Oberbürgermeiſter Schuſtehrns: Meine Herren, ich möchte mit dem Letzten anfangen, was Herr Stadtv. Hirſch geſagt hat, und daran die ſehr erfreuliche Feſtſtellung anknüpfen, daß ich aus der Rede des Herrn Stadtv. Hirſch herausgehört habe, daß er ſich in einer ſehr unangenehmen Lage befunden hal — das leuchtete aus jedem Wort, das er ſprach, hervor —, daß er dieſe Geſchichte hier verteidigen muß, die er ja ſchließlich, was ich denn von ihm nicht anders erwarten konnte, von ſeinem Stand⸗ punkte abgelehnt hat. Er hat ſehr klug, wie er meiſt — wie er immer zu ſein pflegt, (Heiterkeit) geſagt: Ich will mit den Ungeheuerlichkeiten, mit den Roheiten die hier vorgekommen ſein ſollen, nichts zu tun haben, ich verdamme ſie ebenſo wie der Ober⸗ bürgermeiſter. Das iſt ſchon eine erfreuliche Tatſache, daß ich aus der Angſtlichkeit und Unficherheit, mit der Herr Hirſch geſprochen hat, — ich komme darauf noch zurück, das nachzuweiſen — dieſe Gewißheit entnommen habe. Nun, meine Herren, hat Herr Stadtv. Hirſch zuletzt einen großen Trumpf ausgeſpielt, indem er ſagte: nach langen Erfahrungen, die er hätte, könne er ſagen, daß ich immer einſeitig berichtet wäre, und daß ich die Pflicht hätte, mich auf beide Parteien zu ſtützen und nicht nur einſeitiges Material hier vorzubringen. Meine Herren, Herr Stadtv. Hirſch ſollte nicht erinnern an jene Debatte, die er einmal durch eine Interpellation hier angeregt hat, die das Schillertheater anging, — in ſeinem eigenen Intereſſe; denn da hat er ſehr ſchlecht abgeſchnitten. (Stadtv. Hirſch: Im Gegenteil!) — Da hat die ganze Stadtverordnetenverſammlung auf ſeiten des Magiſtrats geſtanden! (Stadtv. Hirſch: Das tut ſie doch immer!) Da habe ich nachgewieſen, daß ich nicht einſeitig, ſondern in großer Vorſicht in Konfrontation beide Parteien gehört habe. (Stadtv. Hirſch: Nachher, auf unſere Aufforderung!) Das muß Herr Stadtv. Hirſch auch anerkennen. Und wenn die Stadtverordneten immer auf meiner Seite und nicht auf der Seite des Herrn Stadtv. Hirſch ſtehen, dann iſt meine Poſition ſo ausgezeichnet, daß ich ſie mir nicht beſſer wünſchen kann. Nun, meine Herren, bin ich nicht einſeitig ver⸗ fahren, ſondern ich habe mir das Material vorlegen laſſen, das in den Protokollen und in der Arbeits⸗ ordnung und in den Lohntarifen vorhanden iſt, die von den Mitgliedern des Arbeiterausſchuſſes, die Arbeiter ſind, unterſchrieben ſind! Alſo mein Material iſt auch heute wieder nicht einſeitig, ſondern beruht auf durchaus gerechter Würdigung der Dinge. Die Mitteilungen über die Überfälle habe ich natürlich nur aus Nachrichten des Herrn Direktors von der Linde; denn die Leute, die da überfallen haben, konnte ich nicht vorladen — hatte dazu auch gar keine Ver⸗ anlaſſung, auch gar keine Neigung; dieſe Herren hier vorzuladen und ſie zu befragen, das hätte auch gar keinen Zweck gehabt. Aber ich habe Ihnen nachge⸗ wieſen, meine Herren, daß die Anklagen erhoben ſind, und ich bin bereit, Ihnen die Namen der Ankläger, der Angeklagten und der Zeugen zu nennen; ich habe geſagt, daß ich ſie hier habe. Herr Stadtv. Hirſch hat im Anfang ſeiner Rede geſagt, ich hätte von Schauermärchen geſprochen, Übertreibungen vorgenommen und die Sache verdreht. Das iſt doch nur eine Behauptung des Herrn Hirſch, die ganz beweislos ausgeſprochen iſt; auch nicht den Schatten eines Beweiſes hat er dafür erbracht, daß die Tatſachen, die ich angegeben habe, mit Nennung der Namen, mit Benennung der Zeugen und Benennung der Tat, ſich nicht abgeſpielt haben; er hat das nur beſtritten, aber nicht den Schatten eines Beweiſes für ſein Beſtreiten vorgebracht, ja nicht einmal verſucht, den Beweis anzutreten, es ſei unrichtig, was ich geſagt habe. Alſo mit ſolchen gegenſtandsloſen Einwendungen wie Schauermärchen, Übertreibung der Tatſachen kann man mir nicht an den Wagen fahren, da ich hier feſtſtehende Tatſachen mit Vorführung der Namen und anderen Beur⸗ kundungen gegeben habe. Nun hat ſich Herr Stadtv. Hirſch über den Zweck meiner Rede aufgeregt. Er hat geſagt, meine Rede ſei eine verhetzende Rede geweſen. Ja, weshalb haben Sie denn eine Interpellation geſtellt? Sie wollen ſich ein andermal überlegen, weshalb Sie Interpellationen ſtellen! (Stadtv. Hirſch: Tun wir auch!) Es iſt meine Pflicht geweſen, eine Klarſtellung zu geben, und bei dieſer Klarſtellung habe ich mich an die Wahrheit zu hallen und mich nicht daran zu kehren, ob den Interpellanten die Sache angenehm iſt oder nicht. Gewiß iſt Ihnen die Sache jetzt ſehr unangenehm. Wenn man ſagt, ich hätte verhetzt, wenn ich den Interpellanten auf ihre Frage antworte, — nun, ich habe lediglich geſprochen, um die Tatſachen feſtzuſtellen; das iſt auch der Zweck meiner Rede geweſen. Daß ich dabei natürlich mit meinem Urteil nicht zurückhalte über Gewalttätigkeiten, die vorge⸗ kommen ſind, das iſt ſelbſtverſtändlich; (Stadtv. Hirſch: Selbſtverſtändlich!) man kann mich deshalb nicht einen Verhetzer ſchimpfen — das Wort weiſe ich zurück! (Stadtv. Hirſch: Aber Herr Gebert hetzt, den Sie gar nicht kennen!) Nein, Sie haben geſagt, ich hätte eine Hetzrede gehalten, (Stadtv. Hirſch: Gewiß!) und Sie haben geſagt, ich hätte Herrn Gebert Hetzerei vorgeworfen. Ich habe Herrn Gebert nicht Hetzerei vorgeworfen; das wird das Stenogramm ergeben; ich habe von Hetzern geſprochen, die unter den Arbeitern der Geſellſchaft waren, und habe von Herrn Gebert geſagt, daß er in den Frieden, der zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern beſtand, den Unfrieden gebracht hat. (Stadtv. Hirſch: Na alſo!) (Glocke des Vorſtehers.) Nun hat Herr Stadtv. Hirſch ferner geſagt, ich hätte, da ich mich nicht verteidigen könnte, angegriffen. Er hat ſich auf einen ſehr hohen Standpunkt geſtellt: das ſei doch nicht zu rechtfertigen. Nun, meine Herren, was bezwecken Sie denn mit Ihrer Inter⸗ pellation? Sie wollten doch die Lente angreifen, die ſich hier nicht verteidigen können! Alſo bitte: wer im Glashaus ſitzt, ſoll nicht mit Steinen werfen. (Stadtv. Hirſch: Haben wir das getan? Bitte, wen haben wir angegriffen?) Herr Stadtv. Hirſch hat dann von Tarifen ge⸗ ſprochen, die mit der Organiſation der Gewerkſchaften vereinbart werden mußten; das hätte die Geſellſchaft verſehen, und das ſei ihr anzurechnen. Meine Herren, ich laſſe ganz dahingeſtellt, ob das richtig iſt, ob das wirklich jetzt ſchon Sitte geworden iſt. (Stadtv. Vogel: Buchdrucker!) In dieſem Falle iſt es jedenfalls nicht geſchehen, und die Geſellſchaft hat nicht die geringſte Verpflichtung, ſich mit der Organiſation des Transportarbeiter⸗