——% 332 ——— für die Ehrung durch ſeine Ernennung zum Stadt⸗ älteſten ſeinen herzlichſten Dank ausſpricht. Die Magiſtratsaſſiſtenten hieſiger Stadt haben eine Bittſchrift in Beſoldungsangelegenheiten einge⸗ reicht. Dieſe Bittſchrift gelangt nach unſerer Geſchäfts⸗ ordnung durch die Beſchlußfaſſung über die Vorlage unter Nr. 20 der Tagesordnung zur Erledigung. Ich bitte die Verſammlung, von dieſer Eingabe Kenntnis zu nehmen und ſie bei der Beratung der Vorlage mit zu berückſichtigen. Wir kommen nunmehr zur Tagesordnung. Punkt 1: Einführung des neugewählten Stadbaurats Seeling. Oberbürgermeiſter Schuſtehrus: Mein hochver⸗ ehrter Herr Stadtbaurat! Sie ſind von der Stadt⸗ verordnetenverſammlung als Hochbaurat der Stadt Charlottenburg gewählt, vom Herrn Regierungsprä⸗ ſidenten als ſolcher beſtätigt, und mir liegt nach den Beſtimmungen der Städterodnung nunmehr ob, Sie am heutigen Tage inmitten der Stadtverordneten⸗ verſammlung in Ihr neues Amt einzuführen. Nahezu ein Jahr hat ſich vollendet ſeit dem Tage, an dem Ihr Vorgänger, Herr Profeſſor Stadt⸗ baurat Schmalz, einen Urlaub antrat, um ſeine an⸗ gegriffene Geſundheit herzuſtellen, einen Urlaub, von dem er nicht mehr zurückkehrte, weil ein grauſamer Tod ihn, den charaktervollen Mann und feinſinnigen Künſtler, allzu früh aus unſerer Mitte riß, was wir mit tiefer Trauer und Schmerz empfunden haben. Es war keine leichte Aufgabe für die Stadtver⸗ ordnetenverſammlung, einen Mann zu finden, der bereit und geeignet war, als ſein Nachfolger an ſeine Stelle als Hochbaurat unſerer Stadt zu treten. Die Stadt Charlottenburg und wir mit ihr müſſen der Stadtverordnetenverſammlung und ihrem Ausſchuß, welchen ſie zur Vorbereitung der Wahl eingeſetzt ſ hatte, den allergrößten Dank wiſſen, daß ſie ſich der mühevollen und verantwortlichen Arbeit mit großem Ernſt unterzogen und die ſchwierige Aufgabe durch Ihre Wahl zu einem glücklichen Erfolge gebracht hat. SDie, mein verehrter Herr Baurat, kommen zu uns, nachdem Sie in einem reifen Leben voll reicher Arbeit ſich eine Stellung als Mann wie als Künſtler errungen haben, nachdem Sie ſich durch eigene Kraft einen Namen geſchaffen haben, deſſen Klang hell tönt im Kreiſe der edlen Baukunſt und bei allen Männern, die mit ihr in Berührung ſtehen und Beziehungen haben. Mir iſt es eine aufrichtige 4 Ihnen an dieſer Stelle die Verſicherung geben zu können, daß das große Vertrauen, welches die Stadtverordneten⸗ verſammlung Ihnen durch Ihre Wahl bekundet hat, in vollſtem Maße auch von allen Mitgliedern des Magiſtrats geteilt wird. Auch wir vertrauen, daß Sie mit Ihrer Kraft und Ihrem künſtleriſchen Können die großen Aufgaben, welche Ihnen die ſtädtiſche Ver⸗ waltung jetzt und in Zukunft ſtellen wird, zu einem . . Ende führen und glücklich löſen werden. eshalb kann ich Sie heute im Namen des Magiſtrats in unſerer ſtädtiſchen Verwaltung als den jetzigen Hochbaurat unſerer Stadt freudigen Herzens . und Sie aufrichtig willkommen heißen. Den Staatsdienereid haben Sie noch nicht ge⸗ leiſtet. Es erübrigt alſo noch, daß Sie als mittel⸗ barer Staatsbeamter in Ihrem Amte als Stadtbau⸗ rat dieſen Eid in meine Hand ablegen. Der Eid 1 Ich, Heinrich Seeling, ſchwöre zu Gott dem Allmächtigen und Allwiſſenden, daß Seiner Königlichen Majeſtät von Preußen, meinem aller⸗ gnädigſten Herrn, ich untertänig, treu und ge⸗ horſam ſein und alle mir vermöge meines Amtes obliegenden Pflichten nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen genau erfüllen, auch die Verfaſſung 2. beobachten will, ſo wahr mir Gott elfe! Ich bitte Sie, dieſen Eid abzuleiſten, indem Sie die rechte Hand erheben und mir die Worte nachſprechen: Ich ſchwöre es, ſo wahr mir Gott helfe! (Stadtbaurat Seeling leiſtet den Eid.) Indem ich Ihnen die Anſtellungsurkunde über⸗ reiche und Ihnen meinen Glückwunſch übermittele, heiße ich Sie nochmals herzlichſt willkommen. Vorſteher Roſenberg: Herr Stadtbaurat! Auch die Stadtverordneten begrüßen Sie freudigen Herzens bei Ihrem Amtsantritt. Es iſt eine große, einen ganzen Mann und einen ganzen Künſtler erfordernde Aufgabe, vor die wir Sie geſtellt haben. Je höher das deutſche Volk in ſeiner Entwickelung und in ſeiner Blüte ſteigt, um ſo mehr hebt ſich das Verlangen auch in den deutſchen Städten, auf dem Gebiete der Pflege aller Künſte etwas Tüchtiges zu leiſten. Eine Stadt wie Charlottenburg hat gerade bei ihrem ſchnellen Wachstum in den letzten zwei Jahrzehnten ſo viel in allen übrigen Zweigen einer ſtädtiſchen Regie ſchaffen müſſen, daß ihr für die Kunſt wenig übrig blieb. Um ſo mehr regt es ſich jetzt auch hier an allen Enden, und wir fühlen tief die Verpflichtung, nunmehr auch auf dieſem Felde der ſtädtiſchen Verwaltung einen großen Schritt vorwärts zu tun. Wir hoffen, daß wir dabei auf Ihren Rat und auf Ihre Tat rechnen können. Man ſagt ja, daß die Baukunſt die Mutter aller Künſte ei. So möge es denn, mein ſehr geehrter Herr Stadtbaurat, Ihnen vorbehalten und beſchieden ſein. unſerer Stadt, deren Weichbild ja noch zum größeren Teil der Bebauung harrt, ein künſtleriſch ſchönes Gepräge zu ſchaffen und, wenn es geht, Charlotten⸗ burg ſelbſt zu einem Tempel der Kunſt zu machen. So heiße ich, ſo heißt dieſe Verſammlung Sie in ihrer Mitte herzlich willkommen. Stadtbaurat Seeling: Sehr geehrter Herr Ober⸗ bürgermeiſter! Hochverehrter Herr Stadtverordneten⸗ vorſteher! Ich danke Ihnen herzlich für die freund⸗ lichen, liebenswürdigen und aufrichtigen Worte, die Sie an mich gerichtet haben, indem Sie mich hier willkommen heißen. Der heutige Tag iſt für mich ein ſchwerer, vielleicht der ſchwerſte, aber auch wieder einer der freudigſten meines Lebens. Erlaſſen Sie es mir, heute hier eine Rede zu halten; ich glaube, wenn ich Ihnen eine Vorlage zu machen habe, ſo werde ich ſie vertreten können und werde ſchlagfertig zu entgegnen wiſſen. Ich bitte mir aber zu erlaſſen, heute weiter zu reden, und ſich mit den Worten herzlichſten Dankes und mit der Verſicherung zu begnügen, daß ich mit Leib und Seele meine Pflicht tun werde und mein ganzes Können und Wiſſen einſetzen werde zum Wohle der Stadt. (Bravo!) 1 Vorſteher Roſenberg: Punkt 2 der Tages⸗ ordnung: