— 34 Es handelt ſich dort um die Kühlhaltung der ſo⸗ genannten Proviſionen, d. h. der Verſorgung der Schiffe mit Lebensmitteln, die dort länger liegen. Dazu kommt auch, daß nach Hamburg ſelbſt eine große Reihe von Waren auf dem Seeweg importiert werden, welche dort längere Zeit lagern, ehe ſie den Weg in den Konſum des Inlandes finden. Ich ſchließe daraus, daß Städte ſelbſt von der Größe Charlottenburgs es nicht unternehmen ſollten, wie mein Fraktionsfreund Dr Spiegel eben bereits treffend hervorgehoben hat, eine Anlage zu bauen, die nicht wenigſtens auf einer Markthalle oder auf einem Schlachthofe baſiert. Einen Schlachthof haben wir nicht, werden wir wahrſcheinlich auch nie haben, weil ein Bedürfnis dazu nicht vorliegt. Alſo bleibt nur die Anlehnung an die Markthalle, die ja, wie wir gehört haben, in ein Stadium der erreichbaren Nähe gerückt iſt. Der Herr Stadtv Dr Stadthagen möchte aber, wenn ich ihn recht verſtanden habe, befürworten oder wenigſtens dem Gedanken näher treten, daß eine Kühlhalle auch losgelöſt von dem Untergrund, den ich eben bezeichnet habe, errichtet werde, und er weiſt darauf hin, daß eine Reihe von Charlotten⸗ burger Konſumenten bereits eigene Kühlräume vorgeſehen haben. Nun, meine Herren, auch wenn wir hier eine Kühlhalle hätten, würden dieſe Ge⸗ ſchäfte, ebenſo wie das in Berlin geſchieht, immer noch eigene Kühlräume ſich halten müſſen; denn dieſe dienen nicht den Zwecken, für welche die Kühlhallen beſtimmt ſind, auf längere Zeit Ware friſch zu erhalten, ſondern diejenige Ware, welche beſtimmt iſt, in den täglichen Verkehr zu gehen, zu kühlen und ſo in genußfähigem Zuſtande zu erhalten. Mögen Sie eine Kühlhalle in Charlottenburg bauen, wo Sie wollen, dieſe Geſchäfte, die Wild⸗ brethändler in erſter Linie, die Großſchlächter, die Eierhändler und auch die Blumenhändler werden immer genötigt ſein, ihre jetzt beſtehenden Anlagen mehr oder weniger zu erhalten. Eine große Reihe von dieſen Geſchäften ſteht bereits jetzt mit der Kühl⸗ halle in der Trebbiner Straße, die, wie Herr Stadtv. Dr Stadthagen ganz richtig hervorgehoben hat, noch lange nicht ausgenutzt iſt, in Verbindung. Deswegen glaube ich doch, daß man dieſen Gedanken zunächſt einmal ganz fallen laſſen und ſich darauf beſchränken ſollte, abzuwarten, welche Vorlage uns der Magi⸗ ſtrat in Verbindung mit dem Markthallenprojekt machen wird. Ich muß noch darauf hinweiſen, daß die Anlage trotz oder vielleicht wegen der vorgeſchrittenen Technik keine ſo ganz einfache und eine recht koſt⸗ ſpielige iſt, falls ſie das leiſten ſoll, was geleiſtet werden muß. Die Kühlmaſchinen ſind immerhin Objekte von einigen 100 000 ℳʒ, wozu dann noch der Bau kommt, die Vorhaltung des nötigenRaumes die ganze Be⸗ und Entwäſſerung, die unter Um⸗ ſtänden auch nicht ganz einfach iſt. Eine gewiſſe Schwierigkeit ſehe ich allerdings darin, wenn wir die Sache mit der Markthalle ver⸗ binden, und das iſt die, daß eine derartige Anlage entweder am beſten am Waſſer liegen muß, weil ſie doch verhältnismäßig viel Kohle braucht, oder, wenn das nicht geht, jedenfalls einen Bahnan⸗ ſchluß haben muß. Nun glaube ich wohl, es wird ſich das Markthallenprojekt ſo arbeiten laſſen, daß für den Kohlentransport eine Vorkehrung geſchaffen werden kann. Wenn das der Fall iſt, dann fällt dieſes Bedenken fort. 5 Ich möchte mich alſo dem Wunſche meines Freundes Spiegel anſchließen und bitten, die An⸗ gelegenheit noch ſo lange zu vertagen, bis wir über das Schickſal der Markthallenvorlage beſſer unter⸗ richtet ſind. Stadtv. Braune: Meine Herren, ich möchte bei dieſer Gelegenheit den von vielen Seiten lange ſchon gehegten Wunſch, beſonders unſerer Char⸗ lottenburger Hausfrauen und der Geſchäftsleute, die mit Konſumartikeln handeln, in Erinnerung bringen und um größtmögliche Beſchleunigung der Errichtung einer Markthalle bitten. Die weite Entfernung zur Zentralmarkthalle in Berlin iſt zeitraubend und mit vielen Koſten und Umſtänden der Bezug von Waren von dort verknüpft. Auch werden letztere durch den Transport nicht beſſer, bei Sommerhitze z. B. verdirbt viel. Das iſt jeden⸗ falls ein großer Nachteil für unſere Einwohnerſchaft gegenüber der Berliner, der baldigſte Abhilfe benötigt. Die Rentabilität der Markthalle iſt auch geſichert, ſie wird ebenſo wie die der Zentralmarkthalle Berlin günſtig ſein, da hier ein großer Vertehr ſchon dadurch als genügend geſichert anzuſehen iſt, daß vor ca. drei Jahren als die Ausführung des Markthallenprojektes zuerſt eingeleitet wurde, ca. 260 Reflektanten auf Marktſtände ſich meldeten, weil hier das beſte Abſatzgebiet durch den zu er⸗ wartenden Zuſpruch eines kaufkräftigen Publikums vorhanden iſt; die Zahl der Abnehmer würde außerdem noch durch die Vororte Schöneberg, Wilmersdorf, Grunewald, Schmargendorf, Steg⸗ uitz uſw. ſehr vermehrt werden. Unſeren Hausfrauen und Geſchäftsleuten würden weite Wege erſpart, und durch die billigen Angebote von erſten Im⸗ porteuren und leiſtungsfähigen Lieferanten aus aller Herren Länder würde der Allgemeinheit weſentlich genützt werden. Daher wiederhole ich meine Bitte, baldmöglichſt an die Errichtung einer Zentralmarkthalle zu gehen, wodurch auch die Frage der Kühlhallen beſtens gelöſt ſein würde. Stadtv. Klick: Meine Herren, meine Freunde ſtehen auf dem Standpunkte, daß das Projekt der Kühlhalle zurzeit noch nicht ſpruchreif iſt, und zumal nach den Ausführungen des Herrn Bürger⸗ meiſters und der Herren Stadtv. Dr Spiegel und Dr Frentzel ſehen wir uns veranlaßt, Herrn Kollegen Dr Stadthagen zu bitten, ſeinen Antrag vorläufig bis zur Erledigung des Zentralmarkthallenprojektes zurückzuziehen. Im andern Falle würden wir da⸗ gegen ſtimmen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Antragſteller Stadtv. Dr. Stadthagen (Schluß⸗ wort): Meine Herren, ich wundere mich eigentlich über die Stellungnahme einiger Herren, die davon ſprechen, der Antrag ſolle zurückgezogen werden, weil die Sache doch ev. mit der Zentralmarkthalle in Verbindung gebracht werden könnte. In dem Antrage ſteht: der Magiſtrat wird erſucht, Er⸗ hebungen anzuſtellen, ob ſich die Er⸗ richtung einer ſtädtiſchen Kühlhalle empfiehlt, und der Stadtverordnetenverſammlung darüber zu berichten. Die Erhebungen ſtellt er ja augenblick⸗ lich allerdings in Verbindung mit der Frage der Errichtung einer Zentralmarkthalle an. Ich nehme nicht an, daß der Magiſtrat dieſe Erhebungen, die ich urſprünglich im Sinne hatte, ſo außerordentlich