hergeleitet, daß die Stadtverordneten das getan hätten, um nicht im Dunkeln tappen zu müſſen — natürlich nach Hauſe. Dann trat auch am 3. Oktober eine Störung ein, die z. B. auch im Kaufhauſe des Weſtens unangenehm empfunden wurde. Denken Sie: wenn jemand ein Zwanzigmarkſtück dem Trichter der Kaſſe anvertraut hatte und nun lange darauf warten konnte, bis er den Reſt herausbekam! Aber Scherz beiſeite! Wir müſſen es alle als notwendig empfinden, daß nach Kräften derartige Störungen vermieden werden müſſen. Meine Freunde verkennen nun durchaus nicht, daß nach den Beratungen, die wir Anfang dieſes Jahres geführt haben, in unſerm Elektrizitätswerke lange Zeit keine Störungen vorgekommen ſind. Wir empfinden es auch mit beſonderer Genugtuung, daß auch gewiſſe kleinere Unannehmlichkeiten, auf die damals hin⸗ gewieſen wurde, inzwiſchen abgeſtellt ſind. Aber, meine Herren, wir nehmen doch an, daß auch der Magiſtrat ſelber ein Intereſſe daran haben wird, über die Urſachen der Störung und über die Art, wie man Abhilfe ſchafft, hier Auskunft zu geben. Ohne irgendwie den Ausführungen des Herrn Dezernenten des Magiſtrats über die Urſachen und über die Abhilfe vorgreifen zu wollen, kann ich es mir nicht verſagen, darauf hinzuweiſen, daß hier doch andere Urſachen zugrunde zu liegen ſcheinen als bei den Störungen, die in den letzten Jahren um die Weihnachtszeit aufgetreten ſind. Dort handelte es ſich darum, daß durch die koloſſale Inanſpruchnahme der elektriſchen Leitung zur Weih⸗ nachtszeit eine Störung eintrat. Es iſt damals von Magiſtratsſeite darauf hingewieſen worden, daß dafür Abhilfe geſchaffen werden würde. Ich möchte es für wünſchenswert halten, wenn auch heute vom Magiſtrat uns eine Erklärung darüber abgegeben würde, daß in dieſem Jahre nach dieſer Richtung nichts zu befürchten iſt. Im übrigen will ich auf Maßnahmen, die etwa zur Abhilfe in Betracht kommen könnten, jetzt nicht eingehen. Stadtrat Dr. Faffé: Meine Herren, ich bin den Herren Frageſtellern verbunden für Ihre An⸗ frage, da mir dadurch Gelegenheit geboten wird, hier in der Offentlichkeit manches richtigzuſtellen, was in der Preſſe und in der Bürgerſchaft unrichtig dargeſtellt iſt. Ich wünſchte, unſere Bürgerſchaft würde mit dem gleichen Humor wie der Herr Frage⸗ ſteller derartige Zufälle auffaſſen. Leider iſt das ja nicht der Fall, und ich kann das den Leuten auch nicht übelnehmen, die ungehalten ſind, wenn ſie plötzlich im Dunkeln ſitzen. Das ſind ſehr unan⸗ genehme Zwiſchenfälle, die in einem Elektrizitäts⸗ werk ja leider — ich werde das ſpäter noch ausführen — nicht vermieden werden können. Was die beiden Betriebsſtörungen anbetrifft, ſo handelt es ſich zunüchſt um eine größere Be⸗ triebsſtörung, die am 25. September nach der letzten Stadtverordnetenſitzung eingetreten iſt. Um 7 Uhr 35 Minuten iſt der Bund und der Flanſch von einem Dampfrohr abgerutſcht, und dadurch iſt ein Aus⸗ ſtrömen des Dampfes in das Keſſelhaus herbei⸗ geführt worden. Es verging längere Zeit, bis die defekte Stelle gefunden werden konnte, und man wußte zunächſt nicht, was paſſiert war. Es hat infolgedeſſen 1½ Stunde gedauert, bis die erſten Speiſepunkte wieder angeſchloſſen werden konnten. Nach 1¼ Stunde ſind bereits das Schillertheater, die Bahnhöfe und die wichtigſten Speiſepunkte der 332 Straßenbeleuchtung wieder in Betrieb geweſen; der letzte Speiſepunkt wurde 10 Uhr 15 Minuten eingeſchaltet. Die zweite Betriebsſtörung iſt am 3. Oktober um 9 Uhr 15 Minuten vormittags eingetreten; ſie war in 15 Minuten bereits bei einem größeren Teil der Anſchlüſſe beſeitigt, nach 20 Minuten war das geſamte Netz wieder angeſchloſſen. Beide Störungen ſind eingetreten an der im letzten Jahre — 1906 — ausgeführten Dampfrohr⸗ leitung am Hauptdampfſammler. Die Rohrleitung iſt ausgeführt worden von einer erſtklaſſigen Firma. Nur ſolche kommen bei derartigen Lieferungen an das Elektrizitätswerk überhaupt in Betracht; es werden gerade ſolche Arbeiten abſichtlich öffentlich ausgeſchrieben, und hervorragende Firmen werden ſpeziell darauf aufmerkſam gemacht, damit wir nicht gebunden ſind, ev. den Mindeſtfordernden den Zuſchlag zu erteilen. Die Firma iſt mit die erſte in Deutſchland in dieſem Fache — ich will ſie hier nicht nennen. Sie iſt allerdings auch in keiner an⸗ genehmen Situation geweſen: die Leitung ſollte im Juli fertiggeſtellt werden, und die letzten Lie⸗ ferungen ſind erſt im November und Dezember erfolgt, in einer Zeit, als das Werk auf dem Höhe⸗ punkte des Betriebes war. Dafür iſt die Firma nicht allein verantwortlich zu machen; ihre Zu⸗ lieferanten haben ſie im Stich gelaſſen. In ſolchen 112 iſt man machtlos, alle Mahnungen fruchten nichts. nommen worden, und die Konventionalſtrafe iſt eingetrieben worden. Infolge dieſer Situation iſt der Einbau der Rohrleitung etwas überhaſtet worden. Wir haben eine ganze Zeitlang mit einer proviſoriſchen Rohrleitung arbeiten müſſen, und wir waren froh, als endlich die Nohrleitung abge⸗ liefert und eingebaut war. Ich gebe aber zu, daß vielleicht in jenem Augenblick die Sachen von der Betriebsleitung des Werks und von unſeren Ingenieuren ſorgfältiger hätten überwacht werden können. Man ſieht allerdings den Rohren nicht leicht an, ob Fehler begangen worden ſind. Die Bunde werden teilweiſe auf dem Werk ſelber ein⸗ gewalzt, und gerade hierbei hat es an der nötigen Sorgfalt gefehlt, denn es hat ſich eben jetzt heraus⸗ geſtellt, daß die Arbeiten in der Tat nicht ganz den Vorſchriften des Vereins Deutſcher Ingenieure entſprechen. Ich habe, nachdem die Störung ein⸗ getreten war, den Leiter des Dampfkeſſel⸗Reviſions⸗ vereins, Herrn Oberingenieur Hillger, erſucht, die geſamten Dampfleitungen des Werkes einer Re⸗ viſion zu unterziehen und alles zu monieren, was er für verbeſſerungsbedürftig anſähe. Ich bemerke, daß alle unſicheren Flanſche bis auf einen inzwiſchen bereits erſetzt ſind; der letzte, der an einer weniger gefährlichen Stelle liegt, wird in den nächſten Tagen ausgewechſelt werden. Es iſt das keine leichte Aufgabe, an dem Hauptdampfſammler zu arbeiten, während das Werk in vollem Betriebe iſt. In dieſem September haben wir ſchon die ſtärkſte Belaſtung des letzten Dezember gehabt; vom 1. April 1906 bis 31. März 1907 ſind über 100 000 Glüh⸗ lampen neu angeſchloſſen worden, d. h. viermal mehr als die Anzahl Glühlampen, auf die das Werk urſprünglich berechnet war. Es ſind umfangreiche Neubauten ausgeführt worden; wir haben mit den größten Schwierigkeiten beim Bau zu kämpfen ge⸗ habt: die Grundwaſſerverhältniſſe, der Baugrund ſind auf unſerem Werk leider ſehr ſchlecht; alle Arbeiten haben während des Betriebes ausgeführt Die Firma iſt in Konventionalſtrafe ge⸗1