in dem Transportarbeiterverbande, die doch auch ein Verantwortlichkeitsgefühl haben müſſen, vor den furchtbaren Früchten, die das Predigen des Un⸗ friedens zeitigt, erſchrecken, wenn ſie ſich beizeiten befinnen und ein Halt gebieten würden ſolchen unreifen Buben, die da hineingreifen, um Unfrieden zu ſäen, wo Friede beſteht, um Unordnung zu ſäen, wo Ordnung herrſcht, die dem öffentlichen Intereſſe und dem privaten Intereſſe der Berufsgenoſſen, deren Frauen und Kinder entgegenhandeln! (Bravo!) (Auf Antrag des Stadtv. Hirſch erfolgt die Be⸗ ſprechung des Gegenſtandes der Anfrage.) Stadtv. Hirſch: Meine Herren, ich kann mit dem Herrn Oberbürgermeiſter darin übereinſtimmen, daß die Tätigkeit hetzender Leute zu verdammen iſt. Ich verdamme die Tätigkeit dieſer hetzenden Leute genau ſo wie der Herr Oberbürgermeiſter, und zwar gleichviel von welcher Stelle gehetzt wird, ob das in Ver⸗ ſammlungen geſchieht, ob das auf der Straße oder von dem Tlotze des Magiſtrats aus geſchieht. Der Herr Oberbürgermeiſter wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich ihm ſage, daß, wenn irgend twas zur Verhetzung beigetragen hat, ſeine heutige Rede es geweſen iſt. Der Herr Oberbürgermeiſter hat den Schwer⸗ punkt, das, worauf es ankommt, vollkommen ver⸗ ſchoben. Zunächſt hat er ein hohes Lied auf die guten Löhne geſungen, die die Direktion zahle, wo⸗ bei ihm allerdings das kleine Malheur paſſiert ift, daß er auch Trinkgelder und alles Mögliche in die Löhne mit eingerechnet hat. Und dann hat er im zweiten Teil ſeiner Rede uns ein wahres Schauer⸗ märchen erzählt, ein Märchen. an das ernſte Männer überhaupt nicht glauben; das war elwas für Kinder oder für ſolche, die es glauben wollen. Meine Herren, es wird uns allen neu ſein — mir iſt es ſicher neu, und ich glaube, es gibt keinen einzigen unter Ihnen, dem es nicht neu iſt —, daß hier in Charloltenburg an einem Tage, vielleicht auch an mehreren Tagen in einem Teile der Stadt voll⸗ kommene Anarchie geherrſcht hat, und daß wir dank der Weisheit des preußiſchen Staates davor bewahrt wonrden ſind, daß vielleicht die blutige Revolution ausgebrochen wäre. Wenn man irgendetwas hier vorträgt, dann ſoll man ſich doch vor ſolchen Über⸗ treibungen hüten. Durch derartige UIbertreibungen verbeſſert man die Situation nicht. Der Herr Ober⸗ bürgermeiſter wird ſelbſt bei denen, auf die er mit ſeiner Rede Eindruck machen wollte, einen ganz andern Eindruck hervorgerufen haben. Die ganze Rede hat nur den einen Zweck, daß ſie vielleicht mal Material für eine zukünftige Zuchthausvorlage bieten oder von dem Reichsverbande zur Bekämpfung der Sozialdemokratie als Agitationeſchrift herausgegeben wird. Ein anderer Zweck wird mit dieſer Rede kaum erreicht werden. Aber das, worauf es ankommt, hat der Herr Oberbürgermeiſter vollkommen über⸗ ſehen. Ja, er iſt in ſeinem Eifer ſogar ſoweit ge⸗ gangen, daß er ſelbſt — ich komme darauf no nachher zurück — bei der Aufzählung einiger Fälle zugegeben hat, daß die Vorausſetzungen des § 14 des Vertrags vorlagen. Meine Herren, ich muß es dem „kezahlten Direktor“ des Transportarbeiterverbandes überlaſſen, dem Herrn Oberbürgermeiſter ſelbſt die Amwort zu geben. Ich kann nur ſagen: meinem Geſchmack ent⸗ ſpricht es nicht, Lente, die ſich nicht verteidigen können, in dieſer Weiſe anzugreifen, wie es vom Herrn Oberbürgermeiſter geſchehen iſt. Ich weiß nicht, ob vielleicht ein beſonderer Vorwurf in den Worten „bezahlter Direktor“ liegen ſoll. Der Mann iſt angeſtellt, um die Verwaltungsgeſchäfte des Ver⸗ bandes zu erledigen. Ja, meine Herren, da Herr Gebert nicht in der glücklichen Lage iſt, als Millionär geboren zu ſein, ſo muß er natürlich für ſeine Tätig⸗ keit eine Entſchädigung bekommen. Allzu hoch iſt ſie nicht; er bekommt ſeine Arbeit bezahlt, genau ſo, wie wie jeder andere ſeine Arbeit bezahlt erhält, mag es nun ein Beamter ſein oder ein Müllkutſcher oder ſonſt jemand, und niemand macht daraus anderen Leuten irgendeinen Vorwurf. Der Herr Oberbürgermeiſter irrt ſich auch, wenn er den Handels⸗ und Transportarbeiterverband als eine ſozialdemokratiſche Gründung betrachtet. Das iſt genau ſo ein Verband wie die freien Gewerk⸗ ſchaften überhaupt, und wenn der Herr Oberbürger⸗ meiſter ſich neben dem andern Material, das er ſich von der Gegenpartei verſchafft hat, auch Material von der Arbeiterpartei hätte kommen laſſen und einen Blick in das Statut hineingeworfen hätte, dann hätte er gefunden, daß dieſer Verband alle Arbeiter ohne Unterſchied der politiſchen Geſinnung, ohne Unterſchied der Religion aufnimmt. Ich zweifle ſehr daran, ob alle Leute, die in dem Transportarbeiterverband organiſtert ſind, wirklich Sozialdemokraten ſind. Wäre das der Fall — ich geſtehe ganz offen, es wäre vielleicht keinem lieber als mir. Aber leider ſind die Arbeiter noch lange nicht ſo weit aufgeklärt, daß auch alle diejenigen, die gewerkſchaftlich organiſiert ſind, ſich zur ſozialdemokratiſchen Partei bekennen. Der Herr Oberbürgermeiſter braucht ja nur einmal die Zahl der bei den letzten Wahlen für die ſozialdemo⸗ kratiſche Partei abgegebenen Stimmen mit der Zahl der gewerkſchaftlich organifierten Mitglieder zu ver⸗ gleichen, und er wird finden, daß leider noch ein ſehr großer Teil der gewerkſchaftlich organiſierten Mit⸗ glieder nicht Sozialdemokraten ſind. Und das iſt ja auch ganz erklärlich. Die Leute treten in die Gewerkſchaft ein, um ihre Lohn⸗ und Arbeitsver⸗ hältniſſe zu verbeſſern. Das hat mit der Zugehörig⸗ keit zu irgendeiner politiſchen Partei nichts zu tun. Dat ſich die meiſten, wenn ſie ſich überhaupt politiſch betätigen, der ſozialdemokratiſchen Partei anſchließen, iſt nur natürlich, weil ſie ſehen, daß dieſe Partei ihre Rechte wahrnimmt. Aber es gibt unter den Mit⸗ gliedern des Transportarbeiterverbandes auch ſolche, die politiſch auf demſelben Boden ſtehen, auf dem der Herr Oberbürgermeiſter ſteht. Meine Herren, ich möchte von vornherein, um gar keine Mißdeutung aufkommen zu laſſen, ganz offen erklären, daß ich, wenn ſolche Ausſchreitungen vorgekommen find, wie ſie der Herr Oberbürgermeiſter angeführt hat, dieſe Ausſchreitungen genau ſo, wenn nicht entſchiedener verurteile als der Herr Ober⸗ bürgermeiſter. (Sehr richtig! bei den Sozialdemokraten. Ober⸗ bürgermeiſter Schuſtehrus: Na alſo!) Wir haben mit Elementen, die ſolche Roheiten be⸗ ch gehen, die anderen Leuten Ziegelſteine an den Kopf werfen u. dgl., genau ſo wenig zu tun wie der Herr Oberbürgermeiſter, und wir ſchütteln ſie genau ſo ab wie er. Aber, meine Herren, es ſoll erſt einmal be⸗ wieſen werden, daß auch nur ein einziger Fall davon wahr iſt. Ich frene mich darüber, daß Strafanzeige erſtattet worden iſt. Die gerichtliche Verhandlung wird ja hoffentlich Klarheit ſchaffen. Aber, Herr Oberbürgermeiſter, es iſt ſchon Männern, die an