—— 236 — Nun meint der Herr Berichterſtatter, daß er ſeinen Antrag dahin ſtellen ſoll, daß der Magiſtrat möglichſt ſchnell, möglichſt nach anderthalb Jahren zu der Übernahme in eigene Regie kommen möge. Ich kann nur wiederholen, meine Herren: übereilen Sie die Sache nicht! Vom grünen Tiſch ſieht die Sache einfach aus; es iſt aber eine ſchwierige, große Sache, die einer ſorgfältigen und eingehenden Prüfung nicht bloß durch den Dezernenten, nicht bloß durch die Deputation, nicht bloß durch den Magiſtrat, ſondern auch ſeitens der Stadtverordnetenverſammlung bedarf. Ich gebe Ihnen heute ſchon die Verſicherung: es wird um Hunderttauſende teurer werden, als wir es jetzt haben. Das würde mich als Dezernenten aber nicht abhalten, mit Leib und Seele, nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen an dieſe Aufgabe heranzuzehen, wenn ich mich überzeugt habe, diß ſie zum Nutzen und Frommen der Stadt Charlottenburg gelöſt werden wird. Ich wiederhole jedoch meine Bitte, den Antrag des Magiſtrats anzunehmen und uns die Friſt bis zum 1. April 1910 zu laſſen. Wenn Gefahr im Verzuge wäre, wenn die Sache dringend wäre, würde c„ vielleicht auch mit Uberſtürzung um ein Jahr ſchneller gehen; aber ich möchte Sie doch davor warnen. Iſt es ſolange gegangen, und haben wir es dabei noch ſo billig, ſo können wir es auch noch das eine Jahr länger ſo gehen laſſen und in Ruhe die Frage der eigenen Regie prüfen und zur Ausführung bringen. Es find noch viele Vorfragen zu löſen, und wenn Sie der Sache nützen wollen, ſo iſt es beſſer, die Vorlage des Magiſtrats anzunehmen, wie ſie iſt. Vorſteher Roſenberg: Ich ſtelle feſt, Herr Stadt⸗ rat, daß bisher ein Amendement von dem Herrn Berichterſtatter nicht geſtellt worden iſt. Stadtv. Ruß: Meine Herren, der Herr Bericht⸗ erſtatter ſcheint großen Wert darauf zu legen, daß wir den Vertrag mit Fricke nur auf ein Jahr ver⸗ längern, aber das Recht uns vorbehalten, das zweite Jahr zu optieren. Allerdings müſſen wir uns jetzt ent⸗ ſcheiden; ich bin aber davon überzeugt, daß Fricke darauf eingehen würde, wenn wir nur auf ein Jahr optieren mit dem Rechte der Option für das zweite Jahr. Dieſer Vorſchlag koſtet uns nichts, und hierzu würde Fricke auch gern ſeine Zuſtimmung geben, da wir ſoeben gehört haben, daß er tatſächlich bei dieſem Vertrage mit uns ganz bedeutende Summen zulegt, ein anderer als Fricke würde gar nicht imſtande ſein, das auf die Länge der Zeit zu ertragen, wenn er nicht gleichzeitig mit anderen Städten, wie z. B. Berlin und Schöneberg, beſſere Verträge als mit uns hätte, bei denen er den Schaden, den er bei uns erleidet, wieder herausholt. Ich gebe anheim, über dieſen meinen Vorſchlag zu beraten. Berichterſtatter Stadtv. Jolenberg: Ich möchte der Behauptung des Herrn Dezernenten, daß es Hunderttauſende mehr koſten wird, auf Grund der Akten entgegentreten. Mir liegen hier verſchiedene Voranſchläge vor. (Zuruf des Stadtrats Meyer.) — Ich kann nur nach den Akten, wie ſie mir hier vor⸗ liegen, urteilen; wenn ſie veraltet ſind, hätte ich eben neue Akten bekommen müſſen. Die Akten, die ich habe, ſind für mich maßgebend. Nach den Akten, die hier vorliegen, ſind verſchiedene Voranſchläge ge⸗ macht worden. Der letzte Voranſchlag lautet folgender⸗ maßen: einmalige Ausgaben 28000 ℳ. — das iſt das Kapital, das hineingeſteckt werden muß —, ordentliche Ausgaben überhaupt 254000 ℳ. Der Fuhrunternehmer Fricke hat in dieſem Jahre 227 166 % bekommen; das macht alſo einen Unterſchied von 27 000 ℳ, um die die Sache für die Stadt teurer wird. Nun möchte ich den Herrn Dezernenten bitten, mir zu ſagen, wie er zu den Hunderttauſenden kommt! Stadtrat Meyer: Meine Herren, die Akten, die dem Herrn Stadtverordneten vorliegen, wurden in den Jahren 1902 und 1903 angelegt, (Stadtv. Jolenberg: 1905 ſteht hier!) — im Jahre 1905 ſind ſie zum Abſchluß gelangt. Wir haben jetzt ganz andere Verhältniſſe; die Anzahl der Sprengwagen, der Waſchwagen, der Arbeiter hat ſich annähernd verdoppelt. Die Stadt zahlt andere Löhne, als der Unternehmer zahlt, und wird andere Löhne zahlen. Die Anforderungen, die unſere Bürger an die Reinhaltung der Stadt ſtellen, ſind viel höher als vor einem halben Dutzend Jahre und werden weiter ſteigen. Wenn wir jetzt neu ausſchreiben würden, würde es uns wohl auch Hunderttauſend mehr koſten, als wir dem Unternehmer Fricke zahlen, und wenn wir zu der eigenen Regie kommen werden, ſo habe ich, der ich ſeit ſieben Jahren Dezernent der Straßenreinigung bin und wohl Erfahrung habe, die Anſicht, daß es uns um Hunderttauſende teurer werden wird, als wir momentan unſerem Unternehmer zahlen. Aber ich fürchte mich nicht vor dem Koſtenpunkt. Für mich iſt die Hauptfrage, daß die Straßenreinigung und überhaupt das Abfuhrweſen beſſer wird. In⸗ folge der Ausbreitung des Automobilverkehrs und der Vermehrung des Aſphaltpflaſters, das wir ſtaub⸗ frei halten müſſen, muß die Straßenreinigung viel ſorgfältiger gehandhabt werden als früher; wir müſſen ſie auf eine Höhe bringen, die der Stadt Charlottenburg würdig iſt. Deshalb müſſen wir zu der eigenen Regie übergehen; dann können wir Verhältniſſe ſchaffen, die zufriedenſtellend ſind. Heute handelt es ſich aber, wie ich wiederhole, nicht um die Ubernahme in eigene Regie, ſondern nur darum, in eine Prüfung der Frage einzutreten, ob die Fuhrleiſtungen für die Straßenreinigung nebft Beſprengung, die Parkverwaltung und die Feuerwehr vom 1. April 1910 in eigene Regie zu übernehmen ſein werden. Der Magiſtrat hat ſich noch nicht engagiert, und die Stadtverordnetenverſammlung hat fſich noch nicht gebunden; wir haben Ihnen alſo, wenn Sie be⸗ ſchließen, in dieſe Prüfung einzutreten, ſpäter das Material vorzulegen, und Sie haben die Vorteile und die Nachteile zu prüfen und dann Ihren Ent⸗ ſchluß zu faſſen. (Die Beſprechung wird geſchloſſen.) Vorſteher Roſenberg: liegt nicht vor. (Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Zur Verſtärkung des Etatsanſatzes Ausgaben Kapitel IX B Abſchnitt 12 Errichtung von 3 Schuppen zur Unterbringung der kleinen Geräte und einiger Fahrzeuge für die Straßen⸗ reinigung werden 7500 ℳ aus dem Dis⸗ poſitionsfonds bewilligt. Es iſt in eine Prüfung der Frage einzutreten, ob die Fuhrleiſtungen für die Straßenreinigung nebſt Beſprengung, die Partverwaltung und Ein Abänderungsantrag II a)