—— 217 — nahme dieſer Maßnahmen, und die Direktion iſt dieſer Forderung gefolgt, weil ſie ſich ſagte: wir ſind vor eine Zwangslage geſtellt; wir haben der Stadt Char⸗ lottenburg gegenüber die Verpflichtung übernommen, das Müll abzufahren; wenn unſere Arbeiter, unſere Kutſcher plötzlich, ohne den Arbeiteransſchuß einzu⸗ berufen, ohne zu verſuchen, die Sache aufzuklären, ohne zu verſuchen, die Streitigkeit beizulegen, wie ſie ſich in der Arbeitsvrdnung und in der Ordnung für den Arbeiterausſchuß verpflichtet hatten, die Arbeit niederlegen, dann können wir unſer Müll nicht ab⸗ fahren; wir müſſen alſo, dem Terrorismus folgend, nachgeben. Aber ſie hat ſich geſagt: ſo geht das nicht weiter, das iſt unmöglich; wir haben die Verantwortung der Stadt gegenüber die wir ſowohl finanziell wie moraliſch zu vertreten haben, wir müſſen unſerer Pflicht, abzufahren, nachkommen, wir müſſen dafür Sorge tragen, daß diejenigen Leute, welche in hetzen⸗ der Weiſe den Frieden zwiſchen uns und der bei weitem größten Mehrzahl unſerer Arbeiter ſtören, hinauskommen. Sie hat infolgedeſſen einen äußerſt geſchickten Coup gemacht, den ihr Herr Auguſt Gebert, der ſich bei der Sache prachtvoll blamiert hat, natür⸗ lich ſehr übelnimmt. Sie hat nämlich auf das Schreiben, wie folgt, geantwortet — am 25. April, am Donnerstag, lief das Schreiben ein, und am Freitag, den 26. April, befand ſich an jedem Stall ein Anſchlag der Direktion, der folgendermaßen lantete: Durch den Verband der Transportarbeiter ſind wir davon in Kenntnis geſetzt worden, daß unſere Arbeiter in einer am letzten Sonntag ſtattgehabten Verſammlung den Verband beauf⸗ tragt hätten, uns einen neuen Lohntarif zu unterbreiten. Abgeſehen davon, daß wir auf Grund unſerer mehrfachen Verhandlungen mit dem Ausſchuß unſerer Arbeiter zu der Hoffnung berechtigt waren, daß unſere Arbeiter uns ihre Wünſche durch den von ihnen gewählten Aus⸗ ſchuß und nicht durch die Vermittelung einer zu uns in keiner Beziehung ſtehenden Organi⸗ ſation unterbreiten würden, ſind wir vor der Hand nicht in der Lage, in eine nähere Prüfung des uns unterbreiteten Tarifs einzugehen. Wir ſind deshalb zu unſerem Bedauern gezwungen, unſere geſamten Arbeiter mit dem heutigen Tage zu entlaſſen, — die geſamten! — und fordern dieſelben daher hiermit auf, die ihnen anvertrauten Sachen ordnungsmäßig ab⸗ zugeben und ihre Anſprüche innerhalb drei Tagen auf unſerer Kaſſe auf unſerem Depot geltend zu machen. Aber ſie ſetzle hinzu: Arbeiter, die bereit ſind, zu dem bisherigen Lohnſatz und unter dem bisherigen Arbeitsver⸗ hältnis weiter zu arbeiten, — zu dem bisherigen Lohnſatz und unter dem bis⸗ herigen Arbeitsverhältnis weiter zu arbeiten! — wollen ſich ſofort bei unſerem Inſpektor melden, damit ihre Wiedereinſtellung unverzüglich er⸗ folgen kann. Die Geſellſchafl hatte ſpekuliert: unſere alten Arbeiter werden ſich bereit erklären, bei uns zu bleiben, und wir ſcheiden die 15 Hetzer aus, die wir kennen, die Unfrieden bei uns hineinbringen, und die unſeren Betrieb und die öffentliche Ordnung und Sicherheit zu ſtören gewillt ſind. Die Geſellſchaft hat ſich nicht geirrt; ich komme darauf gleich zurück. Ich will hier nur noch einſchieben, daß die Geſellſchaft gleichzeitig an demſelben Tage in den Abendblättern die Bekannt⸗ machung erließ, daß Kurſcher und Mitfahrer am nächſten Sonnabend früh um 6 Uhr oder um Uhr — ich weiß es nicht genau — eingeſtellt würden. Der Erfolg dieſes Anſchlags war folgender: von den 100 Arbeitern haben ſich 75 noch an dem⸗ ſelben Freitag ſchriftlich durch Eintragung in ein Buch bereit erklärt, unter den alten Arbeitslöhnen und unter dem alten Arbeitsverhältnis weiter zu arbeiten. Alſo der beſte Beweis, meine Herren, daß die Direktion ihre Leute ſehr gut kannte und ganz genau wußte, daß die weit überwiegende Mehr⸗ zahl nicht mit einer Abänderung des Tarifs ein⸗ verſtanden iſt, ſondern daß das ihnen nur von den Hetzern ſuggeriert war, und ein Beweis dafür, daß ſie ſehr klug gehandelt hatte, als ſie dieſe beiden Kategorien durch ihren Anſchlag trennte! Alſo 75 Arbeiter erklärten ſich ſchriftlich bereit, die Arbeit unter den alten Bedingungen wieder aufzunehmen. Ungefähr 10 Leute ſagten, ſie wollten zwar nicht unterſchreiben, aber ſie erklären mündlich, daß ſie ebenfalls zu arbeiten bereit ſeien, wie bisher. Nur 15 Leute weigerten ſich, dieſe Erklärung abzugeben, und das waren gerade diejenigen, die die Geſell⸗ ſchaft loswerden wollte, mit denen ſie unzufrieden zu ſein Grund hatte. Dieſen 15 wurden ſofort ihre Papiere übergeben und die Kündigung ihnen gegenüber aufrecht erhalten. — Ich erwähne, meine Herren, daß die Geſellſchaft zu einer Kündigung voll berechtigt war. In bezug auf die Kündigung ſind der Geſellſchaft irgendwelche Vorſchriften von uns nicht gemacht, konnten ihr auch nicht gemacht werden, da die Geſellſchaft uns für die ordnungs⸗ mäßige Ausführung verantwortlich iſt und in der Lage ſein muß, ungehorſame Arbeiter, die die An⸗ weiſungen der Geſellſchaft nicht ausführen, zu entlaſſen. Die Sache ſchien nun vollſtändig geregelt. Es kam der nächſte Morgen heran, Sonnabend, der 27. April: da erſchienen 20 alte Arbeiter, die arbeiten wollten, niemand mehr. Was war geſchehen? In der Nacht war eine Verſammlung geweſen, und da hatten die Terroriſten, dieſe Hetzer, die Leute wieder dazu bewogen — wodurch, weiß ich nicht —, ihre Erklärung, die ſie am Tage vorher freiwillig und unbeeinflußt abgegeben hatten, unter dem Zwange der Vorſtellungen der Terroriſten nicht zu erfüllen. Sie waren einfach nicht erſchienen. Auch hier zeigt ſich wieder das vorſichtige 1 . der Direktion. Auf dem Hofe hinter den Schranken ſtanden 20 Mann von den alten Arbeitern, die arbeiten wollten, und vor den Schranken ſtanden 100 Arbeitswillige, die bereit waren, ſofort einzutreten; auf Grund der Zeitungsannonce waren dieſe Leute erſchienen. Sie wurden in den Hof gelaſſen, gemuſtert und einge⸗ ſtellt, und der Betrieb ging mit Verzögerung von einer Stunde weiter. (Zuruf bei den Sozialdemokraten: Aber wie!) — Ich werde Ihnen das gleich ſagen, mein verehrter Herr! — Er wäre ganz ohne Störung verlaufen, wenn nicht ungeheuerliche Gewalttätigkeiten vorge⸗ kommen wären von den Arbeitern, die ſich nur auf den Straßen herumbewegten und nicht arbeiten wollten und wieder von den Hetzern aufgehetzt waren. (Stadtv. Hirſch: Terroriſten!) — Ja, Terroriſten im ſchlimmſten Sinne! Denn, meine Herren, es hat in der Tat an einzelnen Stellen unſerer Stadt eine völlige Anarchie geherrſcht, eine völlige Schutzloſigkeit des arbeitswilligen, ruhigen Arbeiters, der von Leuten, die ich mit dem Namen Terroriſten milde bezeichne, gehindert wurde, ſeine Arbeit auszuführen, und der ſie nur unter