—— weiſe, daß in Charlottenburg auf 1000 Einwohner 21 Hunde kommen, in Berlin bloß 11. Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Meine Herren, ich erlaube mir, darauf aufmerkſam zu machen, daß die Rednerliſte, nachdem war, jetzt wieder auf vier Redner angeſchwollen iſt. Ich möchte die folgenden Redner bitten, ſich kurz zu faſſen. Stadtv. Gredy: Meine Herren, ich habe mich nur zum Worte gemeldet, um mitzuteilen, daß ich in meiner Vereinstätigkeit von ſehr vielen bemittelten und unbemittelten Leuten Klage über die Hunde gehört habe. (Hört, hört!) Wir können doch verlangen, daß unſere Frauen und Kinder reinliche Bürgerſteige vorfinden. Wenn Sie gezählt hätten, wie ich das heute früh auf einer Strecke von ungefähr einer halben Minute getan habe, wieviel Gegenſtände auf den Bürgerſteigen waren, die nicht dahingehören, dann würden Sie erſchrecken. Zurufe: Straßenreinigung!) Es iſt ſchrecklich, welche Zuſtände auf manchen Straßen herrſchen. Wir dürfen ſie nicht ſchlimmer werden laſſen und müſſen etwas dagegen tun. Ich bitte Sie, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. (Bravo!) Stadtu. Becker: Meine Herren, ich habe ein unendliches Mitgefühl mit Herrn Kollegen Gredy und ſeinem Stadtteil. Aber Ihr Mittel verfängt nicht; Straßenfegen hilft, da müſſen eben die Trottoirs gereinigt werden! Glauben Sie, daß die Trottoirs ſauberer ſein werden, nur wenn ein paar Hunde weniger da ſind? (Rufe: Jal) 17 wie vor muß gereinigt werden; je öfter deſto eſſer. Aber ich wollte auf etwas anderes hinaus. Der Herr Kämmerer, der ſich freut — das liegt ja in der Natur ſeines Amtes —, wenn mehr heraus⸗ kommt, obwohl ſonſt immer betont wird: es wird keine Finanzmoßregel beabſichtigt, der Herr Kämmerer hat uns in der Kommiſſion erzählt: „Mit meinem für die Steuerobjekte geſchärften Auge ging ich ſpazieren, und da ich ein großer Hunde⸗ freund bin, ſo habe ich einen Hund geſtreichelt, die Hunde ſind ja dankbare Tiere, ſie wedeln gleich mit dem Schweif, wie ich dem Hunde ſchmeichelte, da kamen gleich vier, fünf und noch mehr heran, und wie ich mir die Hunde anſah, — drei, vier ſind ohne Hundemarke!“ (Große Heiterkeit.) Ja, meine Herren, die markenloſen Hunde haben kein Recht auf die Straße, und wenn die Aufſicht derartig wäre, daß dieſe Hunde weggefangen würden, dann würde die Hundeplage nicht ſo groß ſein wie jetzt. Ja, meine Herren, wie geht es denn? Ein herrenloſer Hund treibt ſich auf der Straße herum, da kommt ein Kind, lockt den Hund an, der Hund wird gefüttert, und plötzlich hat die Familie einen Hund, der nicht verſteuert wird, und der auch nicht 41. 4. wird, wenn er eingefangen würde. Aber dieſes Einfangen unterbleibt, und ſo treiben ſich bald eine ganze Menge markenloſer Hunde herum. Als der Herr Kämmerer vier, fünf unbemarkte Hunde um ſich verſammelt ſah, da iſt er auf die Idee gekommen: das müſſen wir ändern — und ſie glücklich ziemlich erſchöpft 167 ——— er beantragt die Erhöhung der Hundeſteuer: ſtatt der Verſchärfung der Straßenaufficht. die die Zahl der Hunde mehr mindern würde als Ihre ganze Hundeſteuererhöhung! Stadtrat und Kämmerer Scholtz: Meine Herren. ich will auf dieſe heitere Hundeepiſode nicht eingehen, ſie war nicht ganz ſo, wie Herr Stadtv. Becker ſie geſchildert hat, aber ſo ähnlich. Wir haben von ſeiten des Magiſtrats in der Kommiſſion ausführlich dargetan, daß gerade auf dieſem Gebiete etwas im argen liegt. Der Hundefang muß verſchärft werden. Es iſt auch die Uberzeugung des Magiſtrats, daß auf dem Gebiete der Hundeſteuer ziemlich viel defraudiert wird. Aber das gehört nicht direkt in unſere Vorlage hinein. Nach den neueren Anſchau⸗ ungen und Beſtimmungen gehört die ganze Frage des Hundefangs nicht in die Steuerordnung hinein; ſie wird von uns aber weiter beraten, und wir hoffen, auch Vorſchläge machen zu können, wonach der Hundefang ſchärfer gehandhabt werden ſoll als bisher. Im übrigen wirkt auch eine Maßregel, die bereits im Statut ſteht, die wegen der Veranlagung uſw. hineinmußte, in dieſer Hinſicht erfreulich: wir haben im Statut vorgeſehen, daß die Veranlagung nicht einmal erfalgt, ſondern zweimal, und dadurch werden wir naturgemäß eine Anzahl Hunde, die bisher einen Teil des Jahres unverſteuert durchge⸗ gangen ſind. hoffentlich auch heranziehen. Stadtv. Branne: Meine Herren, die Verluſte, die durch die Hundeplage der Stadt erwachſen, ſind von einigen der Herren Vorredner etwas leicht ge⸗ nommen worden. Das gibt mir Veranlaſſung, als Mitglied der Parkdeputation zu beſtätigen, daß unſere öffentlichen Plätze und Straßenparkanlagen durch Hunde ſehr ruiniert werden, und daß namentlich Neuanpflanzungen von Bäumen und Sträuchern ſo beſchädigt werden, daß der Stadt große Verluſte entſtehen. Um dieſer Schädigung vorzubeugen, möchte ich 7es bitten, der Magiſtratsvorlage Ihre Zuſtimmung zu geben. Stadtv. Vogel: Meine Herren, es iſt ja heute zu dieſem Antrage ſehr viel geſprochen worden; (ſehr richtig) aber eins iſt nicht geſagt worden, und deshalb halte ich mich verpflichtet, das auszuſprechen: nämlich der Einfluß der Hunde auf die Verbreitung gewiſſer Krankheiten iſt durchaus nicht zu unerſchätzen. (Bravo!) Es gibt Krankheiten, von denen Sie gar nicht glauben, daß ſie durch Hunde verbreitet werden. Es gibt viele Herren hier, deren Haar früh gelichtet iſt; die Urſache davon ſind oft Hunde. Denn es gibt Pilze, die den Haarwuchs zerſtören, und die durch Hunde leicht auf Menſchen überrragen werden. So könnte ich noch eine ganze Reihe anderer Krankheiten nennen. Ich führe das an, um dem Magiſtrat viel⸗ leicht Veranlaſfung zu geben, gelegentlich darauf hin⸗ zuweiſen, daß das Halten von Hunden, beſonders in 21 10 wo Kinder find, durchaus nicht ungefähr⸗ ich iſt. r Borſteher⸗Stellv. Kaufmann: Die Rednerliſte iſt erſchöpft. Ich ſchließe die Beſprechung und frage den Herrn Referenten, ob er noch das Schlußwort wünſcht. gatet (Wird verneint.)