nicht befriedigt werden kann. Würde letztere Frage bejaht werden, was ich allerdings annehme, erſt dann würde zu fragen ſein: wie ſollen wir dieſem Bedürfnis Rechnung tragen. Es würden die Fragen auftauchen: ſollen wir eine ſtädtiſche Kühlhalle in eigener Regie bauen, oder ſollen wir in Verbin⸗ dung mit der Geſellſchaft, die ja große Erfahrungen auf dem Gebiete geſammelt hat, etwa ähnlich wie bei unſerem Elektrizitätswerk, vorgehen — ſo iſt z. B. Hamburg vorgegangen —, oder ſollen wir der Geſellſchaft eine Anregung geben und ihr anheim⸗ ſtellen, ſelbſtändig in Charlottenburg vorzugehen? Das ſind aber alles ſpätere Sorgen. Ich glaube, es liegt im Intereſſe der Stadt und der Gewerbe⸗ treibenden, daß wir dieſer Sache einmal unſere Auf⸗ merkſamkeit widmen und daß der Magiſtrat die ge⸗ eigneten Schritte tut, um Material zu ſammeln. Ich denke hierbei nicht daran, daß die Sache im we⸗ ſentlichen eine Erwerbsgelegenheit für die Stadt werden ſoll, ſondern ich glaube gerade, daß den hier beteiligten Kreiſen, den mittleren Gewerbetreiben⸗ den vor allen Dingen, die Möglichkeit geboten wer⸗ den ſoll, billig zu einer Erhaltung ihrer Materialien zu gelangen. Natürlich muß unter allen Umſtänden — das, glaube ich, ſteht in der Praxis aller der Leute, die ſich mit ſolchen Dingen befaßt haben, feſt — mit einer Kühlballe eine Eisfa⸗ frikation verbunden werden. Die Herſtellung von Eis wird auch im Intereſſe der Ge⸗ werbetreibenden, und zwar weiterer Kreiſe von Gewerbetreibenden, als ich ſie vorhin genannt habe, liegen und von großer Bedeutung ſein. Ich möchte Sie alſo bitten, dieſem Antrage zuzu⸗ ſtimmen. Ich hoffe, daß der Magiſtrat die geeig⸗ neten Schritte nach dieſer Richtung hin tun wird, damit wir ein klares Bild über die Sachlage ge⸗ winnen. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, wenn unſere Pläne betreffend den Bau einer Zentral⸗ markthalle nicht eine ſo unliebſame Verzögerung da⸗ durch erfahren hätten, daß vor ungefähr zwei Jahren die Konkurrenz des Berliner Projekts am Lehrter Bahnhof entſtand, ſo wären die Wünſche, die der Herr Stadtv. Dr Stadthagen ſoeben ausgeſprochen hat, wahrſcheinlich ſchon ihrer Erfüllung nahe. Denn wenn Sie ſich der Ihnen damals vorgelegten und von Ihnen gutgeheißenen Projekte entſinnen, ſo war bei dem Bau der Zentralmarkthalle auch gleichzeitig die Anlage einer Kühlhalle in größerem Maßſtabe mit Eisfabrikation und allen weiteren Einrichtungen vorgeſehen. Die Vorarbeiten, die Herr Stadtv. Dr Stadthagen gemacht zu ſehen wünſcht, ſind meiner Auffaſſung nach durch dieſen Gemeindebeſchluß, der ſich für den Bau einer Kühl⸗ halle ausſprach, bereits erledigt. Es hat nur eine Verzögerung durch das Berliner Projekt ſtattge⸗ funden, eine Verzögerung, die, wie geſagt, bereits über zwei Jahre dauert. Es iſt heute noch nicht ab⸗ zuſehen, welchen Verlauf die Berliner Pläne neh⸗ men werden. Infolgedeſſen hat die von Ihnen ein⸗ geſetzte Markthallendeputation neuerdings getagt und den Beſchluß gefaßt, die vor ungefähr zwei Jahren unterbrochenen Arbeiten wieder aufzunehmen. (Hört, hört!) Es wird in allernächſter Zeit dem Magiſtrat der be⸗ zügliche Beſchluß der Deputation vorgelegt und dann, natürlich je nach der Entſcheidung des Magiſtrats, die Angelegenheit weiter bearbeitet werden. Sollte 844 — der Magiſtrat bei dieſer Beratung zu einer grund⸗ ſätzlich von den bisherigen Beſchlüſſen abweichenden Stellungnahme kommen, ſo wird Ihnen ſelbſtver⸗ ſtändlich bald eine Mitteilung gemacht werden, damit Sie zu der Angelegenheit ſich äußern können. Stadtv. Dr. Spiegel: Meine Herren, der Herr Bürgermeiſter hat bereits ausgeführt, daß Erwä⸗ gungen über die Errichtung einer Kühlhalle ſchon vor einigen Jahren angeſtellt worden ſind, und daß die Nützlichkeit und Notwendigkeit einer Kühl⸗ halle vom Magiſtrat und Stadtverordneten an⸗ erkannt worden iſt. Der Antrag des Herrn Kollegen Dr Stadthagen rennt daher eigentlich offene Türen ein. Der Bau einer beſonderen Kühlhalle, un⸗ abhängig von dem Projekt einer Markthalle oder allenfalls eines Schlachthofes, iſt aber immerhin ein Unternehmen, das ſeine Schwierigkeiten und Be⸗ denken hat, und wenn eine ſolche Kühlhalle für ſich gebaut werden ſollte, dann müßte man aller⸗ dings in erneute Erwägungen auch in bezug auf die Rentabilität eintreten. Im Zuſammenhang mit einer Zentralmarkthalle ergibt ſich das von ſelbſt, und ſolange wir hoffen können, daß die Zentralmarkthalle gebaut wird — und ich hoffe und wünſche, daß ſie recht bald gebaut werden wird —, ſolange haben wir keine Veranlaſſung, uns mit dem Gedanken der Errichtung einer beſonderen Kühlhalle zu befreunden. Wir könnten alſo den Antrag des Herrn Kollegen Dr Stadthagen höchſtens mit der Einſch altung annehmen: „falls die Zentral⸗ markthalle nicht in abſehbarer Zeit gebaut werden ſollte“. Aber, meine Herren, ich möchte mich auch dagegen erklären; denn das würde nach außenhin den Eindruck machen, als ob es uns mit dieſem Bau nicht recht ernſt wäre, und dieſen Eindruck möchte ich um jeden Preis vermieden ſehen. Deshalb möchte ich an Herrn Dr Stadthagen und an ſeine Herren Mitantragſteller die Bitte richten, den An⸗ trag zurückzuziehen, da ja durch die Erklärung des Herrn Bürgermeiſters die Tendenz des Antrags voll⸗ kommen anerkannt iſt und die Erfüllung in Ausſicht ſteht. Stadtv. Dr. Frentzel: Meine Herren, es iſt richtig, was der Herr Antragſteller geſagt hat, daß eine große Reihe von deutſchen Städten eigene Kühlhallen beſitzen. Ich habe mir ein Verzeichnis von den Städten machen laſſen, welche mit meiner Firma in geſchäftlicher Verbindung ſtehen. Das ſind allein 246; ich will die Namen nicht alle nennen, es ſind Städte von der verſchiedenſten Größe. Aber alle dieſe ſind mit Schlachthöfen verbunden, und es exiſtiert mit Ausnahme der wenigen großen Städte in Deutſchland keine einzige Stadt, die eine Kühlanlage mit Eismaſchine — ſei es nach dem Ammoniakſyſtem, ſei es nach dem Schwefligeſäure⸗ oder Kohlenſäure⸗Syſtem — beſitzt lediglich für Zwecke der Vorrathaltung in Kühlräumen Sie wiſſen, daß in Berlin eine große Kühlanlage exi⸗ ſtiert. Eine noch bei weitem größere Anlage exiſtiert in Hamburg; dort gibt es zwei Kühlhäuſer. Es gibt in München eins und in Leipzig eins. Alle dieſe Unternehmungen ſind Filialen der Ge⸗ ſellſchaft für Lindes Eismaſchinen, welche in Wies⸗ baden domiziliert iſt Inſofern ſteht auch Hamburg, wie ich berichtigend bemerken möchte, in keinem anderen Verhältnis zu der dort errichteten Kühlhalle als Berlin zu ſeiner Anlage Weswegen Hamburg im Vergleich mit anderen Städten eine ſobedeutende Anlage beſitzt, iſt wohl ohne weiteres erſichtlich.