Vorſteher Roſenberg: Punkt 7 der Tagesordnung: Vorlage betr. Erweiterung der Ammoniak⸗ fabrik auf Gasanſtalt II. — Druckſache 308. Berichterſtatter Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, die Vorlage, mit der wir uns hier zu be⸗ ſchäftigen haben, ſteht im großen und ganzen in gewiſſem Zuſammenhange mit denjenigen Vorlagen des Magiſtrats, die ſich auf die Erweiterung der Gasanſtalt bezogen haben, mit denen wir uns in den letzten Sitzungen bereits eingehend beſchäftigt haben, und die Ihre Genehmigung gefunden haben. Wenn die Produktion an Gas wächſt, ſo iſt ſelbſtverſtänd⸗ lich, daß auch die Produktion der Nebenprodukte größer wird, und wenn wir eines dieſer Nebenpro⸗ dukte, das wichtigſte, das Ammoniak, ſelbſt verarbeiten, ſo iſt es ſelbſtverſtändlich, daß wir auch Vorkehrungen treffen müſſen, daß wir dies in größerem Maße als bisher tun können. Dies alles wird Ihnen aus der Vorlage des Magiſtrats wohl mit genügender Deutlich⸗ keit hervorgegangen ſein. Allerdings könnte man ſich die Frage vorlegen, ob die Erweiterung. die der Magiſtrat reſp. die Gasdirektion hier vorſchlägt, nicht ein klein wenig über den Rahmen desjenigen hinausſchießt, was zunächſt nötig iſt. Sie ſehen, daß wir bis jetzt ein⸗ gerichtet ſind, in 24 Stunden 80 chm Ammoniak⸗ waſſer zu verarbeiten, und daß bisher die Höchſt⸗ menge, die zu verarbeiten war, nur 52 chm betragen hat. Trotzdem ſchlägt die Direktion der Gasanſtalten und der Magiſtrat vor, die Anlage zu vergrößern und zwar gleich auf eine Verarbeitung von 160 chm einzurichten, alſo ungefähr / dieſer Anlage als Reſerve für dasjenige Quantum vorzuſehen, das in den Wintermonaten, alſo in den Höchſtmonaten, zu verarbeiten iſt. Dabei muß allerdings berückſichtigt werden, daß ja eine Zunahme im nächſten Winter wieder ſtattfinden wird; ſie wird aber mehr als 10 % kaum betragen, wenn wir rechnen, daß die Gas⸗ produktion um 9% ſteigt, und wir würden daher auf eine Verarbeitung von 60 chm Ammoniakwaſſer kommen. Ich will mich aber gar nicht dagegen wenden, daß hier in etwas reichlichem Maße disponiert wird; nur habe ich bei den bisherigen Vorlagen, die uns von der Gasdirektion zugegangen ſind, ſtets gefunden, daß ſolche Fragen, die doch naheliegen und geſtreift werden müſſen, bereits vorher im Rahmen der Deputation und jedenfalls auch im Magiſtrat einer eingehenden Erörterung unterzogen worden ſind, ſo daß ich als Referent ſtets in der glücklichen Lage war, darauf hinzuweiſen, daß dieſe oder jene Frage bereits mit der genügenden Sorgfalt behandelt worden iſt, und daß man aus dieſem oder jenem Grunde — und die Gründe ſchienen mir immer ſtichhaltig — zu dem Reſultat kommen konnte, die Vorlage ohne Ausſchußberatung zu verabſchieden. Meine Herren, nach Durchſicht der Akten, in denen ſich hierüber gar nichts findet, bin ich heute in dieſer glücklichen Lage nicht. Ich hätte es ſehr gern geſehen, wenn ich mich in dieſer Beziehung nicht auf die Vermu⸗ tungen hätte beſchränken müſſen, die ich ſelbſt als Ammoniakfabrikant mir gebildet hatte, ſondern es wäre mir lieb geweſen, wenn ich auf Grund der ſichern Tatſachen, die ihre Begründung in den Ver⸗ handlungen der Deputation und im Magiſtrat ge⸗ funden hätten, zu Ihnen ſprechen und ſagen könnte: die Angelegenheit iſt vor dieſem Gremium in ausreichender Weiſe geprüft worden. Ich bezweifle 280 dieſe Tatſache abſolut nicht; aber ich fände es doch zweckmäßiger, wenn dem Referenten, der an die Stadt⸗ verordnetenverſammlung herantritt, das Material derartig vorbereitet gegeben wird, daß er nicht — ich möchte ſagen — auf Rätſelraten angewieſen iſt, ſondern auf Grund poſitiver Ergebniſſe der Akten zu Ihnen ſprechen könnte. Es wird geſagt, auf Blatt 158 der Akten wäre veranſchaulicht, wie ſich die Neuanlage an die alte Anlage anſchließen ſoll. Meine Herren, dieſe Pläne habe ich vor mir liegen, und ich muß beſtreiten, daß durch dieſe Pläne veranſchaulicht wird, wie ſich die alte Anlage an die neue anſchließt; wenigſtens mir für meine Perſon iſt es nicht anſchaulich geworden. Dieſer Plan enthält eine Reihe von Zeichnungen, von Apparaten, nach denen ich mir wohl einiger⸗ maßen auch denken kann, was ſie vorſtellen ſollen. Die eine Seile iſt rot angelegt, die andere ſchwarz, und ich bin auf die Vermutung gekommen, daß das rot angelegte das Neue iſt. Das iſt mir von dem Herrn Dezernenten inzwiſchen beſtätigt worden. Aber ich meine, es wäre eine Kleinigkeit geweſen, das durch eine Bemerkung feſtzulegen, wie es ſonſt auf Plänen, die man der Vorlage zu Grunde legt, geſchieht. Es wäre mir auch angenehm geweſen. wenn man dasjenige, was die einzelnen Zeichnungsteile vorſtellen ſollen, ein klein wenig angedeutet hätte. Ich muß bemerken, daß ich weder Ingenieur noch Maſchinenbauer noch Baumeiſter bin, aber doch eine kleine Praris im Leſen derartiger Pläne habe, und daß ich doch in Anſpruch nehmen darf, ungefähr das Durchſchnittsverſtändnis, das man von einem Stadtverordneten für derartige Dinge voransſetzen kann, zu beſitzen. Wie geſagt, es mag ein ſubjektiver Mangel meinerſeits ſein; mir iſt es nicht gelungen, aus dieſer Zeichnung wirklich ein anſchauliches Bild zu bekommen, ein ſo anſchauliches Bild, daß ich in der Lage wäre, dies hier den Herren Kollegen näher auseinanderſetzen zu können. Es iſt weiter als Erklärung eine Spezifikation, ein ſogenannter Koſtenanſchlag der Apparate gegeben, und es iſt anch da immer nur von Abtreibapparaten von 80 chm Leiſtung innerhalb 24 Stunden ge⸗ ſprochen. Ich nehme an, daß es dieſelben Apparate ſind, die wir in der Ammoniakfabrik bereits jetzt in Tätigkeit haben, nämlich ſolche, wie ſie ſeinerzeit von der Berlin⸗ Anhaltiſchen Maſchinenfabrik geliefert ſind. Es wäre aber vielleicht nicht ganz unzweck⸗ mäßig geweſen, bei dieſer Gelegenheit zu betonen, daß man an der alten Apparatur bezw. an dem alten Syſtem derſelben feſthalten will, und zwar — vorausgeſetzt, daß ich richtig das Rätſel geraten habe — aus den und den Gründen. Bei den früheren Vorlagen des Magiſtrats habe ich ſtets ſehr ſorgfältige und ausreichende Ausführungen hierüber gefunden. Es wäre bei dieſer etwas zweifelhaften Vorlage das einfachſte und natürlichſte, dieſelbe noch einmal einem Ausſchuß zur Nachprüfung zu überweiſen. Indeſſen glaube ich doch, daß das, was ich hier nicht aus der Vorlage habe herausleſen können, die Herren vom Magiſtrat uns mit einigen Worten noch nachbringen werden, und daß wir dann von der Ausſchußberatung abſehen können, namentlich deswegen, weil wir heute die letzte Sitzung — hoffentlich die letzte Sitzung vor den Ferien haben und eine Ausſchußberatung die Sache mindeſtens zwei bis drei Monate verzögern würde. Ich bin nun nicht gerade der Anſicht, daß eine etwaige Hinaus⸗ ſchiebung eines Teiles der Neuerbauung und de; Ausſchreibung ein großes Unglück bedeuten würder —