—— 249 — und daß kein Beamter es wagen darf, einen Sozial⸗ demokraten zu wählen Alſo es wäre ein vollkommen vergebliches Bemühen, wenn ich mich hier hinſtellen wollte, um etwa um die Gunſt der Beamten zu buhlen. Im übrigen bin ich allerdings der Meinung, daß wir die Intereſſen der Beamten wahrnehmen, daß wir überhaupt die Intereſſen der Geſamtheit wahrnehmen. Nun hat der Herr Oberbürgermeiſter ſich in ſeiner zweiten Erwiderung bereits etwas gemäßigt. Er hat nicht mehr davon geſprochen, daß ich unwahre Behauptungen aufſtelle, ſondern geſagt, mein Urteil ſei falſch. Meine Herren, auch das Urteil des Herrn Oberbürgermeiſters kann ab und zu mal falſch ſein; das kann nämlich jedem Menſchen paſſieren, daß er falſch urteilt. Das Urteil, das der andere hat, und das dem eigenen entgegenſteht, bezeichnet man immer als falſch. Der Herr Oberbürgermeiſter ſagt aber weiter, er hätte mir Unwahrheiten nachgewieſen bei der Interpellation über die Vorfälle beim Schillertheater⸗ bau und in der vorigen Sitzung. Meine Herren, bei der Interpellation über die Vorfälle am Schillertheater hat der Herr Oberbürgermeiſter auch mit keinem Worte mir Unwahrheiten nachweiſen können, ſondern es hat ſich da Ausſage gegen Ausſage gegenüber⸗ geſtanden. Der Herr Oberbürgermeiſter war ſo unterrichtet, ich ſo, und es iſt heute noch nicht nachgewieſen worden, kann auch nicht nachgewieſen werden — es handelte ſich um einen Gerüſtbau, das Gerüſt iſt nicht mehr vorhanden — wer von beiden recht hat. Und in der vorigen Sitzung gar will der Herr Oberbürgermeiſter — ich nehme an, er meint die Interpellation über die Ausſperrung der Müll⸗ kutſcher — mir Unwahrheiten nachgewieſen haben! Meine Herren, was war denn in der vorigen Sitzung? Da hat der Herr Oberbürgermeiſter Behauptungen aufgeſtellt, und ich habe darauf erwidert, daß ich an dieſe Behauptungen ſo lange nicht glaube, bis ſie bewieſen ſind. Ich ſelbſt habe durchaus keine Behauptungen aufgeſtellt. Das nennt der Herr Oberbürgermeiſter den Nachweis von unwahren Be⸗ hauptungen! So liegt doch die Sache nicht. Ich habe mich doch nicht hingeſtellt und hier aller Welt erzählt, daß in Charlottenburg die Revolution ge⸗ herrſcht hat? Das war der Herr Oberbürgermeiſter! Ich habe doch keine Geſchichten erzählt von angeb⸗ lichem Terrorismus, der verübt worden iſt? Das war der Herr Oberbürgermeiſter! Wenn alſo dieſe Sachen ſich nachher durch die Gerichtsverhandlung als nicht wahr erweiſen ſollten, dann bin ich nicht derjenige, der unbewieſene Behauptungen aufgeſtellt hat, ſondern dann ſind dieſe unbewieſenen Behauptungen von einem andern aufgeſtellt worden. Bezüglich des Normaletats hat auch der Herr Oberbürgermeiſter wieder eine Behauptung zu wider⸗ legen verſucht, die ich gar nicht aufgeſtellt hatte. Er ſagt: die Anträge auf Erhöhung der Gehälter ſind nicht vom Magiſtrat ausgegangen, ſondern von der Stadtverordnetenverſammlung aus. Meine Herren, ich habe gar nicht geſagt, von wem die Anträge aus⸗ gegangen find. Aber das ſteht doch feſt, daß der Magiſtrat den Anträgen zugeſtimmt hat. Vorſteher Roſenberg: Ich ſchließe die Debatte. Es wird nun noch einmal über Nr. 20 der Tages⸗ ordnung abgeſtimmt. Ich bitte diejenigen Herren, die die Magiſtratsvorlage annehmen wollen, die Hand zu erheben. (Geſchieht.) Das iſt einſtimmig. Punkt 21 und 22 ſind bereits erledigt. Gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes ſind Einwendungen nicht erhoben worden. Die Tagesordnung der öffentlichen Sitzung iſt erledigt. Ich ſchließe die öffentliche Sitzung. (Schluß der Sitzung 8 Uhr 25 Minuten.) Druck von Adolf Gertz, G. m. b. H., Charlotten burg.