wird und entſchließen muß, einige Bäume zu opfern und auch vielleicht das Reiteridyll, welches wir im Tiergarten täglich beobachten können, an der einen oder andern Stelle ein wenig zu ſtören. (Oh!) Ich beantrage, die Vorlage einem Ausſchuß von 15 Mitgliedern zu überweiſen. Stadtſyndikus Dr. Maier: Meine Herren, ich kann mich ſelbſtverſtändlich dem Ausſchußantrage nicht widerſetzen; ich mache nur darauf aufmerkſam, daß mit dieſem Antrage lediglich eine dilatoriſche Behandlung dieſer Angelegenheit herbeigeführt wird; die Sache wird dadurch nicht verbeſſert, ſondern nur verzögert. Genau ſo wie Herr Stadtv. Dzialoszynski iſt auch der Magiſtrat der Anſicht, daß es zweck⸗ mäßiger, wünſchenswerter wäre, wenn die Joachims⸗ thalerſtraße gleich bis zur Kurfürſten⸗Allee durch⸗ gelegt werden könnte, und wir haben uns alle erdenkliche Mühe gegeben, das durchzuſetzen. Es iſt uns nicht geglückt. Ich fürchte, daß es uns auch nicht glücken wird, ſelbſt wenn die Stadwerordneten⸗ verſammlung dem Magiſtrat den Rücken ſtärkt. (Zuruf: Dann lehnen wir gleich ab!) — Ablehnen, meine Herren? Ja wenn Sie das täten, dann, glaube ich, würden Sie einen Beſchluß faſſen den Sie außerordentlich bedauern würden. Eine Ablehnung würde die Verkehrsverhältniſſe nur weſentlich verſchlechtern, wenn ſie ſo bleiben, wie ſie momentan ſind. (Zuruf: Abwarten!) Ich glaube aber, daß die Rechtslage momentan in der Verſammlung noch nicht geklärt iſt, und inſofern empfiehlt ſich wohl eine Ausſchußberatung, (Ahal) damit wir einmal klarſtellen, daß wir finanzieller Art Opfer nicht bringen. Es fragt ſich nur, ob wir hinreichende Aquivalente von dem Fiskus gefordert haben. Wenn wir heute auf die Einziehung von Straßenanliegerbeiträgen für 13 m Straßenbreite verzichten und die Grunderwerbskoſten rechnen, die uns auf der anderen Straßenſeite ohne die Möglichkeit der Wiedereinziehung entſtehen würden, falls nicht die Abtretung des fiskaliſchen Geländes ſtattfände, ſo ergiebt ſich, da 13,4 m Breite mit 160 m Länge zu multiplizieren ſind, daß wir rund 2000 am Grund⸗ fläche lukrieren. Wird bezüglich dieſer 2000 am angenommen, daß ſie nicht mit der Servitut der Unbebaubarkeit und der öffentlichen Straßenland⸗ beſtimmung belaſtet ſind, ſo kann uns die Schätzung nach Baulandwert blühen, und was Baulandwert an der Hardenbergſtraße bedeutet, brauche ich Ihnen nicht auseinanderzuſetzen. Wenn alſo Herr Stadtv. Dzialoszynski überhaupt eine Berechnung aufmachen wollte, ſo würde er in jedem Falle zu dem Ergebnis gelangen, daß ſie für uns nicht ganz ungünſtig ausfällt. Aber ich bin vollſtändig damit einverſtanden, daß die Stadtverordnetenverſammlung die Sache in einem Ausſchuß berät. Vielleicht wird dann noch ein Zuſatz gefunden, der den Wünſchen der Stadt⸗ verordnetenverſammlung Rechnung trägt, und wir würden uns ſelbſtverſtändlich die größte Mühe geben, die Wünſche der Stadtverordnetenverſammlung gegenüber den Staatsbehörden insbeſondere gegenüber dem Herrn Finanzminiſter zur Durchſetzung zu bringen. Berichterſtatter Stadtv. Dzialoszynski: Meine Herren, ich möchte mir noch einige wenige Bemer⸗ kungen erlauben. Ich bin nicht der Meinung, daß wir hier erhebliche Opfer für Straßenland bringen müßten, wenn wir den Fiskus enteignen müßten. 305 Der Fiskus muß früher oder ſpäter an eine Er⸗ weiterung der Bahnhofsanlage denken, und dann muß er dasjenige wieder bezahlen, was wir eventuell an Opfern bringen müſſen. Außerdem iſt gänzlich ausgeſchloſſen, daß der ſchmale, etwa 26 Meter breite Wegſtreifen vor dem Bahnhof mit Häuſern bebaut wird; dem ſteht ſchon die Bauordnung von Char⸗ lottenburg entgegen. Ich möchte nur noch ergänzend zu demjenigen, was ich vorhin geſagt hatte, bemerken, daß der Vor⸗ lage in der jetzigen Geſtalt auch noch die Sorge um die künftige Verkehrsſteigerung in Charlottenburg entgegenſteht. Bedenken Sie, meine Herren: welchen Zuſtänden gehen wir entgegen, wenn, was im Laufe eines Jahres eintreten wird, die Rennbahn in Weſt⸗ end eröffnet werden wird? Ein jeder von uns, der in Berlin gelebt hat, erinnert ſich, wie es vor 20 Jahren auf der Charlottenburger Chauſſee zuge⸗ gangen iſt: nur ſchrittweiſe konnte man vorwärts kommen. Wie wird es heute am Kurfürſtendamm zugehen beziehentlich in der Berliner Straße und in der Bismarckſtraße, wenn die Rennbahn eröffnet werden wird? Es kommen eine ganze Reihe von Neuanlagen, die geſchaffen werden müſſen. Wenn wir die Durchführung der Straßen durch den Tier⸗ garten nicht durchſetzen, dann hat dieſe Vorlage gar keinen Wert; dann iſt es beſſer, wir lehnen ſie ab. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchuſſes von 15 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmit⸗ gliedern die Stadtv. Barnewitz, Bartſch, Dr. Borchardt, Dzialoszynski, Dr. Frentzel, Gredy, Dr. de Grunter, Kaufmann, Lingner, Paetel, Platz, Rackwitz, Dr. Riel, Ring und Scharnberg.) Vorſteher ordnung: Feſtſetzung der Sitzungstage für das II. Halbjahr 1907. — Druckſache 317. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung ſetzt nach dem Antrage des Vor⸗ ſtehers die Sitzungstage für das zweite Halbjahr 1907, wie folgt, feſt: 11., 25. 16., 30. 13. 18. die Roſenberg: Punkt 17 der Tages⸗ September, Oktober, November, Dezember.) heutige Tagesordnung er⸗ 4., Damit würde ledigt ſein. Ich kann zunächft feſtſtellen, daß die außer⸗ ordentliche Sitzung, die ich für morgen anberaumt habe, ausfällt. Meine Herren, es iſt in Ausſicht genommen, daß Herr Stadtbauinſpektor Winterſtein diejenigen Herren, die unſer Rathaus noch nicht in allen Teilen kennen und es heute beſichtigen wollen, zu führen die Güte hat. (Heiterkeit. — Rufe: Jetzt?!) Ich bitte dieſe Herren, ſich hier verſammeln zu wollen. (Heiterkeit.) Indem ich nunmehr den Herren Stadtverordneten angenehme Ferien wünſche und feſtſtelle, daß gegen die Vorſchläge des Wahlausſchuſſes Widerſpruch nicht erhoben iſt, ſchließe ich hiermit die öffentliche Sitzung und die Sitzung überhaupt, da die Punkte der nicht öffentlichen Sitzung dadurch erledigt ſind, daß Wider⸗ ſpruch nicht erhoben iſt. (Schluß der Sitzung 10 Uhr 5 Minuten.) Druck von Adolf Gertz, G. m. b. H., Charlottenburg.