—— 360 —— burg ziehen. Bei der Frage der Wertzuwachsſteuer hieß es auch: ohne Berlin können wir nichts machen. Und auch bei dieſer Anfrage ertönt wieder dieſelbe Melodie: wir müſſen uns mit Berlin in Verbindung ſetzen. Was dabei herauskommt, das wiſſen Sie ja: dann geſchieht gar nichts. Dieſe Redensart: mit Berlin in Verbindung ſetzen, erinnert mich an den Heineſchen Vers von den beiden Polen: und da jeder wollte zahlen, zahlte keiner von den beiden. (Rufe bei den Liberalen: Umgekehrt!) So ſcheint es auch hier: keiner wird etwas tun. Ich ſtehe auf dem Standpunkt, daß die Gas⸗ anſtalt nicht ein rein kaufmänniſches Unternehmen iſt, daß ſie nicht von rein kaufmänniſchen Geſichts⸗ punkten geleitet werden darf, ſondern daß auch ſoziale Momente eine Rolle ſpielen, und von dieſen ſozialen Momenten aus könnte die Verwaltung ſehr wohl eine Verbilligung des Kokspreiſes ein⸗ treten laſſen. Sie könnte den kleinen Abnehmern dieſelben Preiſe anrechnen wie den großen. Wenn ich nicht irre, zahlen die kleinen jetzt 100 % mehr als die Großunternehmer. (Widerſpruch.) Ja, die Großunternehmer haben den Koks für 83 Pf. bekommen (Zuruf: 138 Pf.) — ich meine die, diefrüher Abſchlüſſe gemacht haben. Ich bin der Meinung, die Verwaltung ſollte die Preiſe des Koks ermäßigen und den Charlotten⸗ burger Einwohnern entgegenkommen, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß von einigen Leuten Mißbrauch dabei getrieben werden könnte. Bürgermeiſter Matting: Meine Herren, daß wir es mit einem Problem zu tun haben, das mit wohlwollenden Reden nicht gelöſt werden kann, hat die bisherige Verhandlung bewieſen. In der Deputation iſt unter vollſter Sympathie für die Anregung ſchon viel darüber geredet worden, im Magiſtrat iſt in gleicher Weiſe darüber geredet worden, und ſelbſt wenn hier noch den ganzen Abend gereder würde, glaube ich nicht, daß wir der Löſung in greifbarer Weiſe näher kommen. Die beiden Möglichteiten, die überhaupt in Frage kommen, ſind auch hier bereits erkannt und diskutiert worden: die eine iſt das Zuſammen⸗ gehen mit Berlin, die andere die Kontrolle darüber, daß der Koks unter allen Umſtänden nur in Char⸗ lottenburg bleibt, damit vermieden wird, daß er nach Berlin geht für den Fall, daß keine gemein⸗ ſchaftliche Herabſetzung der Preiſe mit Berlin vereinbart wird. Meine Herren, ich glaube, daß eine derartige Abmachung mit Berlin tatſächlich nicht wohl möglich iſt. Die Stadt Berlin macht ja für ſich allein auch nicht die Preiſe, ſondern iſt von Konjunkturen der Engliſchen Gasanſtalt in Berlin ſelbſt in gleichem Maße abhängig wie wir unſerſeits von den Berliner Preiſen. Selbſt wenn eine größere allgemeine Geneigtheit zu derartigen gemeinſchaftlichen Maß⸗ regeln in Berlin vorhanden wäre, als es tatſächlich der Fall iſt, würden doch die konkreten Hinderniſſe ſo groß ſein, daß ſie nicht würden überwunden werden können. Was im übrigen die Frage eines Einheits⸗ preiſes angeht, ſo haben wir ſchon in unſerer eigenen Verwaltung und auf einem ganz beſchränk⸗ tem Gebiete die Schwierigteiten dieſer Frage ſchätzen die tennen gelernt. Wir haben uns nämlich ſeit langer Zeit bemüht, einen Einheitspreis für den Konſum der ſtädtiſchen Verwaltungen feſtzuſetzen, ſoweit er aus der Gasanſtalt entnommen wird. Unſere Verwaltungen ſind natürlich auch ungehalten darüber, daß ſie einen höheren Preis bezahlen müſſen als früher, und wünſchen eine grundſätzliche Regelung ein für allemal. Morgen ſteht die Sache wieder auf der Tagesordnung des Magiſtrats; ich glaube aber nicht, daß wir der Löſung der Frage näher kommen werden als in den früheren Be⸗ ratungen. Daraus erſieht man, daß die Nor⸗ mierung eines von den Tagesſchwankungen un⸗ abhängigen Einheitspreiſes, zumal mit der Tendenz der Herabſetzung, wie Herr Stadtv. Wöllmer richtig hervorgehoben hat, wohl utopiſtiſch iſt. Was aber die Frage der Kontrolle anbetrifft, ſo glaube ich wirklich, meine Herren, Sie unter⸗ Schwierigkeiten ungeheuer. Wenn Sie nicht eine Kontrolle einführen, die wirkſam iſt und bleibt, bis der Koks in den Ofen hinein⸗ kommt, haben Sie keine Garantie dafür, daß das, was Sie unſeren Charlottenburger Bürgern zu⸗ wenden wollen, ihnen auch wirklich zuſtatten kommt. (Sehr richtig!) Meine Herren, Herr Stadtv. Hirſch hat in ganz ungeheurer Verkennung oder Übertreibung der Verhältniſſe behauptet, unſere Kleinkonſu⸗ menten zahlten 100 % mehr als die Großkonſu⸗ menten. Soviel ich informiert bin, zahlen die Großkonſumenten 135 Pf., die Kleinkonſumenten 145 Pf. Wenn Sie eine gewiſſe Spannung zwiſchen Groß⸗ und Kleinpreis zugeben müſſen, werden Sie auch anerkennen müſſen, daß die Verwaltung den Kleinkonſumenten bis an die Grenze der Möglichkeit entgegengekommen iſt. Herr Stadtv. Hirſch hat auf der Gasanſtalt das Wort „Wucherpreis“ ange⸗ wendet. Ich meine, das iſt ſo unrichtig und ſo unberechtigt, wie nur irgendein Vorwurf ſein tann. Es iſt doch nun einmal nicht zu leugnen, daß der Kohlenpreis gleichfalls in die Höhe gegangen iſt, und wenn Kleinkonſumenten oder Hausbeſitzer nicht den Koks von uns beziehen würden, ſo würden ſie eben andere Heizmaterialien be⸗ ziehen und dieſelbe Spannungsdifferenz bezahlen müſſen. Ich glaube, meine Herren, um zu reſümieren — Sie werden dem Magiſtrat und der Deputation, wenn Sie nicht Ihrerſeits neue Geſichts⸗ punkte zutage fördern, keine Vorwürfe machen können, daß ſie Ihnen heute nicht mit einem Vor⸗ ſchlage entgegenkommen, der allen Ihren Wünſchen und Erwartungen entſpricht. Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Ich möchte nach den Außerungen des Herrn Bürgermeiſters konſtatieren, daß ich die Außerung des Herrn Kollegen Hirſch nicht als Vorwurf gegen unſere Gasanſtalt aufgefaßt habe, ſondern dahin, daß er den Preis der Kohlen überhaupt als exorbitant hoch hat bezeichnen wollen, daß er aber keinen Vorwurf gegen den Magiſtrat hat erheben wollen, daß er ſeinerſeits einen Wucherpreis feſtgeſetzt habe. Stadtv. Dr. Frank: Meine Herren, ich will nicht ſagen: die unklaren, aber: die für mich ſchwer verſtändlichen Auseinanderſetzungen, welche wir bier gehört haben, hatten 1a eine gemiſſe Segrun⸗ das Verſfahren