— 329 —— ſofort eine Oberſelunda aufzumachen, auch damit die Sorge der Eltern, die, wie ich höre, überall umher fragen und nicht wiſſen, wo ſie ihre Kinder zu Oſtern unterbringen ſollen, gehoben und Ruhe geſchafft wird. Ich behalte mir die Stellung eines dringlichen Antrags vor, dahingehend, bis Oſtern 401 den Raum für eine Oberſekunda bereitzu⸗ ſtellen. Stadtv. Dr. Bauer: Meine Herren, nach den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats könnte es ja ſo ſcheinen, als wenn man ungefähr auskommen und ſich die Notwendigkeit einer neuen Oberſekunda vielleicht erſt in kurzer Zeit, vielleicht auch nicht er⸗ geben würde. Dieſe Berechnung hat aber doch eine gewiſſe Lücke. Es iſt darin außer acht gelaſſen worden, daß ſich eine große Reihe von Leuten, die Kinder haben, welche eventl. die Oberrealſchule be⸗ ſuchen könnten, vorher erkundigen, ehe ſie nach Charlottenburg ziehen: wie wird das werden, werden wir unſere Kinder unterbringen? Die fallen in der Berechnung des Herrn Stadtſchulrats vollkommen aus. Ich kann auch keine genauen Zahlen hierfür bringen, aber es werden doch vier, fünf ſein. Immerhin iſt es ſchon ſchlimm genug, wenn die Einheimiſchen ihre Kinder nicht mit Sicherheit unterbringen können und eventl. damit rechnen müſſen, die Kinder zu Oſtern auswärts in eine Penſion zu geben oder in andere Vororte zu ſchicken, wo die Verhältniſſe ebenſo liegen wie hier, daß ſie als Auswärtige ſchwer ankommen. Alſo, wenn ſich nur herausſtellte, daß möglicherweiſe 35, 36 Schüler in der Klaſſe gerade unterkommen können, dann ſollte der Magiſtrat ſchon jetzt dem Gedanken näher treten, eine neue Oberſekunda für Oſtern in ſichere Ausſicht zu nehmen, und zwar möglichſt bald, da in der Tat doch eine Einwirkung auf den Zuzug von Auswärtigen erfolgt, wenn ſie wiſſen, daß ſie ihre Kinder unterbringen können. Stadtv. Dr. Stadthagen: Meine Herren, auch wir ſtehen auf dem Standpunkt, daß hier vielleicht eine Abhilfe doch notwendiger erſcheint, als der Herr Stadtſchulrat anerkannt hat. Ich glaube, eine kleine Lücke war in den Ausführungen des Herrn Stadtſchulrats noch inſofern, als er darauf aufmerkſam machte, es kämen im weſentlichen nur die Schüler in Betracht, die Oſtern die Schule verlaſſen. Ja, das mag bezüglich der Realſchule in Charlottenburg richtig ſein. Aber bei denen, die von außerhalb kommen, kommt doch natürlich ebenſogut der Michaelis⸗ wie der Oſterzötus in Frage; denn außerhalb werden die Schulanſtalten nicht alle Oſterzöten haben. Dieſes Moment kommt alſo wohl noch in Betracht. Jeden⸗ falls glauben wir, daß eine gewiſſe Abhilfe auf dem Gebiet notwendiger erſcheint, als es Herr Stadtſchulrat Dr Neufert bisher zugegeben hat. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, ich glaube nicht, daß ein Bedürfnis vorhanden iſt, den Michaeliszötus der Oberrealſchule in ab⸗ ſehbarer Zeit zu teilen. Von Charlottenburger Schulen gibt es nur einen einzigen Zötus, welcher nach dieſem Oberſekunda⸗Michaeliszötus verſetzt, das iſt nämlich die Unterſekunda⸗M der Oberreal⸗ ſchule. Die Zahl der Schüler der Unterſetunda nimmt erfahrungsgemäß bei dem Übergange nach Oberſekunda ab, weil mit der Erlangung der Reife für den Einjährig⸗Freiwilligendienſt einige immer hinaus ins Leben gehen. Die Plätze, die dadurch frei werden, ſtehen für den Zuzug von außen zur Verfügung. Dieſer Zuzug wird jedoch nicht ſehr groß ſein, denn es gibt nicht viele Oberrealſchulen mit Michaeliszöten. Platzmangel kann alſo zunächſt nur in dem Oſterzötus eintreten. Auf die Ausführungen des Herrn Stadtv. Schwarz einige Bemerkungen. Weſſen Zahlen richtig ſind, vermag ich im Augenblick natürlich nicht mit abſoluter Beſtimmtheit zu ſagen. Die Zahlen, die ich habe, ſind ſchon ein paar Tage alt, ſie ſind telephoniſch nach der Michaeliseinſchulung vom Bureau feſtgeſtellt worden. Vielleicht, daß heute oder geſtern noch ein paar Schüler aufge⸗ nommen worden ſind. Solange, bis ich das erfahre, muß ich annehmen, daß meine Zahlen richtig ſind. Es kommt hier ausſchließlich darauf an: wie ſtellen ſich die Zahlen Oſtern nächſten Jahres? — Und das ſind Wahrſcheinlichkeitszahlen. Mir ſteht das Urteil des Direktors der Schule zur Verfügung, und das dürfte derjenige ſein, der das ſicherſte Urteil darüber hat. Ich habe nach Prüfung ge⸗ funden, daß die Zahlen durchaus der Wahrſchein⸗ lichteit entſprechen, und halte ſie aufrecht. Dann iſt geſagt worden, es müſſe unbedingt die Realſchule zur Oberrealſchule ausgebaut werden, weil hier einmal ein Antrag nach der Richtung hin geſtellt worden iſt. Meine Herren, der Magiſtrat ſteht der Sache ſehr aufmerkſam gegenüber, aber er bindet ſich noch keinesfalls. Einſtweilen prüft er, ob ſich irgendwo vielleicht ein zweckmäßigerer Bau herſtellen läßt, ob die Errrichtung einer neuen Oberrealſchule vorzuziehen iſt. Denn das unterliegt gar keinem Zweifel: Wenn man aus einem Schul⸗ haus für eine Realſchule eine Oberrealſchule machen will, das wird niemals etwas Ordentliches, das wird Flickwert. Es handelt ſich doch ſchließlich darum: was iſt das größere Übel, entweder eine Oberrealſchule an einer anderen Stelle zu errichten und ſich ev. noch ein paar Semeſter durchzu⸗ helfen, oder dort in der Guerickeſtraße dauernd eine Schule zu haben, die nur mit großer Nachſicht den Bedürfniſſen entſpricht, die man an eine moderne Oberrealſchule ſtellt. Gegenwärtig wird geprüft, ob vielleicht ein anderes Grundſtück — es ſchweben zurzeit Verhandlungen — für den Bau geeignet iſt. Der Herr Kollege von dem Hochbau wird ſich noch mit der Frage zu beſchäftigen haben. Wir werden Gelegenheit haben, ſchon anläßlich der Etatberatung auf die Sache zurückzukommen. Meine Herren, ich leugne gar nicht, daß die Zahl der vorhandenen Plätze ſo gering iſt, daß wir bald an die Errichtung einer neuen Oberſekunda denken müſſen. Ob ſie aber ſchon zu Oſtern nächſten Jahres erforderlich ſein wird, das weiß niemand. Es erſcheint auch fraglich, ob nun gerade das Be⸗ dürfnis, eine Oberſekunda zu errichten, am größten iſt. Hierbei handelt es ſich nur um eine kleine Anzahl von Schülern. Glauben Sie, meine Herren, daß es auch eine ganze Anzahl von Schülern gibt, die nach andern Klaſſen ſich ſehnen. Ich be⸗ daure, daß Herr Direktor Dr Hubatſch nicht im Saale iſt. Er würde Ihnen ſicher beſtätigen, daß auch in den unteren Klaſſen von Semeſter zu Semeſter viele Schüler abgewieſen werden. Noch in den letzten Tagen ſind mehrere Mitbürger bei mir geweſen, die gar nicht wußten, was ſie mit ihren Söhnen anfangen ſollten; ſie waren nach Eharlottenburg gezogen in der Meinung, ihre Kinder hier in einer höheren Schule unterzu⸗