Stadtrat Meyer: Meine Herren, ich will nicht des näheren auf das eingehen, was Herr Stadtv. Jolenberg als Berichterſtatter über die eigene Regie geſagt hat:; denn Punkt 1 der Vorlage verlangt nur: es iſt in eine Prüfung der Frage einzutreten, ob die Fuhrleiſtung der Straßenreinigung uſw in eigene Regie zu übernehmen ſind. Ich will auch auf die günſtigen Zahlen nicht eingehen, die Herr Stadtv. Jolenberg über Dresdener Verhältniſſe vorgetragen hat, ſondern nur perſönlich meiner Anſicht dahin Ausdruck geben, daß ich feſt davon überzeugt bin — und ich glaube, auch die ganze Deputation —, daß. wenn wir zur eigenen Regie übergehen würden, dies weſent⸗ lich teurer für die Stadt. ſein würde, als es bisher geweſen iſt. Allerdings hoffe ich auch, daß es dann weſentlich beſſer ſein wird. Da wir alſo erſt in eine Prüfung einzutreten haben, wird die Angelegenheit erſt die Deputation, dann den Magiſtrat und die Stadtverordnetenverſammlung beſchäftigen. Für mich handelt es ſich jetzt nur darum, die Anfrage des Herrn Stadtv. Jolenberg zu beantworten. Herr Stadtv. Jolenberg hat wohl nicht mit Un⸗ recht gemeint, daß dem Fuhrunternehmer Frite an der Verlängerung des Vertrages ſelbſt nichts liegt. Der Fuhrunternehmer Fricke hat allerdings ein ſehr billiges Angebot; es iſt noch billiger, als es vor ſechs Jahren der Fuhrunternehmer Gehl gehabt hat, ob⸗ wohl vor ſechs Jahren ganz andere Verhältniſſe herrſchten und beiſpielsweiſe nur 1½ Millionen Quadratmeter Fläche zu reinigen waren, während jetzt 21½§ Millionen Quadratmeter Fläche zu reinigen ſind. Zur Frage ſelbſt nun meine ich, daß es ganz ausgeſchloſſen iſt, daß wir nach anderthalb Jahren eine ſo ſchwierige Neueinrichtung treffen können, die doch auch dann glatt funktionieren ſoll. Sie müſſen bedenken, daß wir noch gar keinen Platz und noch gar keine Mittel für dieſelbe haben. Nachdem die Stadtverordnetenverſammlung jetzt beſchloſſen haben wird, daß der Prüfung der Frage näher getreten werden ſoll, wird der Dezernent mit der Deputation die Frage einer eingehenden Prüfung unterziehen. Dann muß der Magiſtrat und die Stadtverordneten⸗ verſammlung ſich damit beſchäftigen, und wenn alle Inſtanzen dafür ſind, dann müſſen die Bauprojekte aufgeſtellt werden, dann muß ein Zentraldepot gebaut werden, wo 100 bis 150 Wagen und 150 bis 200 Pferde untergebracht werden können uſw. Es iſt ganz ausgeſchloſſen, daß wir früher als zum 31. März 1910 fertig werden. Deshalb möchte ich bitten, die Vorlage des Ma⸗ giſtrats ſo anzunehmen, wie ſie iſt, und die Sache nicht zu überhaſten. Auf das eine Jahr wird es auch nicht ankommen, ſondern es wird meiner Überzeugung nach — und wohl auch Ihrer Überzeugung nach — richtiger ſein, die Frage ſorgſam und ſorgfältig zu prüfen und dann erſt die eigene Regie einzuführen. Stadtv. Klick: Meine Herren, die Ausführungen des Herrn Berichterſtatters übe: die bisherigen Er⸗ fahrungen mit dem Fuhrunternehmer Fricke könnten uns wohl kaum veranlaſſen, in eine Verlängerung des Vertrages mit demſelben einz willigen. Herr Kollege Jolenberg hat ganz recht, wenn er das Pferde⸗ material bemängelt, mit dem die ſtädtiſchen Wagen beſpannt werden. Man wird dabei unwillkürlich an das alte Lied von der früheren Berliner Pferdebahn erinnert, worin es heißt: des eine Pferd das zieht nicht, das andre das iſt lahm. Aber die in der Vorlage angegebenen Gründe des Magiſtrats beſtimmen uns doch, der Vorlage unſere Zuſtimmungzzu geben 235 —— D — allerdings in der Erwartung, Stz für die IIbernahme des ſtädtiftf eigene Regie bis zum 1. April M2 ſind, daß dieſe eigene Regie dann Vr kann und wir nicht wieder vor 2 ſchreibung, einer neuen Vergebung Fuhrweſens ſtehen werden. Wünſchen Sie jetzt einen Borſteher Roſenberg: 44 4 Jetzt iſt Antrag zu ſtellen, Herr Stadw. Jolenberg? es noch Zeit. Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg: Meine Herren, die Ausführungen des Herrn Dezer enten haben mich nicht ganz überzeugt; denn wir haben geſehen, daß gerade in dieſem Punkte die Anſichten des Magiſtrats etwas wandelbar ſind. Mir liegt hier die Vorlage vom 26. Oktober 1904 vor, bei der es ſich um die Verlängerung des Vertrages mit dem Fuhrunternehmer Fricke bis zum 31. März 1908 handelte, und darin ſagt der Magiſtrat: Wir ſind erneut in eine Prüfung der Frage eingetreten, ob es ſich bereits empfehlen würde, die Fuhrleiſtungen in eigene Regie zu üter⸗ nehmen Wir haben jedoch dieſe Frage verneint, weil die Einrichtung, Unterhaltung und Ver⸗ waltung eines ſo umfangreichen Fuhrparkes uſw. ungewöhnliche Schwierigkeiten bereiten und ganz beſondere Mehraufwendungen erfordern würde. Der Magiſtrat ſtand alſo damals auf einem ſtrikte ab⸗ lehnenden Standpunkt. Innerhalb dieſer zwei Jahre hat ſich aber, wie ich aus den Akten erſehen habe, der Standpunkt des Magiſtrats recht ſehr verändert, und ich habe den Eindruck gewonnen — es iſt ja möglich, daß ich mich täuſche, aber ich alaube es nicht —, als ob der Magiſtrat der Ubernahme des Fuhr⸗ parkes in eigene Regie heute durchaus wohlwollend gegenüberſteht. Ich habe weiter feſtgeſtellt, daß der Magiſtrat ſich damals außerordentlich zufrieden über die Fuhrleiſtungen des Fuhrunternehmers Fricke äußerte; jetzt muß der Magiſtrat zugeben, daß er durchaus unzufrieden mit dieſen Leiſmngen iſt — und wenn er es nicht zugibt, ſo ergeben das die unzähligen Vertragsſtrafen ohne weiteres. Alſo ebenſo, wie der Magiſtrat innerhalb zweier Jahre ſeine Anſicht auf dieſem Gebiete gewandelt hat, bedarf vielleicht auch die Behauptung des Herrn Dezernenten der Prüfung, daß innerhalb anderthalb Jahre die Sache nicht ein⸗ zurichten iſt, und ich möchte deshalb den Antrag ſtellen, die Vorlage des Magiſtrats zu bewilligen, aber dem Magiſtrat nahezulegen, den Vertrag möglichſt nur auf ein Jahr zu verlängern. Stadtrat Meyer: Meine Herren, der Herr Be⸗ richterſtatter bemängelt wiederholt, daß der Magiſtrat vor drei Jahren einen andern Standpunkt einge⸗ nommen hat als heute. Ich möchte bemerken, daß der Magiſtrat zu der Frage der eigenen Regie heute noch keine Stellung genommen hat. Aber ich gebe zu: die Erfahrungen, die wir in den letzten beiden Jahren mit dem Fuhrunternehmer Fricke gemacht haben, waren nicht ſolche, daß ſie den Magiſtrat auf ſeinem Standpunkt beharren laſſen ſollten, ſondern ich gebe mich der Hoffnung hin, daß der Magiſtrat, deſſen Minorität ſchon immer für die eigene Regie war, jetzt auch in ſeiner Majorität zu der Ubernahme des ſtädtiſchen Fuhrweſens in eigene Regie kommen wird. Aber ich betone: der Magiſtrat als ſolcher hat noch keine Stellung genommen.