209 Herr Stadtv. Dr. Spiegel Vorſteher Roſenberg: 42 Dürfte ich dann hat ſeinen Antrag zurückgezogen um die Reſolution bitten! (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Hirſch (Schlußwort): Nachdem der Antrag Spiegel zurückgezogen iſt, kann ich ſelbſtverſtändlich nicht darauf eingehen. Ich hätte ſonſt im Namen des Ausſchuſſes gebeten, den Antrag abzulehnen. Wir haben gar keinen Grund, die Summe, die der Magiſtrat von uns verlangt, noch erheblich zu erhöhen. Was die Reſolution Stadthagen betrifft, ſo möchte ich — allerdings kann ich hier nicht im Namen des Ausſchuſſes ſprechen, da die Reſolution dem Aueſchuſſe nicht vorgelegen hat, aber doch für meine Perſon — bitten, die Reſolution anzunchmen §s kommt in der Reſolution die Stimmung zum Ausdruck, die allgemein im Ansſchuß geherrſcht hat. Iſt eine derartige Reſolntion einmal angenommen, ſo hat der Magiſtrat wenigſtens einen beſtimmten Beſchluß der Stadtverordnetenverſammlung,; er weiß dann, daß die Mebrheit der Stadtverordneten⸗ verſammlung auf dem Standpunkt der Errichtung von Spielplätzen ſteht. Vielleicht würde es ſſich empfehlen, wenn das nicht zuviel Koſten machte, nicht direkt immer Plätze im Innern der Stadt zu kaufen, ſondern vorläufi) freie Plätze zu mieten. Darin würde vielleicht ein Ausweg zu erblicken ſein. Wir haben ja in nicht zu weiter Entfernung von der Stadt noch eine ganze Reihe von ſehr ſchönen Plätzen, die vielleicht für nicht all zu ſchweres Geld auf einige Zeit zu haben ſind. Meine Herren, ich habe mich noch mit einem einzigen Wort gegen die Ausführungen des Herrn Kämmerers zu wenden. Der Herr Kämmerer befindet ſich mit mir in einem Punkte nicht in Einklang. Er iſt etwas zu optimiſtiſch, er glaubt, daß wir es vor⸗ laufig nicht nölig haben werden, nene Anl⸗ihen cuf⸗ zunehmen. Meine Herren, ich habe gar nicht geſagt, daß wir nun vielleicht ſchon in den allernächſten Tagen oder in nächſter Zeit wiederum gezwungen find, Schulden zu machen, ſondern ich ſprach davon, daß in abſehbarer Zeit wieder neue Anleihen auf⸗ genommen werden müßten. Und auf dieſer An⸗ ſchauung muß ich beharren. Der Heir Kämmerer ſagt, es komme einmal die Zeit, wo für die funda⸗ mentalſten Bedürfniſſe geſorgt iſt. Nein, meine Herren, die Zeit kommt nie, und zwar aus dem ſehr einfachen Grunde, weil die fundamentalſten Bedürfniſſe immer von neuem ſteigen. Was heute als funda⸗ mentales Bedürfnis betrachtet wird, das galt vor 10, 20 Jahren als Luxus, dafür hätten wir vor 10, 20 Jahren niemals auch nur einen Pfennig ausgegeben. Wer hätte vor Jahrzehnten daran gedacht, daß es Pflicht der Gemeinde iſt, auf dem Gebiete der Lungenkrankheitsbekämpfung irgend etwas zu tun? Wer hat damals daran gedacht, daß es Pflicht der Ge⸗ meinde iſt, auf dem Gebiete der Wohnungsfürſorge etwas zu tun? Kein Menſch! Damals wurde das alles für überflüſſig gehalten. Heute hat man ſich ſchon allmählich an den Gedanken gewöhnt, daß die Gemeinden auf dieſem Gebiete einzugreifen haben. Es kann vielleicht die Zeit kommen — ich hoffe es wenigſtens —, in der auch derartige Einrichtungen als fundamentale Bedürfniſſe betrachtet werden, und dann werden wir eben neue Schulden machen müſſen. Herr Kollege Stadthagen hat ſchwere Bedenken wegen der Deckung. Ich bin bereits vorhin darauf eingegangen und labe erklärt, wofür der größe Teil der Anleihe verwendet wird. Gewiſſe Bedenken der Deckung haben wir alle, die müſſen wir als vor⸗ ſichtige Leute haben, aber allzu ſchwer brauchen die Bedenken nicht zu ſein. Dem Herrn Kämmerer, der ja anſcheinend der Meinung iſt, daß wir vorläufig überhaupt keine Schulden mehr machen dürfen, möchte ich zum Schluß — allerdings auch wieder nicht namens des Aus⸗ ſchuſſes, ſondern für meine Perſon — den Rat geben, nicht allzu optimiſtiſch zu ſein. Vielleicht iſt der Herr Kämmerer ſo freundlich, ſich über ſeinem Arbeilszimmer den bekannten Heineſchen Spruch zu hängen: „Meuſch, bezahle deine Schulden; Lang iſt ja die Erdenbahn, Und du mußt noch manchmal borgen, Wie du es ſo oft gelan“. (Heiterkeit!) Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, ich zöchte doch auch noch ein paar Worte zu der Frage der Spielplätze ſprechen. Ich fürchte, der Antrag des Herrn Stadthagen könnte nicht angenommen werden, und ich glanbe nicht, daß das der ganzen Geſinnung entſprechen würde, die ſowohl in der Stadtverordneten⸗ verſammlung wie im Magiſtrat der Frage der Spiel⸗ plätze entgegengebracht wird. Keiner von uns will ungezählte Millionen in die Spielplätze ſtecken. Wir ſind da alle mit dem Herrn Kämmerer einig. Wir wollen nicht 20 Millionen für Spielplätze ausgeben. Wir werden uns in die Verhältniſſe ſchicken, wie ſie bei uns liegen. Aber auch keiner unter uns wird gegen die Errichtung eines Spielplatzes ſprechen, wenn ein Platz vorhanden iſt und uns nicht mehr Geld koſtet, als wir dafür aufwenden können. Unſere Schulverwaltung ſtrebt mit vielem Eifer an, daß wir da, wo es nötig iſt, wo alſo viele Kinder wohnen, ſolche Plätze, die heute noch in der Stadt zu haben ſind, mit Koſten, die die Stadt tragen kann, zu Spielplätzen einrichten. Dieſe Pläne ſind im Schoße der Schulverwaltung erwogen worden, und ich bin überzeugt, daß der Magiſtrat, an den ſie noch nicht gelangt ſind, ihnen ſeine Zuſtimmung nicht verſagen wird. Ich glaube, daß wir in gar nicht ferner Zeit an Sie mit einer Vorlage heran⸗ kommen werden, der Sie hoffentlich alle zuſtimmen werden. Wir werden uns darin etwa auf der Linie des Antrages Stadthagen bewegen. Ich möchte aber nicht gern, daß heute, wo gegen die Spielplätze ſoviel vorgebracht worden iſt, gewiſſer⸗ maßen ab irato der Antrag des Herrn Stadtv. Stadt⸗ hagen abgelehnt wird; das würde ſo ausſehen, als ob die Stadiverordnetenverſammlung ſich überhaupt mit der Frage der Spielplätze nicht mehr beſchäftigen will, und das würde uns die Pferde ſcheu machen. Ich möchte glauben, es iſt an der Debatte im Aus⸗ ſchuß und heute genug geſchehen, und ich möchte den Herrn Stadtv. Stadthagen bitten, ſeinen Antrag nicht zur Abſtimmung bringen zu laſſen, ſondern ihn zurückzuziehen und die Sache ſich entwickeln zu laſſen. Sie wird ſich auf einer mittleren Linie, mit der wir uns, . ich, alle einverſtanden erklären können, ent⸗ wickeln. (Die Beratung iſt wieder eröffnet.) Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, nach der eben gehörten Erklärung vom Magiſtratstiſche aus möchte ich es um ſo mehr für praktiſch halten, wenn die Reſolution zurückgezogen wird, was ich