—— 243 — könnte. Zweifellos werden die Ladeninhaber und andere Gewerbetreibende, die doch gewiß nicht auf Roſen gebettet ſind, dadurch wirtſchaftlich geſchäd igt, ganz abgeſehen davon. daß ein ſchön dekorierkes Fenſter doch ganz anders wirkt, als die teilweiſe mehr oder weniger geſchmackvollen Vorhänge. Es liegt auch gar kein Grund vor, daß das, was in den anderen Gegenden recht iſt, Groß⸗Berlin bezw. den übrigen Provinzen vorenthalten wird. Ich habe mir erlaubt, in meinem Antrage den Magiſtrat zu bitten, bei dem Herrn Miniſter des Innern vorſtellig zu werden, und zwar deshalb, weil ich zu dem Miniſter des Innern, Herrn von Bethmann⸗Hollweg, ein größeres Vertrauen habe als zu unſerem Herrn Oberpräſidenten. Der Oberpräfident hat auf die wiederholten Ein⸗ gaben der Handelskammer Berlin einen ab⸗ ſchlägigen Beſcheid erteilt. Der neuerdings erfolgte Beſcheid iſt allerdings nicht ganz abſchlägig, der Oberpräſident meint aber, daß gerade durch das Verhängen der Schaufenſter die Sonntagsruhe der Angeſtellten in höherem Maße gewahrt werde, als wenn die Schaufenſter nicht verhängt würden. Das iſt mir unverſtändlich; ich meine, gerade wenn die Schaufenſter unverhängt bleiben, kann doch viel weniger hinter den Kuliſſen paſſieren, als wenn ſie verhängt ſind. Ich bin der feſten Überzeugung, daß der Herr Miniſter die Vorſtellung wohlwollend prüfen und vielleicht die Konſequenz daraus ziehen wird, nicht nur für Charlottenburg, ſondern für Groß⸗ Berlin und auch die an deren Provinzen, die ich angeführt habe, die eingangs erwähnte Verordnung aufzuheben. Der Antrag hat die einſtimmige Zuſtimmung meiner Fraktion gefunden, und ich möchte Sie im Intereſſe der Sache bitten, meinen Antrag auch einſtimmig anzunehmen. (Bravo!) (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Verſamm⸗ lung 3 48 — nach dem Antrage des Stadtv. Boll⸗ mann. Vorſteher Roſenberg: Der Herr Antragſteller bittet, feſtzuſtellen, ob der Antrag einſtimmig an⸗ genommen worden iſt. Ich bitte alſo, nochmals ab⸗ zuſtimmen. (Die Abſtimmung wird wiederholt.) — Das iſt nicht einſtimmig. Ich mache der Verſammlung davon Mitteilung, daß der Herr Stadtv. Dr. Borchardt aus dem Aus⸗ ſchuß zur Vorbereitung der Erſatzwahl für Herrn Stadtrat Boerner ausgeſchieden iſt. Es wird an ſeiner Stelle Herr Stadtv. Hirſch vorgeſchlagen. — Die Verſammlung genehmigt das. Es iſt eine Anfrage eingegangen: Die Unterzeichneten richten an den Magi⸗ ſtrat die Anfrage, welche Stellung derſelbe zu der ihm zur Erwägung überwieſenen Petition vom Februar 1907 wegen Verlegung des Abortgebäudes Kantſtraße, Ecke Holtzendorff⸗ ſtraße, einnimmt. Charlottenburg, den 5. Juni 1907. Schmidt und mehr als vier Unterſchriften. Ich werde auch dieſe Anfrage auf die Tagesordnung der nächſten Sitzung ſetzen. Wir kämen dann zu Punkt 17 der Tagesordnung: Vorlage betr. Neuſchaffung zweier Beamten⸗ ſtellen (Magiſtratsaſſeſſoren) Druckſache 244. Es kann wohl auch zu gleicher Zeit Punkt 18 der Tagesordnung von demſelben Herrn Berichterſtatter mit erledigt werden: Vorlage betr. Vermehrung der Zahl der Magiſtratsmitglieder. — Druckſache 245. Berichterſtatter Stadtv. Otto: Meine Herren, mit Erlaubnis des Herrn Vorſtehers verbinde ich die beiden Vorlagen 17 und 18 mit einander. In der Vorlage 17 beantragt der Magiſtrat die Neuſchaffung zweier Beamtenſtellen, und zwar von zwei Magiſtratsaſſeſſoren. Die Vorlage wird von Ihnen allen geleſen ſein. Sie enthält ein reichbe⸗ gründendes Material, und es wird nach meiner Überzeugung zwingend nachgewieſen, daß ſowohl für die Armenverwaltung als vor allem aber auch für die Stenerverwaltung die Neuſchaffung je einer Magiſtratsaſſeſſorſtelle nötig iſt. Wenn ich Ihnen trotzdem empfehlen möchte, die Vorlage hente nicht glatt zu genehmigen, ſondern zunächſt einem Aus⸗ ſchuſſe zu überweiſen, und zwar demſelben Ausſchuſſe, dem Sie die Vorbereitung der Wahl eines unbe⸗ ſoldeten Stadtrates überwieſen haben, ſo geſchieht das, weil dieſe Vorlage nach meiner Auffaſſung im engſten Zuſammenhange mit der Vorlage Nr. 18 ſteht, in der der Magiſtrat die Vermehrung der Zahl der Magiſtratsmitglieder um 2 beantragt. Meine Herren, auch dieſe Vorlage iſt ausführ⸗ lich begründet. Es iſt darauf hingewieſen worden, daß die Verwaltung nicht nur im allgemeinen ge⸗ wachſen iſt, ſondern daß ganz neue Gebiete in Zu⸗ kunft zu bearbeiten ſind. Es iſt hingewieſen auf die Neuregelung der Müllverwertung, auf die Über⸗ nahme der Waſſerwerke, auf die Übernahme der ört⸗ lichen Straßenbaupolizei. Es ſind erwähnt worden die neuen Aufgaben, die an die Schulverwaltung herangetreten ſind, die neuen ſozialpolitiſchen Auf⸗ gaben, die zu erledigen ſind, und es iſt ſchließlich auch Bezug genommen auf die vielfachen Anregun⸗ gen aus der Stadtverordnetenverſammlung, die eine nicht unweſentliche Rolle bei der Vermehrung der ſtädtiſchen Geſchäfte ſpielen — ich hoffe, daß wir ſagen dürfen: die vielfach doch recht erfreulichen An⸗ regungen aus der Stadtverordnetenverſammlung. Es iſt dann im einzelnen nachgewieſen, daß eine ganze Anzahl der jetzigen beſoldeten Magiſtratsmitglieder überlaſtet iſt, und es iſt das vor allem dargelegt bezüglich des Oberbürgermeiſters, des Bürgermeiſters und des Kämmerers. Meine Herren. wer gerade dieſen Abſchnitt mit großer Aufmerkſamkeit durchgeleſen hat, der wird ſich dem Eindruck nicht haben verſchließen können, daß beſonders unſer Oberbürgermeiſter eine große Arbeitelaſt zu tragen hat, und daß — ich möchte beinahe ſagen: leider — eine Fülle von Repräſen⸗ tationsverpflichtungen auf ihm ruht, Repräſentations⸗ verpflichtungen allerdings, die wir ihm kaum ab⸗ nehmen können. Dazu kommt, daß der Oberbürger⸗ meiſter Mitglied des Herrenhauſes iſt, daß er im Provinziallandtage, im Provinzialrat und im Pro⸗ vinzialausſchuß ſitzt, daß er alſo vielfach den eigent⸗ lich ſtädtiſchen Angelegenheiten entzogen wird, und daß dann an ſeiner Stelle der Bürgermeiſter, der auch ſonſt ein reichliches Arbeitsfeld hat, für ihn ein⸗