—— 161 — Menſchen einer Lurusſteuer zu unterwerfen, die bisher davon überhaupt vollkommen befreit waren. Der Herr Vorredner hat eben ſchon an die Pferde erinnert; die ſind ja nicht immer zum Luxus da, es gibt aber auch Lurusreitpferde, die Schmutz machen. Ferner gibt es Klaviere z. B., die doch auf die Nerven, namentlich mancher muſikaliſcher Menſchen, durch die Bearbeitung, der ſie manchmal unterliegen, recht unangenehme Wirkung üben. Ich bemerke, erſt müßte man, wenn man an Lurus⸗ ſteuern denkt, ſich ſyſtematiſch fragen, was für Lurus⸗ ſteuern in einer Kommune in Betracht kommen. Ich bin gern bereit, an einem derartigen Werke mal witzuwirken, mitzuüberlegen, welche Luxusſteuerartikel wir von kommu⸗ naler Seite einer Steuer noch unterwerfen können. Vielleicht werden wir dadurch unter Um⸗ ſtänden Schwierigkeiten in finanzieller Hinſicht be⸗ gegnen können. Aber warum dieſe eine Luxusſteuer erhöht werden ſoll, ohne daß der Zweck erreicht wird, den man beabſichtigt, das ſehe ich nicht ein. Nun wird auch von der Schädigung der An⸗ lagen geſprochen. Ich bedaure dieſe Schädigung außerordentlich. Ich kann aber nur erklären, daß ich es für höchſt bedauerlich halte, wenn die, die die Anlagen beſchädigen, nicht haftbar gemacht werden. Sollte das polizeilich noch nicht zuläſſig ſein, ſo wäre der gegebene Weg, die Vorſchriften zu ergänzen, damit der Hundebeſitzer herangezogen werden kann. Nun, meine Herren, gebe ich zu, daß es mir trotz aller meiner ſonſtigen Bedenken unbedenklich erſcheint, die Hundeſteuer zu erhöhen bei den großen Hunden, bei den wirklichen Lurushunden, wenn ich mich ſo ausdrücken ſoll, die tatſächlich dem Beſitzer ſehr bedeutende Unterhaltungskoſten verurſachen. Herr Kollege Zepler hat ja dieſen Punkt ſchon ſ erwähnt, ſodaß ich darauf nicht näher einzugehen brauche. Es iſt klar, daß es bei ſolchen Hunden, die ein paar hundert Mark Anſchaffungskoſten und vor allen Dingen ein paar hundert Mark Unter⸗ haltungskoſten verurſachen, tatſächlich nicht darauf ankommt, ob der Beſitzer 20 oder 30 ℳ Steuern zahlt. Aber auch da gibt es eine Grenze. Und wenn wir dem Antrag entſprechen und auf eine Er⸗ höhung der Steuer auf 100 ℳ Bedacht nehmen würden, dann würden wir einige dieſer Hunde nicht in Charlottenburg ſehen — aber auch die Be⸗ ſitzer nicht! Der finanzielle Ausfall den wir da⸗ durch erleiden würden, wäre doch nicht gerade ſehr zu wünſchen. Buletzt komme ich nun auf das meines Erachtens wichtigſte bei der Frage, nämlich auf das ſoziale Gebiet. Es wird heutzutage ſo furchtbar viel von dem ſozialen Empfinden, von der Rückſichtnahme auf anders Denkende geſprochen. Aber, meine Herren, hier, wo es ſich um Tauſende, nein, um mehr, wie ich Ihnen beweiſen werde, um Zehntauſende in un⸗ ſerer Bürgerſchaſt handelt, da wollen Sie wegen der Unannehmlichkeit, die Ihnen vielleicht im Laufe einiger Monate hin und wieder paſſiert, einfach einem großen Teil unſerer Bürgerſchaft die Haltung eines Hundes, des treuen Freundes der Menſchen, unmöglich machen! Meine Herren, wir wiſſen, daß 4000 Hunde augenblicklich in Charlottenburg gehalten werden. Aber, meine Herren, im Beſitz des Hundes befindet ſich nun nicht ein einzelner Menſch, ſondern wir müſſen doch damit rechnen, daß der Hund einer Familie, ſagen wir mal: 5 Köpfen gehört — macht 20 000 Menſchen. Nun habe ich die Erfahrung ge⸗ macht, daß die Hunde in den Häuſern, wo ſie ge⸗ halten werden, außer der Familie noch eine ganze Menge Freunde haben. Man kann dieſe Zahl ver⸗ drei⸗ oder vervierfachen, und dann kommen wir auf die Zahl der Hundefreunde: das ſind 70 000, 80000 Seelen, der dritte Teil unſerer Bevölkerung. Ich will darauf verzichten, einen Antrag zu ſtellen, die Steuer auf die kleinen Hunde herabzu⸗ ſetzen, einen Antrag, der mir perſönlich ſympathiſch wäre. Ich würde andererſeits nichts gegen die Er⸗ höhung der Steuer für größere Hunde haben. Aber da keine Einigung nach dieſer Richtung zu erzielen wäre, ſo bitte ich Sie: laſſen Sie es bei dem jetzigen Hundeſteuerſatz! Ich glaube, wir werden uns in finanzieller Hinſicht dabei weiter gut befinden, und bei der Rückſichtnahme, die unſere Straßenreinigung dieſem Punkt gewiß in den nächſten Jahren ange⸗ 2 laſſen wird, auch in dieſer Beziehung gut ahren. Stadtv. Ruß: Ich ſtehe im Gegenſatz zu dem Herrn Vorredner auf dem Standpunkt, daß es dringend notwendig iſt, Abhilfe zu ſchaffen. (Stadtv. Gredy: Bravol) Der Magiſtrat hat ſicher, als er den Antrag auf Erhöhung der Steuer ſtellte, nicht den finanziellen Effekt ins Auge gefaßt. Es iſt gar nicht zu über⸗ ſehen, ob durch die Erhöhung der Steuer nicht gerade das Gegenteil eintreten wird; wenn wir die Steuer erhöhen, werden viele die Hunde vielleicht abſchaffen, und es iſt ſehr leicht möglich, daß wir finanziell ſchlechter fahren als bei den jetzt normierten Sätzen. Das iſt das erſte, was ich dem Herrn Vorredner entgegenhalten muß. Das zweite iſt, daß die Bürgerſchaft keineswegs über die Erhöhung unglücklich ſein wird, jedenfalls nicht die, die keine Hunde be⸗ itzt. Ich erlaube mir zu bemerken, daß uns vom Magiſtrat in der Deputation mitgeteilt worden iſt, daß die erſte Anregung aus der Bürgerſchaft ſelbſt an uns ergangen iſt, wir ſollten Abhilfe ſchaffen, und zwar möglichſt bald. Ich habe übrigens Ge⸗ legenheit gehabt, mit einem Kollegen von der Berliner Verwaltung zu ſprechen; auch da iſt die Erhöhung der Hundeſteuer in Vorbereitung und dem Ab⸗ ſchluß nahe. Ich meine, meine Herren, wenn wir hier nicht etwas tun, ſo werden wir keineswegs prohibitiv wirken können. Denn das iſt doch der Zweck der Sache, wir wollen vorbeugend wirken, wir wollen jedenfalls eine Vermehrung der Zahl der Hunde nicht eintreten laſſen. Nehmen wir die Sätze an, die vom Magiſtrat vorgeſchlagen ſind, ſo hoffen wir, dies zu erreichen. (Bravo!) Stadtv. Bollmann: Meine Herren, ich habe im Ausſchuß gegen die Magiſtratsvorlage geſtimmt und werde auch heute dagegen ſtimmen, da ich der Anſicht bin, daß gerade die weniger be⸗ mittelten Bürger von der Steuer betroffen werden und auch der Haupteffekt, den der Magiſtrat ſich von dieſer Vorlage verſpricht, nicht eintreten dürfte. Die Hunde werden ſich nicht in ſo erheblicher Weiſe verringern bezw. abgeſchafft werden, daß dadurch die Verunreinigung der Straßen beſeitigt wird, die ja an und ſmr ſich ſehr unangenehm iſt, aber doch nicht ſo ſchlimm, wie ſie von vielen! Seiten ge⸗ ſchildert wurde. Vor einigen Tagen hatte ich Gelegenheit, mit einem Herrn von der Berliner Verwaltung zu ſprechen, und der ſagte mir, daß gerade aus den