kollidiert, ſo wird der Magiſtrat der Meinung der Stadtverordnetenverſammlung nicht beitreten, wie es zuweilen geſchehen iſt. Wohl aber nehme ich an, da der Magiſtrat bei ſeinen Entſchließungen die mit großer Mehrheit geäußerte Meinung der Stadtver⸗ ordnetenverſammlung zum mindeſten beachtenswert findet, und deswegen wäre es mir gerade erwünſcht, um einen Einfluß auf die Entſchließungen des Ma⸗ giſtrats zu gewinnen, daß die Stadtverordnetenver⸗ fammlung ihre Meinung mit großer Mehrheit äußert. Und das iſt kein Novum, wenn es bei dieſem An⸗ mag geſchieht; das iſt genau dasſelbe bei jedem Antrag, der aus der Mittte der Stadtverordneten⸗ verſammlung geſtellt wird. (Stadtv. Hirſch: Teuerungszulage!) Weiter will der Herr Stadtverordnete Kollege Otto dem Verein kein Sonderrecht geben. Er ſagt, man ſolle abwarten, bis der Verein an den Magiſtrat herantritt. Nun, meine Herren, bereits am 5. Juni lag ein Antrag dieſes Vereins um die Überlaſſung der Turnhalle in der Wilmersdorfer Straße vor, und wenn von uns dieſer Antrag nicht ſchon damals oder heute vor unſerm Hauptantrag geſtellt war, ſo des⸗ wegen, weil wir zunächſt dachten, die Antwort des Magiſtrats abzuwarten, und noch nicht wußten, ob dieſe Antwort bereits erteilt iſt. Daß der Verein aber um Überlaſſung dieſer Turnhalle nachgeſucht hat, das iſt uns bekannt; das iſt uns, wie geſagt, ſchon ſeit 14 Tagen bekannt. Dieſe Furcht alſo braucht Herrn Kollegen Otto abſolut nicht abzuhalten, für den Eventualantrag des Herrn Kollegen Hirſch zu ſtimmen. Im übrigen aber ſoll dieſer Eventualantrag nicht etwa, wie Herr Dr. v. Liszt geäußert hat, einen Rückzug bedeuten, ſondern auch Herr Hirſch ſteht grundſatzlich auf dem Standpunkt, daß in erſter Linie unſer Hauptantrag kommt, und daß unſer Hauptan⸗ trag durchaus aufrecht zu erhalten iſt. Herr Kollege Penzig wendet ſich gegen dieſen Antrag damit, daß wir durch eine Desavouierung der Schuldeputation eigentlich unſere eigene Selbſtver⸗ waltungsbehörde desavouieren würden. Herr Kollege Hirſch hat dieſen Einwand ſchon vorhin zurückgewieſen. Wie wenig die Schuldeputation in ihrer Zuſammen⸗ ſetzung unſern Wünſchen, ſogar dem einſtimmig geäußerten Wunſche der Stadtverordnetenverſammlung Charlottenburgs entſpricht, das ſollte doch gerade Herrn Kollegen Penzig nicht ganz unbekannt ſein. (Geiterkeit.) Bedauert habe ich auch, von Herrn Kollegen Penzig das Wort zu hören, das Herr Kollege Dr. v. Liszt vorher ausgeſprochen hatte, daß die An⸗ gelegenheit im ganzen nicht wert ſei, daß man ſoviel Worte darüber verliert. (Sehr richtig! bei der Freien Vereinigung.) Ich, meine Herren, bin ganz im Gegenteil der Meinung, daß dieſe Angelegenheit außerordentlich wichiig iſt. Herr Kollege v. Liszt ſagte zum Schluß, auf den ſachlichen Inhalt des Beſchlußes der Schul⸗ deputation eingehend, daß einem Vereine, deſſen Mitglieder ſich außerhalb der Räume der Turnhalle ein unanſtändiges Betragen zuſchulden kommen ließen, ſehr wohl ſolche Räume entzogen werden könnten, und meinte aus dem damals zirkulierenden Liede bereits entnehmen zu können, daß das Betragen der Mitglieder dieſes Vereins doch hart an der Grenze ſtehe. (Sehr richtig! bei den Liberalen.) Ich bedaure eine ſolche Außerung umſomehr, als Herr Kollege v. Liszt doch gar nicht weiß, wie viele und was für Mitglieder des Vereins ſich etwa an der Feier beteiligt und dieſes Ried geſungen haben, (Zurufe bei den Liberalen: Die Firma des Vereins:) aß und umſomehr, als Herr Kollege v. Liszt ſehr wohl weiß, daß bei einer gehobenen Feſtſtimmung manche Geſchmackloſigkeiten auch in anderen Kreiſen mit unter⸗ laufen. Herr Kollege v. Liszt ſagte, er begreiſe den Beſchluß der Schuldeputation angeſichts dieſes Liedes Meine Herren, meinerſeits begreife ich den Beſchluß der Schuldeputation auch, aber nicht angeſichts dieſes Liedes, ſondern angeſichts des Druckes der ſtaatlichen Behörden. Ich kann Sie nur noch einmal bitten, meinem Antrage Folge zu geben. Sie wahren dadurch die Rechte und Würde der Selſtverwaltung beſſer als auf dem von Ihnen kundgegebenen Wege. (Bravol bei den Sozialdemokraten.) Vorſteher Roſenberg: Es folgt die Abſtimmung und zwar zunächſt über den Hauptantrag und eventuell über den Eventualantrag. (Die Verſammlung lehnt den Antrag der Stadtv. Hirſch und Genoſſen — Druckſache 311 — und ebenſo den Eventualantrag des Stadtv. Hirſch ab.) Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Errichtung von Milchhäuschen. Druckſache 312. Berichterſtatter iſt an Stelle des Herrn Stadtv. Dr. Röthig Herr Stadtv. Wöllmer. Meine Herren, ich hoffe, daß die hinausgehenden Herren bald wiederkommen. (Heiterkeit.) Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Meine Herren, für den abweſenden Kollegen Dr. Röthig bin ich Berichterſtatter für die kleine Vorlage. Die Tendenz der Vorlage, die Errichtung von Milchhäuschen, iſt gewiß mit Beifall zu begrüßen, und es erſcheint mir durchaus wünſchenswert, Propaganda für die Ver⸗ größerung des Verbrauchs von Milch als eines hervorragenden Nahrungsmittels dadurch zu machen, daß auf Koſten der Stadt an Stellen, wo viel Verkehr iſt, wo Kinder ſpielen, dieſe Häuschen er⸗ richtet werden, um das Publikum zum Genuß der Milch anzuregen. Ich möchte aber wünſchen, daß bei der Durch⸗ führung dieſes Planes zwei Geſichtspunkte berück⸗ ſichtigt werden. Erſtens würde ich der Anſicht ſein, daß dem Unternehmen am beſten gedient wird, wenn ausſchließlich Milch verkauft wird und nicht, wie es in der Vorlage heißt, gleichzeitig Kaffee und Tee, damit der Charakter der Spezialität am beſten gewahrt wird und das Publikum die Sicher⸗ heit empfindet, daß abſolut einwandfreie, ſorgfältig gepflegte Milch und eben nur Milch verſchänkt wird. Auch, meine ich, würde ein unnötiger Wettbewerb durch Verkauf von Kaffee und Tee den Reſtaurationen und Kaffeehäuſern bereitet werden. Der andere Geſichtspunkt, den ich noch beob⸗ achtet wiſſen möchte, iſt der, daß die Einrichtung ſich frei hielte von jeder Verquickung mit antialkoholiſchen Beſtrebungen. Dem Verein, dem der Magiſtrat den Vertrieb der Milch in den Häuschen übertragen will, dem Verein für Kaffeeſtuben und Erfriſchungskarren, kann ich doch dieſen Charakter des Antialkoholismus nicht ganz abſprechen. Ich befürchte, dieſe Häuschen