—— 34 —— weitert. Wir haben es ja im vorigen Jahre erlebt, daß bei der Teuerung der Lebensmittel ſogar ver⸗ langt wurde, daß die Gemeinde Lebensmittel — Fleiſch und Fiſche — billig beſchaffen ſolle. und das iſt von einigen Kommunen auch in der Tat in die Wege geleitet worden. Außerordentlich nahe liegt es ſomit, wenn in einem Falle, wo ein Konſumartikel, den die Stadt ſelbſt in großem Umfange produziert, im Preiſe außerordentlich geſtiegen iſt, die Bürgerſchaft ſich fragt: iſt es nicht möglich, daß die Stadt regulierend in die Preisbemeſſung eingreift und den Bürgern dieſen Konſumartitel zu etwas billigerem Preiſe ver⸗ ſchafft? Dieſe Frage bewegt die weiteſten Kreiſe der Bürgerſchaft, nicht bloß die minderbemittelten, ſondern auch die Bürger des Mittelſtandes und auch die vermögenden Bürger. Der Kokskonſum iſt heute ganz allgemein ge⸗ worden, nachdem ſich die Erbauung von Häuſern mit Zentralheizung zur Regel ausgebildet hat, und nachdem nicht bloß Häuſer mit hochherrſchaftlichen Wohnungen, ſondern auch Häuſer mit Mittel⸗ wohnungen und auch mit kleinen, mit Arbeiter⸗ wohnungen, Zentralheizung erhalten haben. Die Frage der Koksteuerung, nicht bloß im Kleinbe⸗ trieb, den Herr Kollege Klick hier behandelt hat, betrifft auch den Mittelſtand und die kleineren Bürger und die Arbeiter aus dem Grunde, weil anzunehmen iſt, daß die Hausbeſitzer, welche beim Ankauf eines Grundſtückes mit einem Kokspreiſe von ungefähr 1ℳ oder 1,10 proHektoliter rechneten, jetzt, wo ſie etwa die Hälfte für Koks mehr zahlen müſſen, den Preis, den ſie mehr bezahlen müſſen, im Laufe der Zeit, ſobald die Kontrakte ablaufen, auf die Schultern der Mieter — auch der kleineren Mieter — abwälzen. Inſofern hat dieſe Frage die allgemeinſte Bedeutung; es liegt im Intereſſe der Allgemeinheit, daß der Preis des Koks möglichſt niedrig gehalten wird. Es zeigt ſich aber bei der Gelegenheit ſogleich, welche crux hier vorliegt, daß auf der einen Seite, wie Herr Stadtrat Caſſirer hier ganz richtig geſagt hat, das Werk als induſtrielles Werk einen möglichſt großen Überſchuß erbringen ſoll, während wir auf der andern Seite ein Intereſſe haben, im Gegenſatz zu dieſem Geſichtspunkte den Koks zu einigermaßen erträglichen Preiſen an die Bürgerſchaft abzugeben. Wie ſoll man dieſen Gegenſatz überbrücken, wie ſoll man darüber hinauskommen? Ich bin der Meinung, daß der Weg, den Herr Kollege Klick hier angegeben hat, keineswegs gang⸗ bar iſt. Der Herr Dezernent des Magiſtrats hat mit vollem Recht darauf hingewieſen, daß mit dem Moment, wo die Stadt Charlottenburg für ſich allein einen Einheitspreis dergeſtalt normieren würde, daß von dem kleinen Konſumenten, der ½ hi nimmt, derſelbe Preis genommen wird wie von demjenigen, der einen Waggon nimmt, die Händler und die Berliner nach Charlottenburg hineinſtrömen würden, ohne daß es eine Kontrolle geben würde, ob es wirklich Charlottenburger Bürger ſind, die dieſe kleinen Mengen Koks nehmen, — und an den auswärtigen Konſumenten hätten wir ja an ſich kein Intereſſe. Es gibt indes meiner Meinung nach hier einen Weg, welcher einigermaßen beſſernd wirken könnte. Der würde darin beſtehen, daß der Einheitspreis im Kleinhandel nach Möglichteit niedrig gehalten wird im Einvernehmen zwiſchen unſerer Verwaltung und der Verwaltung der Stadt Berlin. (Sehr richtig! bei den Liberalen, Lachen bei der Freien Vereinigung.) Wir könnten uns, meine Herren, mit der Stadt Berlin in Verbindung ſetzen, um zu erreichen, daß die Spannung zwiſchen dem Großhandelspreis und dem Kleinhandelspreis möglichſt niedrig gehalten wird. Wenn die Stadt Berlin und die Stadt Charlottenburg darin einig ſind, daß die Differenz zwiſchen dem Großpreis — der Kleinpreis muß ſich immer nach dem Großpreis richten und muß immer höher ſein als der Engrospreis —, (Stadtv. Klick: Sehr richtig!) wenn wir darauf ausgehen und durch Verhand⸗ lungen mit der Stadt Berlin erreichen, daß die Spannung möglichſt gering iſt, ſo iſt das bezüglich der Kleinkonſumenten alles, was wir tun können. Wir können aber meiner Meinung nach auch mehr tun. Wir haben — das hat Herr Stadtrat Caſſirer vorhin nicht erwähnt — hier den Verſuch gemacht, nicht bloß den Hausbeſitzern, ſondern auch den Mietern dieſer Hausbeſitzer dadurch ent⸗ gegenzukommen, daß an die hier exiſtierende Wirt⸗ ſchaftsgenoſſenſchaft Charlottenburger Haus⸗ und Grundbeſitzer der Kols zu denſelben Bedingungen abgegeben würde wie den ſonſtigen Großkonſu⸗ menten, welche mit der Stadt Charlottenburg kontrahiert haben. Ich würde es aber im allge⸗ meinen Intereſſe für erwünſcht erachten, daß der Magiſtrat beim Abſchluß mit dieſer Genoſſenſchaft, gegen welche einzuwenden iſt, daß ſie nur einen ganz kleinen Kreis von Perſönlichteiten in ihren Reihen einbegreift, daß ſie nicht gern neue Perſön⸗ lichkeiten aufnimmt — ſoweit ich informiert bin, ſind etwa 30 oder 31 Perſonen in dieſer Genoſſen⸗ ſchaft korporiert, und wenn weitere Kreiſe der Grundbeſitzer ſich zur Aufnahme in die Genoſſen⸗ ſchaft melden würden, um ihr Geſchäftsgebaren zu kontrollieren und bei der Feſtſetzung des Preiſes mitzuwirken, dann würden ſie nicht aufgenommen werden — mit Rückſicht darauf, daß es ſich hier um einen exkluſiven kleinen Kreis von Grundbeſitzern handelt, welcher dem großen Kreiſe von Grund⸗ beſitzern und Mietern den Preis des Koks, den er vom Magiſtrat bezieht, vorſchreibt, ſich von der Wirtſchaftsgenoſſenſchaft vorrechnen läßt: 1. was koſtet euch die Abfuhr? 2. was habt ihr für Unkoſten? — die Genoſſenſchaft ſoll keine Genoſſenſchaft ſein, welche einen Erwerbszweck hat, ſondern, ſie ſoll ein allgemeines Intereſſe verfolgen; ich bin nicht ſo genau informiert, daß ich mich authentiſch darüber verbreiten könnte ;aber ich würde derMeinung ſein, daß der Magiſtrat die Verpflichtung hätte, zu fragen: was habt ihr für Unkoſten? — und 3. was wollt ihr verdienen? Ja, der Magiſtrat würde im vorliegenden Falle, wenn er die Wirtſchaftsgenoſſen⸗ ſchaft in der Weiſe begünſtigt, daß er ihr dieſelben Preiſe gibt wie den Großhändlern, die Ver⸗ pflichtung haben, dafür zu ſorgen, daß auch weiter⸗ hin den Bürgern dieſe Vergünſtigung gewährt wird, indem er der Wirtſchaftsgenoſſenſchaft er⸗ klärt: ich kontrahiere mit euch nur unter der Be⸗ dingung, daß ihr nur ſo und ſo viel oder ſo und ſo wenig verdient — und der Verdienſt, den die Wirt⸗ ſchaftsgenoſſenſchaft hat, würde außerordentlich gering zu bemeſſen ſein. Soviel ich weiß, verteilt die Wirtſchaftsgenoſſenſchaft nur eine Dividende von 4 %; das Kapital ſoll einige Tauſend Mark