— 304 daß man auch ohne dies geneigt ſei, einen Streifen von 18 m frei zu laſſen, der auf dem Gelände liegt, wo jetzt die Privatſtraße angelegt werden ſoll. Schließlich hat ſich die Tiefbaudeputation mit Rückſicht auf dieſe Weigerung des Finanzminiſteriums veranlaßt geſehen, den Fluchtlinienplan bezüglich der geplanten Straße wiederum umzuſtoßen. Es ſollte das die Straße 16a ſein. Man hat aber in dem Beſchluß der Erwartung Ausdruck gegeben, daß der Streifen, den der Fiskus freilaſſen wollte, bis zur Kurfürſtenallee gehen ſollte. Im Jahre 1904 iſt aber der Finanzminiſter auch dieſer Erwartung der Tiefbaudeputation entgegengetreten. Er erklärte, er könne ſich damit nicht einverſtanden erklären. Nun ruhte die ganze Angelegenheit bis zur Herſtellung der Ausſtellungshalle. Mit Rückſicht auf die große Verkehrsſteigerung, welche aus Anlaß der Eröffnung dieſes Unternehmens erwartet wurde, trat dann der Polizeipräſident von Charlottenburg am 20. Januar 1906 an den Magiſtrat mit der Anfrage heran, ob er den Mißſtänden, welche ſich in den Verkehrsverhältniſſen am Zoologiſchen Garten ergeben hätten, nicht durch Regulierung des Vor⸗ platzes vor dem Bahnhof Zoologiſcher Garten ent⸗ gegentreten wolle. Es wurde hin und her verhandelt. Die Stadt Charlottenburg erhob mit Rückſicht auf die bereits vorhandene Verkehrsüberlaſtung Einſpruch gegen einen Ausgang, welcher von der Ausſtellungs⸗ halle auf den Eiſenbahnvorplatz geplant war, unter Berufung darauf, daß der Vorplatz nicht reguliert war. Es kamen im Anſchluß hieran Verhandlungen zuſtande, welche ungefähr das Ergebnis hatten, welches in der Vorlage des Magiſtrats jetzt zum Ausdruck gelangt iſt. Die Verhandlungen ſtockten noch in den erſten Monaten des Jahres 1907; aber im April 1907 nahmen ſie ein lebhaftes Tempo an, weil nunmehr der Fiskus ein lebhaftes Intereſſe an der Regu⸗ tierung des Geländes an der Weſteisbahn bekundete. Es lauchte nämlich das Projekt auf, an der Stelle, an der die Privatſtraße angelegt werden ſollte. ein Verſammlungshaus der Landwehroffiziere des Land⸗ wehrinſpektionsbezirkes Berlin anzulegen, und nun⸗ mehr wurden die Verhandlungen von den Staats⸗ vehörden mit großer Energie betrieben. Es fragt ſich, ob die Stadt Veranlaſſung hat, die Vorlage anzunehmen, und ob die Vorlage geeignet iſt, diejenigen Erwartungen zu erfüllen, welche der Magiſtrat in der Begründung der Vorlage daran knüpft. Ich bin der Meinung, daß dieſe Erwartungen nicht gerechtfertigt ſind. Meine Herren, Sie alle wiſſen, daß wir direkt unter einer Verkehrskalamität an jener Stelle leiden. Das hat ja auch ſeit einem Jahrzehnt der Polizeipräſident von Charlottenburg fortdauernd, wie aus den Akten hervorgeht, anerkannt. Die Urſachen find in dieſer Verſammlung auch wieder⸗ holt erörtert worden. Sie ſind darauf zurückzuführen, daß ſämtliche Straßen, welche in die Hardenberg⸗ ſtraße münden, Sackgaſſen ſind, daß der Zoologiſche Garten vorgelagert iſt zwiſchen Berlin und Charlotten⸗ burg auf der einen Seite und im Anſchluß daran der Tiergarten, und daß der ganze Verkehr in den Engpaß bineingedrängt wird, welcher dargeſtellt wird durch den Kurfürſtendamm zwiſchen der Kaiſer⸗Withelm⸗ Gedächtnis⸗Kirche und der Cornelinsbrücke, und daß dann kein Durchlaß bis zur Chauſſee durch den Tiergarten vorhanden iſt. Darauf iſt es zurückzu⸗ führen, daß der ganze Verkehr in der Joachimsthaler Straße in Verbindung mit dem großen Verkehr an hier bedrohten Verkehrsintereſſes ſich en der Bahn ſelbſt zu den allerſeits beklagten Unzuträg⸗ lichkeiten geführt hat. Es fragt ſich: wird dieſen Unzuträglichkeiten durch die Vorlage abgeholfen? Ich bin der Meinung in keiner Weiſe. Stellen Sie ſich vor, die Vorlage würde angenommen werden, ſo würden diejenigen Wagen, welche zum Zooliſchen Garten fahren, genötigt ſein, eine Schleife zu machen durch die geplante Fort⸗ ſetzung der Joachimsthaler Straße und durch die Unterführung, dann würden ſie auf der andern Seite. durch die Privatſtraße herauskommen — oder umge⸗ kehrt. Durch dieſe kleine Verzögerung würde aber der Verkehrskalamität nicht abgeholfen werden. Denn die Wagen, welche dieſe Straßenſchleife pafſiert haben, kommen dann wieder in die Hardenbergſtraße hinein, und man hat dann die Verkehrskalamität nicht nur in dem bisherigen Maße, ſondern auch in erheblich verſtärktem Maße, wenn man ſich vorſtellt, daß zu den vielen Gebäuden, welche dort den Verkehr an⸗ ziehen, nun noch ein großes neues Verſammlungs⸗ gebäude hinzugefügt wird, in welchem 300 Perſön⸗ lichkeiten verkehren, welche zweifellos ſehr häufig mittels Wagenverkehrs ſich zu dem Verſammlungs⸗ gebände begeben werden. Alſo es wird der Verkehrs⸗ miſere nicht abgeholfen, ſondern die Verkehrsmiſere wird verſtärkt. Es fragt ſich nun: ſollen wir Opfer bringen für dieſe Sache? Wir müſſen Opfer bringen, das iſt gar keine Frage. An ſich würde nach dem Ortsſtatut die eine Hälfte der Regulierungsbeiträge der Joachims⸗ thaler Straße der Eiſenbahnfiskus zu tragen haben, die andere Hälfte die Stadt Berlin. Wir würden demnach Geld aufbringen und opfern müſſen für ein Projekt, welches den Verkehr nicht fördert, ſondern den Verkehr hindert und erſchwert. Zweifellos würde es berechtigt ſein, daß wir Opfer bringen, wenn wir die Durchfahrt der Joachimsthaler Straße und der Privatſtraße bis zur Kufürſtenallee und im Anſchluß daran eine Verlängerung dieſer Straße oder der beiden Straßen, beziehentlich auch der Faſanenſtraße nach Berlin erreichen könnten. Das würde in der Tat ein Opfer wert ſein. Aber für dasjenige Projekt, welches der Magiſtrat hier vorgeſchlagen hat, glaube ich, find wir nicht befugt die Mittel der Stadt aufzuwenden. Ich bin indes der Meinung, daß es nicht gerecht⸗ fertigt iſt, eine Vorlage, für welche der Magiſtrat eine lange Zeit der ſchwierigſten Verhandlungen mit den Staatsbehörden aufgewendet hat, pure abzulehnen. Ich erachte es für möglich, daß der Magiſtrat es doch noch vielleicht wird ermöglichen können, einen gerechten Ausgleich der Intereſſen herbeizuführen, daß es dem Magiſtrat gelingen wird, die Staats⸗ behörden zu veranlaffen, den ſehr ſchweren Verkehrs⸗ kalamitäten abzuhelfen und uns die Durchführung wenigſtens einer dieſer Straßen durch den Tiergarten zu ermöglichen. Es iſt ja der Standpunkt der Tier⸗ gartenverwaltung wohl begreiflich, man kann es der Tiergartenverwaltung nachfühlen, daß ſie jeden Baum des Tiergartens nur mit großem Widerſtreben opfert. Das iſt ein Standpunkt, der an ſich billigenswert iſt. Es wäre zu wünſchen, wenn er auch für die Verwaltung des Grunewalds maßgebend wäre. (Sehr richtig!) Aber andererſeits haben ſich die Verhältniſſe der⸗ maßen zugeſpitzt, das Verkehrsintereſſe erheiſcht ſo dringend und ſo gebieteriſch die Durchführung dieſer Straße durch den Tiergarten, daß in der Tat die Tiergartenverwaltung zur Wahrung des rößeren chließen