und nicht, was zu geſchehen hätte, wenn die Staats⸗ regierung dem Antrage der Berlimer Anwaltskammer entgegenkäme und die Verlegung des Amtsgerichts veranlaſſen und beantragen wollte. Indeſſen ich will mich zur Sache eigentlich nicht äußern; ich habe nur das Bedürfnis, auf eine Außerung zurückzu⸗ kommen, welche Herr Kollege Dzialoszynski in ſeiner erſten Rede getan hat. Da hieß es, der Anwalts⸗ ſtand habe mehr als alle anderen Stände das Intereſſe der Offentlichkeit wahrgenommen. Ich will nicht Anſtand nehmen, ohne weiteres anzuerkennen, daß der deutſche Anwaltsſtand in der Tat das Intereſſe der Offentlichkeir ſehr häufig, ſehr warm und in ſehr verdienſtlicher Weiſe wahrgenommen hat; aber ich kann nicht anerkennen, daß er das mehr getan hat als alle anderen Stände. (Sehr richtig!) Vorſteh.⸗Stellv. Kaufmann: Wir verlaſſen dieſen Gegenſtand (Bravol) und kommen zu Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Banentwurf für ein Reform⸗ realgymnaſium auf Weſtend. — Druckſache 188. Berichterſtatter Stadtv. Mittag: Meine Herreu, die Vorlage betrifft unſer Reformrealgymnaſium auf Weſtend, das uns hier in der Stadtverordnetenver⸗ ſammlung nicht zum erſtenmal, ſondern zum ſound⸗ ſovielten mal beſchäftigt. Am 3. Oktober 1906 haben wir hier nach der Bauſkizze und nach dem proviſoriſchen Koſtenanſchlag die Errichtung des Reformreal⸗ gymnaſiums auf Weſtend genehmigt. Die heutige Vorlage iſt der definitive Entwurf, wie er zur Aus⸗ führung kommen ſoll, mit dem definitiven Koſten⸗ anſchlag. Die damalige Koftenanſchlagſumme erhöht ſich von 1037500 ℳe auf 1083 000 ℳ, alſo um 45500 ℳ Dieſe Erhöhung hat ihren Grund darin, daß die Straße und das Bauterrain, was man früher noch nicht ganz hat überſehen können, durch Aufſchüttung bedeutend höher gelegt werden muß, ſo daß alſo die Aufführung der Fundamente den größten Teil dieſes Mehrbetrages in Anſpruch nimmt. Außerdem hat die Hochbaudeputation noch einige Wünſche ausgeſprochen, die bezweckten, die Faſſade des langgeſtreckten Gebäudes noch ein klein wenig mehr zu unterbrechen durch die Hinausführung des Mittelriſalits, und die Koſten dafür ſind in der Er⸗ höhung mit inbegriffen oder doch mit ausſchlaggebend geweſen. Das Grundſtück, meine Herren, liegt auf Neu⸗ weſtend an der Straße 26 zwiſchen Kaiſerdamm und Reichsſtraße. Das ganze Terrain umfaßt 565 Quadrat⸗ ruten; es beſteht aus 7252 qm Bauland und rund 650 qam Vorgarten. Wenn Sie ſich den Plan genauer anſehen, ſo werden Sie finden, daß ſich der Bau etwas lang ausdehnt; das liegt zum größten Teil an der Formation des Baugeländes einerſeits, andererſeits darin, daß für die Schulklaſſen das Nordlicht nach Möglichkeit ausgenutzt werden mußte. Der mittlere Teil des Gebäudes enthält lediglich die Klafſenräume, bildet ſich alſo ganz zum Klaſſenflügel aus. Er enthält 24 Klaſſen in 4 Geſchoſſen, jede Klaſſe zirka 8 bis 8 ½ mal 5,7 bis 6 m Abmeſſung und 4 m Höhe, mit den zugehörigen Nebenräumen, Kloſetanlagen uſw. und dann einen etwas über 3 m breiten Korridor. Der linke Teil des Gebäudes bildet ſich lediglich zum Saalbau aus; er enthält den Turnſaal, den Schulſaal, 2 Zeichenſäle, Hörſaal, Saal 190 — für Phyſik und Chemie, Sammlung für den phyfi⸗ kaliſchen Unterricht, desgl. für Naturkunde, Räume für den Handfertigkeitsunterricht und für den Geſang⸗ unterricht, ferner die erforderlichen Lehrerzimmer, Lehrerſprechzimmer, Zimmer und Wartezimmer für den Direktor, Schuldienerwohnung und zur Schule gehörige Nebenräume. Meine Herren, ich habe dieſe einzelnen Piecen, die der linke Flügel enthält, mit Fleiß aufgezählt. Sie werden daraus erſehen, daß die Erforderniſſe unſerer Schule von Plan zu Plan größer werden, und das mit Recht. Die Anſprüche ſind meines Erachtens vollfommen gerechtfertigt. Wir haben für alles einzutreten, was wir unſeren Kindern an Kenntniſſen mehr geben können. Aber, meine Herren, gleichlaufend damit iſt die Erhöhung der Bauſumme. Wir kommen von Schule zu Schule auf eine höhere Bauſumme, die eben daraus reſultiert. Früher haben wir nie ſo viel aufgewendet, wie wir es hier an dieſer Schule tun. Der dritte Bauteil rechtsſeitig umfaßt das Direktorwohnhaus. Er enthält im Erdgeſchoß drei Wohnzimmer, die Küche und Nebengelaß, im erſten Stockwerk fünf Schlafzimmer, ein Badezimmer und eine Mädchenkammer. Auf dem Boden iſt eine Waſchküche untergebracht. Sie werden auf dem Plane finden, daß ebenſo, wie die drei Gebäude gruppiert ſind, auch die Höfe dem Gebäude zugeteilt find. . Auf der linken Seite hat der Turnſaal, der zur ebenen Erde liegt, in direktem Anſchluß den Turnplatz, ſo daß bei geöffneten Türen Turnſaal und Turnplatz ein Ganzes bilden, ganz geſondert von dem Spielraum der Kinder. Der mittlere Teil, der Schulteil, hat den vorliegenden Schulhof in recht hübſcher Abmeſſung, aber auch nicht in ſo großer Abweichung des von der Schulverwaltung geforderten Bewegungsraums für jedes einzelne Kind. Dieſer mittlere Schulplatz hat, dank den Anregungen unſeres Baurates Schmalz, der zuerſt auf dieſe Idee kam, einen Wandelgang erhalten, in welchem die Kinder ſich bei ſchlechtem Wetter aufhalten können. Ich perſönlich muß ſagen, daß ich dieſe Anordnung lebhaft begrüße. Ich habe als Stadtverordneter häufig in Schulräumen Beſichtigungstermine mit abhalten müſſen: in den Freiſtunden werden die Schulfenſter geöffnet und die Türen zu den Korridoren, die Kinder ſtehen dort im Zug. Bei dieſer Anordnung jetzt mit dem Wandelgange iſt den Kindern die Möglichkeit gegeben, auch bei trübem, regneriſchem Wetter ſich trocken dort unten ergehen zu können. Den geringen Mehrauf⸗ wand, der hierzu notwendig iſt, ſollten wir, meine ich, im Intereſſe unſerer Schüler und Schülerinnen ruhig tragen. Sie werden aus dem ganzen Entwurf erſehen, daß der Schulbau in ziemlich großzügigen Dimenſioneu angelegt iſt, ſowohl in ſeinem Grundriß als auch in ſeinem Faſſadenbau. Er entfaltet ſich als ein architektoniſch ſchön gegliederter Bau, dem wir unſere volle Zuſtimmung geben können. Nun iſt es ja eigentlich Gepflogenheit, daß wir Vorlagen, die eine ſo große Summe erfordern, ſtets noch einmal einem Ausſchuß zur Nachprüfung über⸗ weiſen. Ich möchte aber diesmal beantragen, davon abzugehen. Meine Herren, der Vorentwurf iſt bereits an den Ausſchuß gegangen und hat dort lebhafte Debatten hervorgerufen, und er iſt dann doch ſo genehmigt worden. Auch dieſer Plan hat die Hoch⸗ baudeputation zunächſt beim erſten Vorentwurf und dann auch jetzt wieder, bevor er an die Verſammlung gekommen iſt, beſchäftigt. Die Hochbandeputation