—— 229 — Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel. Ich glaube, meine Herren, Sie werden mein Vorgehen billigen, wenn ich mich bemühen werde, angeſichts der vor⸗ geſchrittenen Zeit und angeſichts der überaus hohen Temperatur in dieſem Saale mich kurz zu faſſen. (Sehr richtig!) letzten Sitzung mit einer Vorlage beſchäftigt, welche ebenfalls eine Erweiterung der Gasanſtalt zum Zweck hatte. Auch die heutige Vorlage beſchäftigt ſich mit der Erweiterung der Gasanſtalt, und beide Vorlagen haben zum großen Teil eine Verwandtſchaft, zum Teil gehen ſie in⸗ einander über, wie bei der Begründung der letzt⸗ verabſchiedeten Vorlage erwähnt worden iſt. Vor allem aber haben ſie eine Verwandtſchaft darin, daß der Grund ihrer Einbringung der gleiche iſt, der nämlich, daß ſchleunigſt dafür geſorgt werden muß, daß auf unſerer Gasanſtalt Erweiterungsanlagen vorgeſehen werden. Das letztemal handelte es ſich um Speicherungsanlagen, heute um Produktions⸗ anlagen. Ich gehe nur ganz kurz auf die Zahlen ein, aus denen hervorgeht. daß der Konſum eigentlich jetzt ſchon alles aufnimmt, was wir zu produzieren in der Lage ſind, und daß wir bei der zu erwartenden Steigerung mit 209 000 ehm in Ausſicht ſtehender Höchſtabnahme pro Tag ſchon um einige Tauſend Kubikmeter dasjenige Maß überſchreiten, welches augenblicklich zu produzieren möglich iſt. Allerdings bleibt bei dieſen Zahlen dann noch die Reſerve von 35 000 chm, die das Reſerve⸗Waſſergasſyſtem zu liefern vermag; aber, meine Herren, das iſt dann unſere letzte Reſerve, und ſollte dieſer Pfeil unſeren Händen kraftlos entſchwinden, etwa dadurch, daß dieſe Anlage aus irgendwelchen Gründen außer Betrieb geſetzt werden muß, ſo haben wir keinen zweiten zu verſenden, und wir könnten in Verlegen⸗ heit kommen. Sie werden daraus erſehen, daß es dringend notwendig iſt, dieſe Vorlage möglichſt heute zu verabſchieden, und werden mir deswegen hoffentlich auch zuſtimmen, wenn ich Sie bitte, einen Ausſchuß in dieſem Falle nicht einſetzen zu wollen. Meine Herren, es iſt nun die Frage, was zu geſchehen hat, um die Gasproduktion zu erhöhen. Es ſind zweierlei Wege möglich: wir können ſowohl Steinkohlengas in größerer Menge herſtellen als auch Waſſergas, wie der Magiſtrat vorſchlägt. Es läge, wie aus der Begründung hervorgeht, nahe, daran zu denken, diejenigen 18 Ofen, welche augenblicklich nicht in betriebsfähigem Zuſtand ſind, wieder in betriebsfähigen Zuſtand zu verſetzen und auf dieſe Weiſe mehr Steinkohlengas zu produzieren. Die Begründung, die der Magiſtrat angibt, weshalb er dieſen Weg nicht beſchreitet, iſt etwas dunkel ge⸗ halten; ich glaube aber zu wiſſen, daß es die Frage der ſtehenden Retorten iſt, die die ganze Gaswelt beſchäftigt — meiner Anſicht nach beſchäftigt hat; denn ſie iſt meiner Anſicht nach geklärt —, weshalb er zögert, mit der Inſtandſetzung der alten Ofen vorzugehen und das Ubel. das uns droht, lieber Wir haben uns in der durch Erhöhung der 1 4 4 zu bekämpfen. Ich will nicht auf die Zahlen eingehen, welche bei der Berechnung des Verhältniſſes zwiſchen Miſch⸗ gas und Waſſergas obwalten müſſen. Ich will nur ſagen, daß tatſächlich bei einer Produktionsmenge von 224 000 chm pro Tag etwa 68000 cbm iJNiſch⸗ , produziert werden könnten, alſo rund 70000 chm. ieſe 70000 chm würden wir bereits erreichen, wenn wir neben den bereits vorhandenen Syſtemen à 35000 cbm, von denen eins in Reſerve iſt, noch ein drittes Syſtem anſchließen, welches ebenfalls 35000 chm produzieren kann, ſodaß im ganzen die Möglichkeit der Produktion auf 105000 ehm ſtiege. von denen 35 000 chm als Reſerve gehalten werden ſollen. So hat auch die erſte Vorlage der Deputation gelautet. Aber man iſt ſpäter doch zu der Anſicht gekommen, daß es zweckmäßiger iſt, auch das vierte Syſtem gleich mit auszubauen und auf dieſe Weiſe zu einer Produktionsmöglichkeit von 140000 chm pro Tag zu kommen. Wenn ich vorhin geſagt habe, daß wir uns bereits einem dringenden Notſtande gegenüber be⸗ finden, ſo läßt dies den Gedanken nahe treten, daß die Vorlagen, die uns jetzt zugegangen ſind, etwas ſpät gekommen find, und daß es vielleicht zweck⸗ mäßig geweſen wäre, etwas reichlicher zu disponieren. Jedenfalls möchte ich aber das Vorgehen des Magiſtrats, jetzt etwas mehr anſchaffen zu wollen, als augen⸗ blicklich nötig iſt, aus dieſem Geſichtspunkte gutheißen und Sie deswegen auch bitten, dieſe Anlagen zu genehmigen. Ich könnte Ihnen nur noch eins mitteilen: daß man entgegen dem früheren Syſtem jetzt zu dem Syſtem Delwik⸗Fleiſcher übergehen will, nachdem unſer Gasdirektor Pfudel, wie Sie ja wiſſen, eine Dienſtreiſe nach Trieſt gemacht hat und an der dortigen Gasanſtalt eingehende Studien über das Funktionieren dieſes Syſtems vorgenommen hat. Nach den Berichten, die in den Akten ſind, können wir annehmen, daß dieſes Syſtem jedenfalls gut funktionieren wird. Außerdem iſt es billiger. als wenn wir bei dem Pintſchſchen Syſtem bleiben. Es iſt in Ausſicht genommen, daß in 4 oder „ Monaten die Geſellſchaft, welcher der Bau der Regeneratoren übertragen iſt, ſie liefern wird; die Lieferung hat ſchnell zu erfolgen; ſie muß ſchnell erfolgen, und deshalb bitte ich, der Magiſtratsvorlage auch ſchnell zuzuſtimmen, damit die Direktion und die Deputation an die Arbeit gehen können. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt nach dem Antrag des Magiſtrats, wie folgt: 2) Die Erweiterung der Waſſergasanlage auf Gas⸗ anſtalt 1I auf 140 000 chm Tagesleiſtung wird genehmigt. b) Die Koſten in Höhe von 370 000 %. werden aus Anleihemitteln bewilligt.) Vorſteher Roſenberg: ordnung: Punkt 15 der Tages⸗ Vorlage betr. Neueinrichtung der Hof⸗ und Lagerflächen auf dem Grundſtück der Gas⸗ anſtalt II. — Druckſache 209. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Freutzel: Meine Herren, zu dieſer Vorlage kann ich mich noch kürzer faſſen. Ich kann Ihnen nur mitteilen, daß eine andere Begründung, als ſie der Magiſtrat gegeben hat, auch nach Studium der Akten nicht zu geben iſt. Ich empfehle Ihnen hiermit die Annahme der Vorlage ohne Ausſchußberatung. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: a) Der Neuregulierung der Hof⸗ und Lagerflächen auf dem Grundſtück der Gasanſtalt II wird zugeſtimmt.