— 30 anderes als eben die Wohlfahrt der Bevöllerung und keine materiellen Intereſſen im Auge hat. Wenn wir ſo vorgehen wollten, wie der Herr Referent meint, dann müßten wir uns mit einem Unternehmer in Verbindung ſetzen, was die Geſund⸗ heitspflegedeputation rundweg abgelehnt hat, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil wir Wohlfahrts⸗ einrichtungen ſchaffen wollen, aber keine gewerblich Unternehmen, weil wir — kurz geſagt — nicht einer Molkerei zur Reklame dienen wollen. Das iſt das Motiv, das uns bewogen hat, in der Weiſe vorzu⸗ gehen, wie die Vorlage es beſagt. Gern will ich Ihnen nachgeben, den ausſchließ⸗ lichen Vertrieb von — einwandfreier Milch —in dieſen Häuschen bei dem Verein zu bean tragen, und darauf wird er wohl glatt eingehen. Nebenbei möchte ich nur kurz erwähnen, daß der Verein für Milchkarren und Kaffeeſtuben — wie er ſich jetzt betitelt — dadurch bekannt iſt, daß er auf den Straßen Berlins kleine Karren unterhält, wo⸗ 1 Kollegen Sachs! Ich habe nicht geſagt, daß der Verein nicht ſolvent ſei, ſondern daß er im vorigen Jahre unproduktiv gewirtſchaftet hat. Mein Vorſchlag war auch nicht, daß wir ſelbſt eine Milchwirtſchaft betreiben, ſondern die Häuschen an eine Molkerei verpachten. Ich kann nicht ein⸗ ſehen, weshalb eine angeſehene Firma nicht ebenſo durchaus gute und einwandfreie Milch zum Verkauf bringen ſoll wie ein Wohlfahrtsverein, und ich glaube nicht, daß ein Wohlfahrtsverein die Milch billiger verkaufen wird als eine Molkerei. Da die Anfichten auseinandergehen. gebe ich doch anheim, einen Ausſchuß einzuſetzen. Stadtv. Stein: Meine Herren, ich ſtelle den Antrag, die Vorlage des Magiſtrats auzunehmen mit der Maßgabe, daß nur Milch in den Hallen verkauft werden ſoll. Dann wird die Vorlage dem größten Teile der Mitglieder der Stadtverordnetenverſammlung genehm ſei. durch er für billiges Geld belegte Brötchen, Milch, Kaffee, Kakao uſw. vertreibt. Er iſt ein Tochter⸗ verein des Deutſchen Vereins für Volkshygiene, und er hat nichts anderes als deſſen Tendenzen über⸗ nommen. Bezüglich der Solvenz des Vereins möchte ich noch ſagen, daß er nach dieſer Richtung nichts zu wünſchen übrig läßt, ſo daß wir — und darauf lege ich ganz beſonderes Gewicht — keinerlei Gefahr laufen, einen Zuſchuß zum Betrieb zu leiſten. Stadtv. Sachs: Meine Herren, ich möchte den Antrag des Magiſtrats unterſtützen. Ich bin auch Mitglied der Deputation für Geſundheitspflege. Dort iſt dieſer Antrag natürlicherweiſe ſehr eingehend be⸗ raten worden. Ich würde dafür ſein, daß nicht allein Milch, ſondern auch Kaffee und Tee verabfolgt wird. Wenn man ſieht, wie die Karren gerade dieſes Vereins, die am Brandenburger Tor und am Potsdamer Tor ſtehen, außerordentlich lebhaft in Anſpruch genommen werden, wie im Winter nament⸗ lich Tee und Kaffee dort gefordert wird, ſo glaube ich, daß dieſe Verpflegung gerade für die Volks⸗ hygiene und für die Verſorgung durch dieſe billigen Nahrungsmiitel außerordentlich förderlich und er⸗ wünſcht ſind. Der Verein, der den Vertrieb übernehmen ſoll, iſt ja, wie ſchon gefagt, ein Zweigverein des Vereins für Volkshygiene, und ich weiß nicht, woher Herr Kollege Wöllmer die Kenntnis hat, daß er ſo ſchlecht ſituiert ſei. Ich bin auch Mitglied dieſes Vereins und kenne ſeine inneren Verhättniſſe ziemlich ein⸗ gehend; ich weiß ganz genau, daß gerade dieſer Zweig des Vereins ſehr günſtig reüſſiert, durchaus nicht in Zahlungsſtockungen iſt. Es wenden ſich ſo⸗ viel Wohltätigkeitsbeſtrebungen gerade dieſem Verein zu, daß nicht daran zu denken iſt, daß wir in Ver⸗ legenheit kommen können. Bei der außerordentlichen Neigung gerade der minderbemittelten Bevölkerung, ſich im Winter ſolche warmen Getränke zu verſchaffen, glaube ich, wir bleiben bei dem urſprünglichen Antrag, den ich aufs lebhafteſte unterſtützen möchte, nicht bloß Milch, ſondern auch Tee und Kaffee zu gewähren. Ich glaube nicht, daß Milch im Winter das bevorzugte Getränk ſein wird, welches den Leuten dos bietet, was man von einem warmen Getränk fordert. Stadtv. Dr. Landsberger: Ich ſtimme zwar mit dem Herrn Beri bterſtatter darin nicht überem. daß der Beſchluß durchaus eine Auslegung dahin finden könnte, daß nur gerade die alkoholfreien Be⸗ ſtrebungen, die ich übrigens ſelber unterſtütze, allzu⸗ ſehr der Offentlichkeit gegenüber betont würden. Ich glaube auch, daß der Beſchluß, den die Geſundheitspflege⸗ deputation nach mehreren Sitzungen gefaßt hat, durchaus berechtigt iſt. Aber mit Rückſicht darauf, daß hier Zweifel geäußert ſind, ſcheint es mir unum⸗ gänglich, die Sache noch einmal an einen Ausſchuß zu überweiſen, zumal ich mit der Außerung des letzten Abſchnitts der Magiſtratsvorlage nicht ganz einverſtanden bin, wenigſtens den Glauben nicht teile, daß, wenn wir heute ſelbſt den Beſchluß in poſitivem Sinne nach der Magiſtratsvorlage faſſen, dann die Häuechen noch im Laufe dieſes Sommers in Betrieb geſetzt werden können. Daran habe ich doch gewiſſe Zweifel, und deshalb ſehe ich in der Vertagung durch Einſetzung des Ausſchuſſes kein großes Unglück. Dem Anrage, den der Herr Berichterſtatter als Eventualantrag geſtellt hat, können wir doch unter keinen Umſtänden heute ohne weiteres zuſtimmen. Wir können nicht die Magiſtratsvorlage ganz auf den Kopf ſtellen und alle Vorausſetzungen umdrehen, eine andere Geſellſchaft an die Stelle des Vereins ſetzen, andere Verkaufsobjekte feſtietzen, als vorgeſchlagen ſind u. dgl. Ich meine alſo, daß die Angelegenheit doch einem Ausſchuß überwieſen werden muß. Stadtrat Dr. Waldſchmidt: Meine Herren, ich bin doch einigermaßen erſtaunt, daß der letzte Herr Redner Sanitätsrat Landsberger jetzt den Ausſchuß⸗ antrag befürwortet, nachdem er ſelbſt den Beratungen in der Deputation beigewohnt hat und wir dort ſchließlich, wie er ſelbſt hervorhob, nach wiederholter Beratung und eingehenden Erwägungen zu dem einſtimmigen Beſchluß gekommen ſind, dieſe Milch⸗ häuschen zu errichten. Ich bitte Sie alſo: laſſen Sie keine Verzögerung eintreten! Ich kann mir von einer Ausſchußberatung keinen Erfolg verſprechen, weil unſere Beratungen in der Deputation ſo ein⸗ gehend geweſen ſind und die ganze Angelegenheit ſo geklärt iſt, daß wir Ihnen mit ruhigem Gewiſſen empfehlen können, die Vorlage direkt anzunehmen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ Berichterſtatter Stadtv. Wöllmer: Nur eine kurze Bemerkung auf die Ansführungen des Herrn ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadt⸗