Borchardt den kleinen Händlern gegenüber für not⸗ wendig hielt, dieſer Firma gegenüber ebenſo treffen. Den Grund, den Herr Kollege Stadthagen an⸗ führte, daß die weitere Entwicklung unſerer Stadt auch den kleineren Händlern Gelegenheit zur weiteren Betätigung geben würde, ſcheint mir nicht maßgebend zu ſein; denn wenn unſere Stadt ſich weiter ent⸗ wickelt, ſo werden ſich entſprechend dieſer Entwicklung die Kioske vermehren, und es wird den kieinen Händlern die Gelegenheit zum Erwerb noch mehr ge⸗ nommen werden. Ich kann gar keinen Grund einſehen, warum wir nicht den Weg betreten ſollen, der zuerſt im Ausſchuſſe, wenn ich recht unterrichtet bin, von meinem Freunde Wöllmer vorgeſchlagen worden iſt, der jetzt von Herrn Kollegen Borchardt wieder empfohlen wurde, daß der Magiſtrat in Ausſicht nehmen ſoll — wie er übrigens nach meinen Informationen von Haus aus beabſichtigte —, die Kioske ſelbſt zu er⸗ richten und einen Pächter dafür zu ſuchen. Ich halle cs auch für ganz ausgeſchloſſen, daß es in Deuſch⸗ land nur die eine Firma geben ſoll, die imſtande wäre, ſolche Kioske ſachgemäß zu betreiben und An⸗ gebote zu machen. Nun würde allerdings, wie Herr Kollege Borchardt ſchon ſagte, dadurch eine kleine Verzögerung hervorgerufen. Ich halte das nicht für einen Nach⸗ teil, ſondern eher für einen Vorteil Wir haben eben einen neuen Stadtbaurat für Hochbau gewählt, deſſen Aufgabe es ſein ſoll, auch für die Verſchönerung des Stadtbildes von Charlottenburg zu ſorgen. Ich kann nicht finden, daß die Modelle, die uns hier in Zeich⸗ nungen vorgeführt werden, die Aufgabe der Ver⸗ ſchönerung Cyarlottenburgs ſo unbedingt erfüllen. Ich halte es jedenfalls für bedenklich, darüber eine Entſcheidung zu treffen, ehe der neue Stadtbaurat im⸗ ſtande iſt, darüber mitzuſprechen. Wenn nun der Magiſtrat von uns aufgefordert wird, ſelbſt Kioske zu errichten, ſo ergibt ſich daraus eine Aufgabe des neuen Stadtbaurats, und ich hoffe, er wird ſie in geſchickterer Weiſe löſen, als es bei jenen Modellen dort der Fall iſt. Ich möchte alſo den Antrag des Herrn Kollegen Borchardt in erſter Linie empfehlen. Falls er nicht angenommen würde, würde ich für den Antrag Braune ſtimmen, mindeſtens die Errichtung und den Betrieb der Kioske öffentlich auszuſchreiben. Stadtu. Holz: Ich kann mich im weſentlichen den Ausführungen des Herrn Kollegen Braune an⸗ ſchließen. Wenn wir mit dem Magiſtrat der Anficht ſind, daß die Aufſtellung von Zeitungskiosken not⸗ wendig iſt ſowohl zur Verſchönerung des Stadtbildes, als auch aus Zweckmäßigkeitsgründen für unſere Mit⸗ bürger, ſo kann doch nur in Frage kommen, daß wir entweder die Errichtung der Kioske ſelbſt be⸗ wirken oder eine Ausſchreibung vornehmen. Wes⸗ halb wir von dem normalen Wege abweichen ſollen, iſt mir unbegreiflich Ich kann an der Hand des Referats und der vorzüglichen Vorlage des Magiſtrats ohne weiteres zugeben, daß bei der Ausſchreibung möglicherweiſe nur daſſelbe Reſultat zu Tage ge⸗ fördert wird wie das in der Vorlage enthaltene. Aber ſind wir jetzt ohne weiteres berechtigt, ohne die Quittung zu haben, mit Herrn Stielke abzu⸗ ſchließen! Ich glaube, das widerſpricht allen Grund⸗ ſätzen der Gerechtigkeit. Wir haben uns bei den Submiſſionsverhandlungen ausdrücklich mit der Frage beſchäftigt, wie notwendig es ſei — das iſt jetzt auch im Abgeordnetenhauſe ausgeſprochen 153 —— worden — bei derartigen Vergebungen vor allen Dingen Mitglieder der Kommune ſelbſt und dann erſt diejenigen in Betracht zu ziehen, die ſonſt in Betracht kommen. Hier muß man ſich doch gegen⸗ wärtig halten, daß die Geſellſchaft ſelbſt das Ver⸗ langen geſtellt hat, Kioske zu errichten. Und wir wollen, ohne eine Quittung zu erhalten, ohne mit anderen in Verbindung getreten zu ſein, mit der Geſellſchaft einfach abſchließen? Ich glaube, das dürfen wir nicht tun. Man mag über die Verſammlung der Zeitungshändler Charlottenburgs reden, wie man will, es mögen nur 20 oder 30 geweſen ſein, die da zuſammengekommen ſind ich bemerke in Paren⸗ theſe, daß die Reſolution, die uns allen zugegangen iſt, einen durchaus ſachlichen und wohlbegründeten Eindruck macht — ich meine, man mag darüber denken, wie man will; aber wir haben gar keine Veranlaſſung, über eine ſolche Reſolution zur Tages⸗ ordnung überzugehen, wenn wir kurz vorher den Beſchluß gefaßt haben. daß wir grundſätzlich bei ſolchen Vergebungen eine Ausſchreibung vornehmen wollen. Nun hat Herr Kollege Spiegel mit Recht be⸗ tont: liegt denn ſolche Eile vor? Es iſt doch ganz gleich, ob wir jetzt oder ein halbes Jahr ſpäter vor⸗ gehen. Obwohl mir der Antrag Borchardt ganz ſym⸗ pathiſch iſt, würde ich doch bitten, den Antrag Braune anzunehmen. Herr Kollege Braune beantragt weiter nichts, als daß wir den Magiſtrat veranlaſſen ſollen, eine Ausſchreibung herbeizuführen, und abwarten ſollen, ob durch dieſe Ausſchreibung etwas Ahnliches zu Tage gefördert wird wie dasjenige, was in dem Antrag des Magiſtrats enthalten iſt. Deshalb bitte ich Sie, meine Herren, für den Antrag Braune zu ſtimmen. Stadtbanrat Bredtſchneider: Meine Herren, die Redner, die gegen die Maginratsvorlage geſprochen haben, haben im weſentlichen auf 2 Punkte hinge⸗ wieſen: einmal auf die Eriſtenz der Straßenhändler und das zweitc Mal auf eine Ausſchreibung, die in Ausſicht genommen werden ſoll. Was die Exiſtenz der Straße indler anbetrifft, ſo möchte ich mich lediglich auf ie Ausfüyrungen des Herrn Stadtv. Borchardt berufen, die meiner An⸗ ſicht nach Wort für Wort zutreffen. Die Kioske ſtehen feſt, die Straßenhändler ſind beweglich. Wenn man überhaupt von einer Konkurrenz ſprechen kann, ſo müßte man ſagen, die Straßenhändler können den Kiosken Konkurrenz machen, aber nicht die Kioske den Straßenhändlern, da die Straßenhändler in der Lage ſind, ſich unmitlelbar neben den Kiosken aufzu⸗ ſellen und ihnen die Kunden vor der Naſe wegzu⸗ ſchnappen. Sie können dies ja bei uns beobachien: in der Untergrundbahn befinden ſich Verkaufsſtellen und vor den Treppen zur Untergrundbahn ſtehen 1, 2 fliegende Händler. Die genieren ſich garnicht, ſich dahinzuſtellen. Ich bitte daraus zu entnehmen, wie es ſich mit der Konkurrenz verhält. Herr Dr Zepler hat auf Paris hingewieſen. Ich habe zufällig dieſe Fragen in den Pariſer Straßen ſtudiert. Ich habe geſeyen, daß in Paris unendlich viele Zeitungs⸗ kioske ſind, aber noch unendlich viel mehr Zeitungs⸗ händler, deren Geſchrei mir noch heute in den Ohren gellt. Herr Stadtv. Dr. Zepler hat auf dieſes Ge⸗ ſchrei mit Recht hingewieſen. Alſo, meine Herren, in Paris laſſen ſich die Zeitungshändler durchaus nicht von den vielen Zeitungskiosken verdrängen; im Gegen⸗ teil, es ſind unendlich viel dort.