich Sie bitten, für die Vorlage zu ſtimmen. Nun hat Herr Kollege Borchardt noch einen Punkt hervorgehoben: er wünſcht für den Fall der Annahme einen Paſſus aufgenommen, der ſich mit den Angeſtellten beſchäftigt. Meine Herren, ich glaube, gegen die Annahme dieſes Paſſus in der weitgehen⸗ den Faſſung, die Herr Kollege Borchardt ihm ge⸗ geben hat, würde nichts einzuwenden ſein. Ich glaube auch, daß vielleicht der Unternehmer ſich daran nicht ſtoßen würde. Aber ich möchte doch zu be⸗ denken geben, daß wir keineswegs bei allen Betrieben, die ſich auf ſtädtiſchem Terrain oder in ſtädtiſchen Gebäuden befinden, dasſelbe Verlangen ſtellen. (Stadtv. Dr. Borchardt: Müſſen wir aber!) Dann hätten wir es auch beim Tiergartenhof verlangen müſſen, und da haben wir es meines Wiſſens nicht getan. (Stadtv. Dr. Borchardt: Unterlaſſungsſünde!) obwohl ſich ja dort auch eine ganze Reihe von An⸗ geſtellten befindet. Ob da immer nach dem Wunſch des Herrn Kollegen Borchardt verfahren wird, iſt doch fraglich, und ob es richtig iſt, ob hier gerade der gegebene Moment iſt, das Verlangen als Grund⸗ lage zu ſtellen, von dem die Zuſtimmung zu dem Vertrage abhängig gemacht wird, das möchte ich den 41 auf der auß erſten Linken doch zu bedenken geben. Meine Herren, den letzten Vorſchlag des Herrn Kollegen Borchardt, der ja nicht unmittelbar mit der Vorlage zuſammenhängt, begrüße ich auch meinerſeits. Ich glaube, es wird ſich wohl mal Gelegenheit finden, ſolche Barogramme, Thermogramme uſw. an einigen Punkten der Stadt der Bürgerſchaft zugänglich zu machen. Stadtv. Paetel: Meine Herren, im Gegenſatz u den Herren Kollegen Braune und Borchardt möchte ich Sie aus meiner Kenntnis der Verhältniſſe dringend warnen, das Erperiment zu unternehmen, welches dieſe Herren Kollegen wünſchen. Wenn Sie heute eine Ausſchreibung machen und ſolche Firmen auffordern, die derartige Unternehmen leiten können, werden Sie ſich bald überzeugen, daß es zur Zeit keine Firma in Deutſchland und vielleicht in Oſter⸗ reich gibt, die in Frage kommen könnte und uns die Garantien bieten könnte wie die Deutſche Kiosk⸗ geſellſchaft. Die Firma, die hinter den Zeitungs⸗ händlern ſteht, iſt, wie wir gehört haben, eine ſo⸗ genannte Berliner Firma; in Wirklichkeit iſt ſie