höherer Stelle ſtehen, ſo ergangen, daß ſie im Parla⸗ ment Fälle von angeblichem ſozialdemokratiſchen Terrorismus vorgetragen, haben und daß ſich dann hinterher vom Gericht heransgeſtellt hat, daß alles nicht wahr war, ſo daß ſie ſich genötigt geſehen haben, ihre Anſchuldigungen zurückzunehmen. Ich erwarte von dem Herrn Oberbürgermeiſter, daß, wenn die Gerichtsverhandlungen das Gegenteil von dem er⸗ geben, was er geſagt hat, er dann hier an derſelben Stelle, wo er die Anſchuldigungen ausgeſprochen hat, ſie auch zurücknimmt. Wir werden bei der erſten beſten Gelegenheit, wenn nicht anders bei der Elats⸗ beratung, darauf zurückkommen und eine Richtig⸗ ſtellung verlangen. Meine Herren, ein grundſätzlicher Irrtum oder eine grundſätzliche Unklarheit herrſcht bei dem Herrn Oberbürgermeiſter darüber, was Herr Gebert, der Vertreter der Organiſation, in der Sitzung zu tun hatie. Es könnte nach den Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters den Anſchein erwecken, als ob Herr Gebert Mitglied des Arbeiterausſchuſſes ſein wollte. Das iſt nicht der Fall. Das geht auch aus dem Protokoll nicht hervor. Nur bei den Vor⸗ verhandlungen über die Aufſtellung des Arbeiteraus⸗ ſchuſſes war Herr Gebert als Vertrauensperſon der Arbeiter hinzugezogen worden. Die Direknion hatte nichts dagegen. Sie war nicht verpflichtet, ihn zu⸗ zulaſſen; daß ſie ihn aber zugelaſſen hat, war von der Direktion ſehr vernünftig. Wie überhaupt die Direktion erſt ganz vernünftig vorgegangen iſt, bis ſie dann — ich vermute, durch Hetzer von anderer Seite — dazu getrieben worden iſt, einen ganz andern Standpunkt einzunehmen. (Heiterkeit.) Dem Herrn Oberbürgermeiſter ſollte es doch aus der modernen Arbeiterbewegung bekannt ſein, daß überall Tarife abgeſchloſſen werden nicht mit den Arbeitern des betreffenden Betriebes und der Direktion, ſondern daß allgemein daß Beſtreben herrſcht, die Tarife zwiſchen Direktion und Organiſation bezw. von Organiſation zu Organiſation abzuſchließen. Und gerade die Arbeitgeber ſind es. die mehr als einmal erklärt haben, daß ihnen ſelbſt daran liege, daß die Tarife mit der Organiſation abgeſchloſſen werden, und zwar aus dem ſehr einfachen Grunde, weil ſie dann ganz genau wiſſen, daß. die Tarife auch inne⸗ gehalten werden. Es iſt kein Fall nachzuweiſen, wo, falls eine Organiſation einen Tarif abgeſchloſſen hatte und von den Arbeitern dieſer Tarif nicht inne⸗ gehalten worden iſt, die Organiſation ſich dann etwa auf die Seite der Arbeiter geſtellt hat. Im Gegenteil, die Organiſationen haben dann ſtets und ſtändig verlangt, daß die Arbeiter den Tarif innehalten. Und wenn es aus dieſem Grunde zu einer Differenz gekommen iſt, dann iſt den Arbeitern von der Organiſation die Unterſtützung nicht gewährt worden. Weil die Arbeiter das wiſſen, darum halten ſie ſich an dieſen Tarif. Deshalb war es ſehr vernünftig von der Direktion — ich ſtehe da auf einem andern Standpunkt als der Herr Oberbürgermeiſter, ich ſage: es war ſehr vernünftig von der Direktion, daß ſie Herrn Gebert zu den Verhandlungen hinzugezogen hat. Daß nun Herr Gebert wirklich Unfrieden zwiſchen den Arbeuern geſät hat, meine Herren, daß iſt bisher nicht bewieſen worden, und ich glaube es nicht. Ich kenne Herrn Gebert perſönlich als einen ſehr ruhigen Menſchen. Ich bin davon überzeugt, daß er einzig und allein das Beſtreben gehabt hat, die Intereſſen der Arbeiter wahrzunehmen, und daß er einzig und allein beſtrebt geweſen iſt, einen ver⸗ nünftigen Zuſtand, einen modus vivendi zwiſchen den Arbeitern und Unternehmern herzuſtellen. An dem Säen von Unfrieden lag ihm wahrhaftig nichts. Am wichtigſten iſt der zweite Teil des Vortrags des Herrn Oberbürgermeiſters, in dem er nach⸗ zuweiſen ſuchte, daß § 14 des Vertrags für den Unternehmer gar nicht in Betracht kam. § 14 lantet: Zur Schlichtung entſtandener Streitigkeiten, die zum Streik zu führen drohen, hat der Unter⸗ nehmer in jedem Fall und ſo ſchnell wie möglich das Gewerbegericht in Charlottenburg als Einigungsamt anzurufen. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagt: dieſer Fall lag nicht vor. Meine Herren, ich behaupte: er lag vor, und ich beziehe mich zum Beweiſe dafür auf den Herrn Oberbürgermeiſter. Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat geſagt — ich bitte, auf die Daten zu achten —, am 6. April hätten ſich bereits einige Müllkutſcher gewrigert, zu fahren, und zwar mit dem Hinweije darauf, daß eine Verſammlung ein⸗ berufen ſei, zu der ſie gehen wollten; dieſe Leute ſeien bedroht, geſchlagen worden. Weiter ſagt Herr Ober⸗ bürgermeiſter, am 19. April hätten die Kutſcher ſich geweigert, anzuſpannen. Das war alſo bereits am 6. bezw. 19. April. Und an einer anderen Stelle ſagte der Herr Oberbürgermeiſter: bis zum 25. April herrſchte voller Friede. Ja, ein ſonderbarer Friede, in dem die Leute bedroht und geſchlagen werden! Nein, meine Herren, gerade die Ausführungen des Herrn Oberbürgermeiſters laſſen darauf ſchließen, daß bereits — ſagen wir zunächſt nur: Differenzen auszubrechen drohten. Die Direktion konnte ſehr wohl annehmen, daß es zum Streik kommen würde. Allerdings kann ja jede Direktion den Vertrag einfach umgehen, wenn ſie in ſo rigoroſer Weiſe vorgeht, wie es die Müllabfuhrgeſellſchaft getan hat. Der Herr Oherbürgermeiſter nennt das einen ſchlauen Coup. Über den Geſchmack läßt ſich nicht ſtreiten. Sie hat einfach die Arbeiter entlaſſen, einfach aus⸗ geſperrt, wie das jetzt üblich iſt. Nehmen wir einmal an: ich bin Leiter eines Betriebes, ich habe die Ver⸗ pflichtung, falls ein Streik auszubrechen droht, das Einigungsamt anzurufen. Es kommen nun Differenzen vor. Ich ſage mir: Donnerwetter, du wirſt doch nicht vor das Einigungsamt gehen? da kannſt du Unrecht bekommen —; ich ſchmeiße einfach alle Arbeiter heraus, dann droht kein Streik auszubrechen, es arbeitet niemand mehr, dann handelt es ſich einfach um eine Ausſperrung. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagte, daß der Lohn⸗ tarif zwiſchen Arbeitern und Geſellſchaft vereinbart war. Meine Herren, das iſt nicht der Fall. Der Lohntarif war nicht vereinbart, es war nur ein proviſoriſcher Lohntarif. Und nun ſtellt es der als etwas ſo Gefährliches hin, da am 25. April ein Schreiben bekommen hat. Ich habe leider die Abſchrift nicht hier. Soweit ich den Herrn Oberbürgermeiſter verſtanden habe, ſtand in dieſem Schreiben, das vom Transportarbeiterverband ausging: wir legen einen Lohntarif vor und erklären uns bereit, zu verhandeln. Nun, meine Herren, iſt mir in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen, daß, wenn jemand ſich zum Unterhandeln bereit erklärt, man dann dem Betreffenden ein rigoroſes Vorgehen vorwirft, daß man von ihm ſagt, er hätte ſich völlig unberufen eingemiſcht, er hätte ſich „gnädigſt . gelaſſen“, und was derartige ironiſche Bemerkungen mehr ſind. Nein, es wurde einfach eine Lohnforderung Herr Oberbürgermeiſter ß die Geſellſchaft