Vorſteher Roſenberg: Das liegt auch im Sinne des Amrags des Herrn Stadtw. Otto. Er hat nicht für eine Fraktion, ſondern für die Stadtverordneten⸗ verſammlung den Antrag geſtellt. Wir kommen nunmehr zu Punkt 11 der Tages⸗ ordnung: Bericht des Ausſchuſſes über die Vorlage betr. Anfnahme einer neuen Anleihe. Druckſachen 193 und 229. Berichterſtatter Stadtu. Hirſch: Meine Herren, daß es ſich um eine äußerſt wichtige Vorlage handelt, brauche ich Ihnen nicht erſt nachzuweiſen. Der Aus⸗ ſchuß hat auch die Wichtigkeit der Vorlage erkannt und ſich in zwei längeren Sitzungen ſehr eingehend damit beſchäftigt. In der erſten Sitzung fand eine Generaldebatte ſtatt. Hierbei wurde in der Haupt⸗ ſache die Frage erörtert, wie ſich der Magiſtrat die Verzinſung und Amortiſation ſowohl dieſer Anleihe, als überhaupt der Anleihen denke, die wir im Laufe der Jahre aufgenommen haben, und es wurde dabei naturgemäß auch die allgemeine Finanzlage der Stadt berührt. Meine Herren, es iſt ja ſelbſtverſtändlich, daß wir als Gemeinde vielleicht noch mehr als jeder Privatmann die Pflicht haben, die Schulden, die wir aufnehmen, auch wieder zu tilgen. Der Ausſchuß hat ſich deshalb ſehr eingehend mit der Frage der Deckung befaßt Irgend ein beſtimmter Vorſchlag, in welcher Weiſe im Laufe der Jahre die Amorti⸗ ſation vor ſich gehen könnte, wurde nicht gemacht, und zwar aus ganz natürlichen Gründen. Es läßt ſich nicht überſehen, welche Einnahmen uns in den nächſten Jahren bevorſtehen. Darüber war man ſich klar, daß die Verzinfung und Amortiſation aus den laufenden Einnahmen zu erfolgen habe; aber einen auch nur annähernden Überblick über die Geſtaltung unſerer Einnahmen für die nächſte Zukunft zu geben, iſt ein Ding der Unmöglichkeit. Sie wiſſen, daß unſere Einnahmen hauptſächlich aus zwei Quellen reſultieren. Einmal ans unſeren Werken. Waſſerwerk, Elektrizitätswerke, Gasanſtalten, und zweitens aus den Steuern. Dieſe beiden Faktoren ſind abhängig von dem Gange der wirtſchaftlichen Entwickelung. In Zeiten einer Hochkonjunktur werden unſere Werke verhältnismäßig hohe Überſchüſſe abliefern. Ebenſo werden wir in Zeiten einer guten Konjunktur auf höhere Einnahmen aus den Steuern zu rechnen haben. Wenn aber die Konjunktur ſinkt, dann werden nicht nur die Einnahmen aus unſeren werbenden Anlagen nachlaſſen, ſondern auch die Eimmahmen aus Steuern. Welchen großen Schwankungen unſere Ein⸗ nahmen aus den Steuern ausgeſetzt find, das möchte ich Ihnen an einigen Zahlen nachweiſen. Die reine Iſt⸗Einnahme an Stenern, und zwar Steuern aller Art, nicht nur Einkommenſteuern, betrug i nenne nur runde Zahlen — im Jahre 1895 etwa 3 300 000 ℳ. Im Jahre 1900 hatte ſich dieſe Summe beinahe verdoppelt, wir hatten eine Einnahme von 6 275 000 ℳ. Im vorigen Jahre waren wir bereits auf annähernd 10 Millionen gekommen, und im laufenden Jahre ſchätzen wir die Einmahme auf über 11 Millionen ℳ. Ich bemerke dazu, daß auch für das vorige Jahr 1906 die Zahlen noch nicht abge⸗ ſchloſſen ſind, daß auch hier die Zahlen ſich nur auf die im Etat eingeſtellten Summen beziehen. Sie ſehen hieraus, meine Herren, daß unſere Einnahmen allmählich ganz beträchtlich geſtiegen ſind: von über 202 ——— 3 Millionen bis auf über 11 Millionen in dem Zeitranm von 1895 bis 1907 Leider iſt dieſes Steigen der Einnahme aus den Steuern kein regelmäßiges. Wir haben Jahre, in denen wir beträchtlich mehr eingenommen haben als in den Jahren vorher; wir haben aber dann wieder Jahre, wo das Mehr gegenüber dem Vorjahre nicht ſo bedeutend iſt. Auch hierfür einige Zahlen. Das Mehr im Jahre 1896 gegenüber 1895 betrug un⸗ gefähr 600 000 ℳ das Mehr gegen das Vorjahr ſank dann im nächſten Jahre bereits auf 500 000 . Erſt im Jahre 1899 ſtieg es wieder auf 760 000 . Dann iſt es allmählich bis auf 355 000 im Jahre 1901 geſunken. Darauf kam wieder ein allmählicher Aufſchwung, der allerdings auch wieder unterbrochen wird, und im Jahre 1905 hatten wir eine Mehr⸗ einnahme an Steuern gegenüber dem Jahre 1904 in Höhe von 1 162 000 ℳ., In dieſem Jahre iſt das Mehr auf 1 196 000 ℳ geſchätzt. 1 Meine Herren, es iſt ja zweiſellos recht erfreulich. daß unſere Steuern in dem Maße anwachſen; aber nun kommt der bittere Beigeſchmack: nämlich auch der Zuſchuß, den wir zum Schuldendienſt zu leiſten haben, ift gewachſen, und zwar erheblich mehr als die Steuereinnahme. Wir hatten im Jahre 1895 einen Zuſchuß zum Schuldendienſt von 432 270 o zu leiſten, im Jahre 1900 betrug dieſer Zuſchuß bereits annähernd 633 000 ℳ und im Jahre 1907 faſt 27/% Millionen. Sie ſehen alſo, daß der Zuſchuß zum Schuldendienſt von 1895 bis 1907 von 432270 % bis auf etwa 2 Millionen gewachſen iſt, während die reine Iſt⸗Einnahme an Steuern in derſelben Zeit nur von eiwa 3 300 000 ℳ auf 11 135 000 ℳ geſtiegen iſt. Hieraus geht hervor, daß der Zuſchuß, den wir zum Schuldendienſt zu leiſten haben, in höherem Maße geſtiegen iſt als die Einnahmen aus den Steuern. Es läßt ſich nicht ſagen, ob dies Verhältnis auch in der Zukunft ſo anhalten wird. Voraus⸗ ſichtlich aber — das iſt wenigſtens meine perſönliche Meinung — wird ein beſſeres Verhältnis in der nächſten Zukunft kaum zu erwarten ſein. Die reine Ausgabe für den Schuldendienſt betrug im Jahre 1895 nur etwas über 1 Million ℳ und im Jahre 1907 bereits 5 200 000 ℳ. Dieſen Ausgaben ſtehen allerdings auch Einnahmen gegenüber, im Jahre 1895 eine Einnahme von 627 000 ℳ. im Jahre 1907 eine ſolche von 2 793 000 ℳ. Aber immerhin iſt der Zuſchuß, den wir zu leiſten haben, ganz beträchtlich geſtiegen. Ich wiederhole, daß wir un⸗ möglich ſagen können, in welcher Weiſe wir in den nächſten Jahren in der Lage ſein werden, aus laufen⸗ den Mitteln die Verzinſung und Amortiſation unſerer Anleihen vorzunehmen. Aber darüber waren wir uns klar, daß die Verzinſung und Amortiſation aus den laufenden Einnahmen zu erfolgen hat. Wenn die Mittel, die wir bisher haben, dazu nicht aus⸗ ch reichen, dann werden wir eben gezwungen ſein, in Einnahmequellen zu denken. Meine Herren, in der zweiten Sitzung traten wir in die Spezialberatung der Vorlage ein. Ich möchte gleich von vornherein betonen, daß wir an der Geſamtſumme von 40 Millionen nichts eändert haben. Es hat ſich herausgeſtellt, daß es ſic aus⸗ ſchließlich um Ausgaben für Zwecke handelt, die dringend notwendig ſind, und daß es ſich ferner auch nur um Ausgaben für die nüchſten Jahre handelt. Sie brauchen alſo nicht zu glauben, daß wir nun, wenn die 40 Millionen begeben ſind überhaupt keine Schulden mehr aufzunehmen haben abſehbarer Zeit an neue