priegnitz bringt im ganzen 230 000 %. Staatsein⸗ kommenſteuer auf. Dagegen halten Sie die Zahl von 16 Millionen Mark, die der Wahlkreis Teltow⸗ Beeskow⸗Storkow⸗Charlottenburg bringt, und halten Sie dagegen die Zahl, die Eharlottenburg allein aufbringt, und die faſt genau 8 Millionen beträgt! Dieſe Zahlen beweiſen ſchon, daß auch die Be⸗ völkerung der einzelnen Wahlkreiſe von verſchiedener Qualität iſt — ich will nicht behaupten: nach der Intelligenz, obgleich vielleicht auch das zu beweiſen wäre, vor allem aber nach ihrer Bedeutung für die Staatsfinanzen und den Staatswohlſtand. Es iſt unzweifelhaft, daß gerade die Vertreter des Handels und der Induſtrie, wie ſie ſich in unſerm Wahlkreiſe in erſter Linie finden, heutzutage eine viel größere Bedeutung für den ſtaatlichen Wohlſtand haben als die Vertreter einzelner Landkreiſe. Das hat kein Geringerer als der Führer der Konſervativen ſelbſt anerkannt. Der Abgeordnete von Heydebrand und der Laſe erklärte am 13. April dieſes Jahres im Abgeordnetenhauſe: Die Entwickelung der Neuzeit hat der Tätigkeit in Handel und Induſtrie eine unendlich viel größere Bedeutung für unſer ganzes Volks⸗ leben zuerkannt als früher. Meine Herren, dieſe platoniſche Anerkennung iſt ja ganz ſchön gemeint, aber wir wünſchen, daß auch praktiſch die Konſequenzen daraus gezogen werden, und daß es dieſer Bevölkerung, die von ſo großer werde, dieſe Bedeutung auch dort zu betätigen, wo über die Geſchicke des Staates und ſeiner Bevölkerung entſchieden wird, d. h. in erſter Linie im deutſchen Reichstage, der über die wichtigſten Fragen der Nation die Entſcheidung zu treffen hat. Es dürfte nach dem Geſagten nicht ſchwer ſein, zu beweiſen, daß eine Anderung der einſchlägigen Verhältniſſe nicht nur im Intereſſe der ſtädtiſchen Bevölkerung überhaupt, ſondern vor allem auch im Intereſſe der Bevölkerung der Stadt Charlottenburg liegt — ganz abgeſehen davon, daß durch eine ſolche Anderung eine einfache Forderung der Gerechtigkeit erfüllt würde. Wenn Sie darin mit mir einverſtanden find, daß wir aus Gründen der Gerechtigkeit und auch im Intereſſe unſerer Bürgerſchaft zu einem Vorgehen, wie unſer Antrag es will, wohl berechtigt ſind, ſo entſtände die Frage: in welcher Weiſe gehen wir in dieſer Sache am beſten vor? Meine Herren, meine Freunde — und ich bemerke bei dieſer Gelegenheit, daß, wenn auch nicht die Namen aller meiner Freunde unter dieſem Antrag ſtehen, was äußere Gründe hat, alle meine Freunde ausnahmslos für dieſen Antrag ſtimmen werden — meine Freunde haben gemeint, das Vorgehen, wie unſer Antrag es vorſieht, ſei das beſte. Wir wollen nicht über die Kompetenzen unſerer Verſammlung hinausgreifen, und wir wollen nicht eine Frage, die in erſter Linie das Reich angeht, in ihrer allgemeinen Bedeutung hier erörtern, ſondern wir wollen zu beweiſen ſuchen: inwiefern hat dieſe allgemeine Reichsfrage beſonderes Intereſſe für die Stadt Charlottenburg? Darum wollen wir uns darauf beſchränken, den Magiſtrat zu erſuchen, beim Reichstage dahin vorſtellig zu werden, daß der Stadt Charlottenburg in Zukunft zwei Reichstagsabgeordnete zugebilligt werden. Meine Herren, wir haben für dieſe Art des Vorgehens ein Beiſpiel in unſerer nächſten Nach⸗ barſchaft. Ein ähnlicher Antrag, wie wir ihn heute hier ſtellen, iſt in der Stadt Schöneberg verhandelt Bedeutung für den Staat iſt, ermöglichtf worden. Er iſt in der dortigen Stadtverordneten⸗ verſammlung ohne Debatte einſtimmig angenommen worden, und der Magiſtrat von Schöneberg iſt dieſem Antrage bereits beigetreten, ſo daß alſo von unſerer Nachbarſtadt Schöneberg ein Vorgehen ähnlich dem unſrigen in nächſter Zeit erfolgen wird. Unſer Antrag ſieht nach ſeiner Faſſung vor, daß zunächſt der Magiſtrat zu der Frage Stellung nimmt. Meine Herren, auch dieſe Art des Vor⸗ gehens iſt von uns durchaus beabſichtigt. Wir haben den Wunſch, daß der Magiſtrat ſich in erſter Linie für dieſe Frage engagiert, und wenn der Magiſtrat, wie wir hoffen, zu einer zuſtimmenden Beurteilung der Frage kommt, ſo rechnen wir darauf, daß er zu ſeinem Vorgehen auch die Stadtverordnetenver⸗ ſammlung auffordern wird. Meine Herren, das wird um ſo leichter und andererſeits um ſo not⸗ wendiger werden, wenn Sie ſich heute hier in der Verſammlung ohne Unterſchied der Parteirichtung dazu entſchließen können, unſerem Antrage zuzu⸗ ſtimmen. Wir haben ihm in voller Abſichtlichkeit eine Faſſung gegeben, und ich habe mich in der Begründung ebenfalls mit voller Abſichtlichkeit auf Punkte beſchränkt, die allen, die hier im Saale ver⸗ ſammelt ſind, wohl durchaus als zuſtimmenswert erſcheinen können. Wir hoffen deshalb, daß die Verſammlung unſerem Antrage einſtimmig beitritt in der Erkenntnis, daß ſie damit eine Frage der Gerechtigkeit fördern hilft, und andererſeits eintritt ür die Wahrung der Intereſſen der Bevölkerung der Stadt Charlottenburg. (Bravol) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, den von dem Herrn Antragſteller angeführten Gründen für den Antrag möchte ich noch einen weiteren hinzu⸗ fügen, nämlich denjenigen, daß die Stadt Charlotten⸗ burg unter den gegenwärtigen Verhältniſſen über⸗ haupt ohne Vertretung im Reichstage iſt. Die Stadt Charlottenburg wird, 4. ſie im Wahlkreis Teltow⸗ Beeskow⸗Storkow⸗Charlottenburg in der gegenwärtigen Zuſammenſetzung bleibt, ſtets ohne Vertretung bleiben; die Vertretung wird entweder eine des Landkreiſes oder eine der Stadt Rixdorf ſein. Gegenwärtig iſt ſie im weſentlichen eine Vertretung der Stadt Rirdorf. Es iſt ja nicht ausgeſchloſſen, daß, wenn die Stadt Charlottenburg allein zu wählen hat, ihre Vertretung genau ſo ſein würde: das iſt bei der gegenwärtigen Struktur der Wählerſchaft nicht ganz ausgeſchloſſen, aber immerhin außerordentlich fraglich. (Sehr richtig! bei den Liberalen,) Aber abgeſehen davon, wie die Wahl in Charlotten⸗ burg allein ausfallen würde, wird jeder Unbefangene, der die Wahlreſultate des ganzen Kreiſes prüft, zu⸗ eben, daß es ſich gegenwärtig weſentlich um eine ertretung der Stadt Rirdorf handelt. und daß, wenn diefe Vertretung von Rixdorf ausfiele, dann auch nicht eine Vertretung der Stadt Charlottenburg in Frage käme, ſondern eine Vertretung des Land⸗ kreiſes, der in ſeiner Wählerſchaft weſentlich anders zuſammengeſetzt iſt, alſo auch anders vertreten ſein will als die Bürgerſchaft von Charlottenburg. Dieſer Grund, ſcheint mir, ſpricht ebenfalls für den Antrag. Trotzdem kann ich mich nicht, und können meine Freude ſich nicht entſchließen, heute dem Antrag ſo⸗ fort in der vorgelegten Form zuzuſtimmen, und zwar aus folgendem Grunde. Der Antrag, wie er vorliegt, tritt lediglich als ein Antrag Charlottenburgs auf, der ſpezifiſche Charlottenburger Verhältniſſe berück⸗ ſichtigt zu ſehen wünſcht, und die geſchäftliche Be⸗