Die Zeitungshändler werden nach meiner Mei⸗ nung ſehr wenig — ich bin ſogar der Auffaſſung: garnicht — in ihrem Gewerbebetr ieb beeinträchtigt. Darum bitte ich Sie, die Rückſicht auf die Zeitungs⸗ händler fallen zu laſſen. Im übrigen möchte ich bemerken, daß zutreffend iſt, was Herr Stadtv. Borchardt ſagt: es ſind in unſeren Straßen etwa 10 bis 12 Zeitungshändler vorhanden, und davon werden kaum 4 oder 5 durch die Kioske betroffen. Es handelt ſich alſo nur um eine geringe Zahl von Zeitungs händlern, die aber keineswegs ſo genau an den Stellen ſtehen, wohin die Zeitungskioske kommen. Dies trifft nur auf einen einzigen zu, der genau an der Stelle ſteht, wo ein Zeitungskioske hinkommen ſoll; alle anderen ſtehen an einer anderen Stelle. Wie wickelt ſich der Zeitungsverkauf jetzt ab? Wir ſehen es alle Tage: des Morgens, wenn die Herren nach Berlin fahren, kaufen ſie an der Stelle, wo ſie einſteigen, die Zeitung. Da ſteht aber kein Kiosk — die können nicht unmittelbar an der Straßen⸗ bahnhalteſtelle ſtehen —, wohl aber die Zeitungs⸗ händler. Die Leute, die alſo Zeitungen kaufen, um ſie unterwegs zu leſen, haben die Zeitungshändler viel näher und kaufen bei dieſen. Mit der Konkurrenz der Kioske für die Zeitungshändler iſt es alſo wohl nicht zu arg beſtellt. Ich komme zu dem anderen Punkt. Herr Stadto. Braune ſagt, man folle öffentlich ausſchreiben, und Herr Stadtw. Borchardt iſt der Meinung, man ſolle vorher unterhandeln. Gegen dieſe Vorſchläge ſprechen einige ganz gewichtige Gründe. Wollen Sie zunächſt das moraliſche Momant, wenn ich es ſo nennen darf, ins Auge faſſen! Im Jahre 1906 trat die deutſche Kioskgeſellſchaft an uns mi der Frage heran, ob wir ihr geſtatten wollen, hier Zeitungskioske zu errichten. Ich muß offen geſtehen — das iſt auch ſchon im Ausſchuß hervorgehoben — wir wollten damals gerade ſelbſt dieſe Frage an⸗ ſchneiden, nachdem wir das Vorbild in Berlin geſehen hatten. Wir haben mit der deutſchen Kioskgeſellſchaft viele Monate verhandelt und haben im Verein mit ihr an dem Grundriß herumgearbeitet; wir haben die Telephonzellen hineingebracht, die Schreibſtube, wir haben — und darauf lege ich einen ganz beſonderen Wert — die öffentlichen Uhren hineingebracht! Wir haben nunmehr Hand in Hand mit der deutſchen Kioskgeſellſchaft etwas geſchaffen, was nach unſeren heutigen Begriffen wohl als vollkommen bezeichnet werden kann. Dabei haben wir uns der Hilfe der deutſchen Kioskgeſellſchaft bedient, die ihre Beauf⸗ tragten damit befaßt hat, Grundriſſe, Bilder, An⸗ ſichten zu ſchaffen, und zwar, wie ich gleich vorweg bemerke, im Einverſtändnis mit dem leider verſtorbenen Stadtbanrat Schmalz. Dieſer iſt mit den ihm vor⸗ gelegten Entwürfen vollſtändig einverſtanden geweſen. Wenn ich nicht irre, behauptete Herr Stadtu. Spiegel, die Entwürfe ſeien nicht ſchön, ja ſogar mangelhaft; er mag ſich merken, daß dieſe Projekte im Einver⸗ ſtändnis mit dem verſtorbenen Stadtbanrat Schmalz hergeſtellt worden ſind. Und nun, meine Herren, wollen Sie nach dieſen Vorgängen, daß wir außer mit der Kioskgeſellſchaft noch mit anderen Geſellſchaften verhandeln ſollen und daß die anderen Geſellſchaften nunmehr gleichfalls Entwürfe beſchaffen ſollen 2 Ja, meine Herren, werden wir denn nicht verlangen müſſen, daß die anderen Geſellſchaften uns neue Vorſchläge machen? Iſt es fair und nett, wenn wir das, was wir jetzt durch die Hitfe der deutſchen Kioskgeſellſchaft errungen haben, 156 nun auch anderen Geſellſchaften vorlegen und durch ſie ausführen laſſen, daß wir mit anderen Geſell⸗ ſchaften in Unterhandlungen treten oder gar eine öffentliche Ausſchreibung erlaſſen? Dieſer Geſichts⸗ punkt iſt zwar nicht ganz ausſchlaggebend, aber er verdient doch einige Berückſichtigung, und, meine Herren, wenn wir elwas ausſchreiben, werden wir uns doch vor allen Dingen Zeit nehmen müſſen und von anderen konkurrierenden Firmen verlangen, daß ſie in einer gewiſſen Zeit uns neue Projekte vorlegen uſw. uſw. Nun aber, meine Herren, komme ich auf die eigentliche praktiſche Frage. 11 Zeitungskioske wollen wir hier errichten. Na, wollen Sie ſich mal freund⸗ lichſt überlegen, was ein Menſch an einem Zeitungs⸗ kiosk verdienen kann und was er in 11 Zeitungs⸗ kiosken das Jahr über verdienen kann! Glauben Sie denn, es gäbe einen Unternehmer, der von dieſen 11 Zeitungskiosken beſtehen oder gar Reichtümer erwerben kann? (Sehr richtig!) Und da wollen Sie ſich, bitte, einen Schluß machen, wieviel Unternehmer ſich an einer Submiſſion be⸗ teiligen werden. (Sehr richtig!) Dieſes Moment ſpricht ſicher nicht für die Veran⸗ ſtaltung einer Submiſſion. (Sehr richtig!) Dem Herrn Stadtv. Holz kann ich daher nicht bei⸗ ſtimmen. Ich glaube, er wird mir auch Recht geben, nachdem ich ihn auf dieſen Punkt hingewieſen habe. Wir ſchreiben zwar Bauarbeiten und ſonſtige Lei⸗ ſtungen und Lieferungen aus, aber derartige Objekte wie das vorliegende nicht. Dieſes Objekt iſt nicht für eine Ausſchreibung geeignet Nur die deutſche Kioskgeſellſchaft, welche ja ſchon ihre Geſchäfte in Berlin hat, kann dabei auf ihre Koſten kommen, aber nicht ein einzelner Unternehmer, den wir einzig und allein für dieſen Zweck heranziehen. Deshalb iſt der Antrag des Herrn Stadtv. Braune nach meinem Dafürhalten nicht gangbar und ebenſowenig der Haupt⸗ antrag des Herrn Stadtv. Dr. Borchardt. Nun hat Herr Stadtv. Dr. Borchardt einen Zuſatzantrag für den Fall der Annahme der Magiſtrats⸗ vorlage geſtellt: die Geſellſchaft ſoll verpflichtet ſein, über die Arbeitsverhältniſſe ihrer Angeſtellten ſich mit dem Magiſtrat zu verſtändigen. Ich glaube nicht, daß der Magiſtrat gegen dieſen Antrag irgend etwas ein⸗ zuwenden hat; ich ſtelle daher anheim, danach zu beſchließen. Ferner hat Herr Stadtv. Dr. Borchardt geſagt. ob es nicht angängig ſei, die Zeitungskioske mit ſelbſtregiſtrierenden atmoſphäriſchen Apparaten zu verſehen, und hat die Anregung gegeben, man möchte wenigſtens an einer Stelle der Stadt ein Häuschen mit derartigen Apparaten aufſtellen. Ich begrüße die Anregung mit großer Freude, ich werde die An⸗ gelegenheit im Magiſtrat vorbringen, und der Ma⸗ giſtrat wird erwägen, ob und wie es möglich ſein wird, der Anregung nachzukommen. (Bravo!) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, ich hätte ſehr gewünſcht, daß Herr Kollege Zepler ſeinen Aus⸗ führungen hinzugefügt hätte, daß er lediglich in ſeinem eigenen perſönlichen Namen ſpricht, (Stadtv. Zepler: Habe ich getan!) während ich den Standpunkt meiner Freunde ver⸗ treten habe. (Zurufe bei der Freien Vereinigung: Hat er getanl)