Stadtv. Dr. Riel: Meine Herren, ich möchte Sie dringend bitten, die Sache ſo zu laſſen, wie ſie zurzeit iſt, wenn Sie nicht mit endgiltigen Abände⸗ rungsvorſchlägen kommen können, was ich bis jetz. noch nicht gehört habe. Ich mute mir zu, ein ganz beſonders kompetenter Beurteiler der hier in Frage fommenden Verhältniſſe zu ſein; denn ich habe das mehr oder weniger zweifelhafte Vergnügen, zwei bis viermal am Tage nach jener Gegend zu kommen: (Heiterkeit) denn dort ſteht ja unſer Amtsgericht. Meine Herren. die Zuſtände, die vor der Gründung jenes wohl⸗ tätigen Inſtimts in jener Gegend geherrſcht haben, ſpolten geradezu jeder Beſchreibung. Es war einfach fkandalös, wenn man ſehen mußte, wie die unglück⸗ lichen Angeſtellten der Elektriſchen bezw. damals der Pferdebahn faute de mieux an eine Mauer traten oder auch ſonſt irgendwelche Lokalitäten oder Nicht⸗ Lokalitäten aufſuchten, um dort ihren Bedürfniſſen Genüge zu tun. Wir haben es mit großer Freude begrüßt, als endlich dieſe Anſtalt gebaut wurde, und es ging auch bisher alles ſehr ſchön. Von einem Verkehrshindernis konnte gar nicht die Rede ſein. Da wurden die elektriſchen Bahnlinien verändert: es kam die Linie 8, welche neben der Bedürfnisanſtalt ihren Endpunkt hat, die Linien §0 und 81 wurden über den Platz geführt, aber ſo, daß ein Auszugs⸗ gleis für die Anhängewagen geſchafſen werden mußte, und dieſes iſt meines Erachtens das Verkehrshinder⸗ nis. Es iſt geradezu unglaublich, wenn man täglich mit anſehen muß, was für Zeit und Arbeit dort vergendet wird, wenn die Anhängewagen dort an⸗ oder abgehängt werden; ſie müſſen hin⸗ und herge⸗ ſchoben werden. Dadurch kommt das Verkehrs⸗ hindernis, nicht aber dadurch, daß dort eine Be⸗ dürfnisanſtalt ſteht. Denn auf dem Platz dieſer Bedürfnisanſtalt würden Sie aus verkehrstechniſchen Gründen etwa ein neues Auszugsgleis nicht legen können; das wäre ausgeſchloſſen. Sie würden alſo, wenn ſie dieſe Anſtalt beſeitigten, nichts Anderes er⸗ reichen, als daß die geradezu unmöglichen, äußerſt unerfreulichen Zuſtände wiederhergeſtellt würden. Ob in anderer Weiſe Erſatz geſchafft werden kann, iſt mir außerordentlich zweifelhaft. Ich glaube nicht, daß der Fiskus ſein Amtsgericht zu den Zwecken, denen jene Anſtalt dient, hergeben wird. Indeſſen, meine Herren, nach dieſer Richtung iſt ja auch noch kaum eine Anregung, geſchweige denn ein Vorſchlag gemacht worden. Uind da wir das nicht haben, ſo frage ich: was ſollen wir denn tun in dieſem Falle? Sollen wir das eine niederreißen, ohne zu wiſſen, wo wir das andere hintun ſollen? Ich muß dabei bleiben: es iſt ein dringendes Bedürfnis, daß dieſe Bedürfnisanſtalt dort bleibt. Ich kann auch nicht zugeben, daß dadurch ein Verkehrshindernis geſchaffen worden iſt. Ich wiederhole deshalb meine Bitte: laſſen Sie nach dieſer Richtung hin alles beim alten! Stadtu. Schmidt: Ich muß auf die Ausführungen des Herrn Vorredners noch zurückkommer. Dieſe Bedürfnisanſtalt iſt in Form eines Einfamilienhauſes — ſo groß iſt ſie mindeſtens — auf einem dreieckigen Platz aufgebaut und mit ganz wenigen Büſchen um⸗ geben, ſodaß man ſehr häufig ſieht, wie die Leute, die dort ihre Bedürfniſſe verrichtet haben, draußen ihre Kleider ordnen. Die Eingänge ſind in keiner Weiſe geſchützt, find auch nicht mit Sträuchern ver⸗ ſehen; es ſind bloß ein paar einzelne Gebüſche vor⸗ handen, aber nicht an den Eingängen. 265 —— Dann muß ich noch hervorheben, daß Mieter der dortigen Gegend ausgezogen ſind, weil die Ver⸗ hältniſſe unhaltbar waren. Bei heißem Wetter, ſtarkem Sonnenſchein und bei den Winden, die dort oft herr⸗ ſchen, dringen die nicht angenehmen Gerüche in die Wohnungen. Auch aus ſanitären Rückſichten möchte ich bitten, wenn irgend möglich die Bedürfnisanſtalt nach dem Platz zu verlegen. Das würde nicht zu hohe Koſten verurſachen und wäre meiner Meinung nach mit 2000 ℳ zu machen. Damit würde den Anwohnern, den Mietern und Hauseigentümern Rechnung ge⸗ tragen, und der Platz würde dadurch ein weſentlich beſſeres Ausſehen erhalten. Vorſteher Roſenberg: Die Beſprechung iſt ge⸗ ſchloſſen. Wir kommen zu Vorlage betr. Regulierung der Peſtalozzi⸗ Straße zwiſchen Fritſche⸗ und Windſcheid⸗ Straße. — Druckſache 283. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: 1. Der Regulierung der Peſtalozziſtraße zwiſchen Fritſche⸗ und Windſcheidſtraße auf Koſten der Stadtgemeinde wird zugeſtimmt. Die Koſten der Regulierung einſchließlich der Beleuchtungsanlagen in Höhe von 34 600 77 ſind zu Laſten des Straßenregulierungsfonds vorſchußweiſe zu entnehmen. Die Deckung des Vorſchuſſes erfolgt durch die von den Anliegern zu zahlenden Regulierungskoſtenbeiträge. 3. Die Koſten der Kanaliſierung ſind mit 5100 % in das Extraordinarium des Kanaliſationsetats für 1907 einzuſtellen. 4. Die mit den Anliegern Biſchoff und Schleſinger, Weinberg, Eichmann und Flatow abgeſchloſſenen Regulierungsoerträge — Nr. 827, 528, 884, 879 und 883 — werden genehmigt.) Punkt 13 der Tagesordnung: 10 Punkt 14 der Tagesordnung: Vorlage betr. Müllverladehalle. — Druck⸗ ſache 284. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, ich kann nicht gerade behaupten, daß ich die Vorlage des Magiſtrats mit beſonderer Befriedigung geleſen habe; denn das Reſultat, das aus derſelben herauskommt, eröffnet eigentlich keine Perſpektive darüber, was nun eigent⸗ lich in Zukunft werden ſoll. Die Errichtung einer Müllverladehalle ſcheint unter einem böſen Stern zu ſchweben. Ich erinnere daran, daß wir im Jahre 1905 nach einer ziemlich lebhaften Debatte uns bereits über einen Platz am Kochſee geeinigt hatten; aber als wir gelegentlich einmal anfragten, wie weit es mit dem Bau der Müllverladeſtelle wäre, hörten wir von dem Herrn Dezernenten: ja, dort kann ſie doch nicht errichtet werden, die Eiſenbahnbehörde hat da⸗ gegen manche Bedenken, ſie braucht das Land uſw. Daher ging man weiter auf Wilmersdorfer reſp. Schmargendorfer Gebiet an der Paulsborner Siraße, und was ich fürchte, iſt nach der Vorlage des Magiſtrats eingetroffen: nämlich in jener Gegend, die die Gemeinde Wilmersdorf für eine mehr lurus⸗ mäßige Bebauung vorgeſehen hat, haben ſich eine (Reihe Adjazenten gefunden, die Einſpruch erhoben