—— 318 —— Punkt 2 der Tagesordnung: Mitteilung betr. die Bauberichte für das 1. Halbjahr 1907. Druckſache 346. Ich bitte Herrn Kollegen Mittag, an Stelle des verhinderten Herrn Kollegen Wolffenſtein Bericht zu erſtatten. Berichterſtatter Stadtv. Mittag: Meine Herren, der Magiſtrat gibt der Stadtverordneten⸗ verſammlung Mitteilung über die Bauberichte für das 1. Halbjahr 1907. Zunächſt iſt aus der Hochbauverwaltung her⸗ vorzuheben und auch mit Freude zu begrüßen, daß der Erweiterungsbau des Krankenhauſes Weſtend fertiggeſtellt iſt, ebenſo der Erweiterungsbau des Realgymnaſiums in der Schillerſtraße und die Südfeuerwache in der Suarezſtraße, die heute mittag um 12 Uhr übergeben worden iſt. Dieſe Bauten halten ſich auch in dem Rahmen der ver⸗ anſchlagten Summe. Leider iſt von der höheren Mädchenſchule in der Danckelmannſtraße nicht dasſelbe zu ſagen; ſie hat durch die Streiks und durch die ungünſtige Lage im ganzen Baugewerbe eine Verzögerung erfahren, und nicht bloß das, ſie hat bis heute einen Mehrbetrag von 30 000 ℳ über die Anſchlagſumme hinaus erfordert. Aber ich glaube, darum brauchen wir uns nicht aufzuregen; denn jetzt, wo die Bautätigkeit ſo darnieder liegt, wird es gelingen, ſehr bald das Verſäumte nachzuholen und bei den andern Arbeiten auch die bis heute überſchrittenen Summen wieder einzuholen. Im übrigen handelt es ſich um kleine Bauausführungen, die fertiggeſtellt ſind. Über den Hochbau iſt diesmal ſehr wenig zu berichten, weil unſere Bautätigkeit im großen und ganzen darnieder gelegen hat. Deſto reichhaltiger iſt der Straßenbau. Es iſt mit Freude zu begrüßen, daß der Neubau der Charlottenburger Brücke rüſtig vorwärts geht, daß die Regulierung des Tegeler Weges nahezu fertig iſt. Die Fundamente für den architektoniſchen Aufbau der Charlottenburger Brücke und überhaupt eine ganze Reihe von Sachen ſind teils fertiggeſtellt, teils noch nicht fertiggeſtellt, teils überhaupt noch nicht angefangen; ich denke jedoch, es kann nicht im Intereſſe der Stadtverordnetenverſammlung liegen, daß ich über jede Einzelheit hier referiere. Der Bericht iſt Ihnen ja zugegangen. Es würde mich höchſtens eins intereſſieren: bei Nr. 84, der Regulierung der Kaiſerin⸗Auguſta⸗Allee zwiſchen Tegeler Weg und dem nördlichen Pflaſteranſchluß, iſt bei der geringfügigen Summe von 79 700 ℳ eine Überſchreitung von 11 000 ℳʒ entſtanden, d. h. beinahe 17 %, ich hätte gern gewußt, woraus dieſe Überſchreitung entſtanden iſt. Sonſt habe ich im großen ganzen zu dieſem Nachweiſe nichts weiter zu ſagen und nichts zu erinnern und bitte Sie, von der Mitteilung der Bauberichte für das 1. Halbjahr 1907 Kenntnis zu nehmen. Stadtbaurat Bredtſchneider: Ich kann im Augenblick nichts Genaues auf die Frage des Herrn Berichterſtatters ſagen. Es handelt ſich um eine Unternehmerſtraße; die Überſchreitung würde alſo in dieſem Falle nicht die Stadtkaſſe treffen. Aber bei den vielen Poſitionen, mit welchen die Tiefbau⸗ verwaltung in dem Baubericht vertreten iſt, iſt es mir nicht möglich, über jede einzelne Beſcheit geben zu können. Gelegenheit, darüber zu ſprechen. Sache ſofort Ich (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung nimmt Kenntnis.) Borſteher⸗Stellv. Kaufmann: Punkt 3 der Tagesordnung: 7 den Jahresabſchluß der Stadthauptkaſſe für 1906. Druckſache 387. Berichterſtatter Stadtv. De. Stadthagen: Meine Herren, ich möchte Sie nicht mit langen Erörterungen über den Abſchluß hier aufhalten; wir haben bei anderen Vorlagen ja eventuell Ich kann es mir allerdings nicht verſagen, auf das erfreuliche Ergebnis des Abſchluſſes hinzuweiſen, wenn es auch natürlich im weſentlichen bedingt iſt durch die außerordentlich ſtarken Mehreinnahmen aus den Steuern und man nicht wiſſen kann, ob ſich im jetzigen und in den kommenden Jahren das Ergebnis weiter ſo günſtig geſtalten wird. Ich möchte aber zu einem einzelnen Punkte den Magiſtrat um eine Aufklärung bitten. Es ſteht auf Seite 554: Der Ausfall bei den Steinkohlengasanlagen iſt im weſentlichen auf den größeren Gas⸗ verluſt — 5,78% der Gasabgabe gegen 5,73% des Vorjahres zurückzuführen. In den Zahlen iſt ſcheinbar eine ſehr geringe Differenz; aber die Differenz in dem Ausfall ſcheint mir doch von erheblichem Betrage zu ſein, und ich möchte fragen, ob wohl die Erwartung berechtigt iſt, daß dieſer Ausfall geringer in Zukunft wird, und ob es Mittel gibt, durch techniſche An⸗ lagen dieſen Ausfall zu verringern. Ich nehme an, daß dieſer Ausfall dadurch entſtanden iſt, daß in den Gasanlagen das Gas zum Teil, ohne durch den Gasmeſſer zu gehen, in die Luft verpufft. Mitteilung betr. Betriebsdirektor Pfudel: Der etwas höhere Gasverluſt in dem Berichtsjahre iſt dadurch be⸗ dingt geweſen, daß wir infolge mangelhafter Aus⸗ geſtaltung unſeres Rohrnetzes bedeutend mehr Druck haben geben müſſen. Der Übelſtand iſt jetzt gehoben, und zwar durch Verbeſſerung des Rohrnetzes im 18. Stadtviertel. Der höhere Gasverluſt iſt alſo dadurch bedingt, daß wir, um jedem Konſumenten nach Möglichkeit den richtigen Gasdruck zuführen zu können, während der frag⸗ lichen Zeit einen ſtärkeren Druck geben mußten. Stadtv. Bogel: Meine Herren, ich möchte mir die Frage an den Magiſtrat erlauben, ob es nicht möglich iſt, daß die Berichte über die Ver⸗ waltung früher erſcheinen. Je früher wir ſie haben, deſto wertvoller ſind ſie. In anderen Städten erſcheinen ſie früher. Der Bericht von Frankfurt am Main iſt bedeutend umfangreicher als der unſrige und erſcheint ſpäteſtens für das Jahr 1905 im Januar 1907. Das iſt ein halbes Jahr früher als bei uns. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, dieſe Anfrage durfte ich erwarten, und ich darf ſie in keiner Weiſe übelnehmen; ſie iſt durchaus berechtigt. Es iſt das erſte Mal geweſen, ſolange ich in der hieſigen Verwaltung bin, daß der Ver⸗ waltungsbericht ſo verſpätet an Sie gelangt iſt. glaube nicht, daß es ſich ermöglichen läßt, ihn früher an Sie heranzubringen, als es bisher