— 362 auf die öffentliche Mildtätigkeit hinweiſen ſoll; — dann iſt die Frage nicht gelöſt. In dieſem Punkte bin ich mit Herrn Kollegen Hirſch einverſtanden. Im übrigen ſtehe ich zu allen ſeinen Aus⸗ führungen im Gegenſatz. Ich muß ſagen: ſie haben mich recht enttäuſcht. Zunächſt hat er Herrn Kollegen Dzialoszynski vollkommen falſch verſtanden. Es iſt abſolut nicht die Idee dieſes Herrn geweſen, etwa den Haus⸗ beſitzern ein Geſchenk machen zu wollen; (Stadtv. Hirſch: Aber darauf kommt es hinaus! ganz im Gegenteil, er iſt bei ſeinen Ausführungen von der Prämiſſe ausgegangen, daß auch in den⸗ jenigen Häuſern, in denenMinderbemittelte wohnen, in immer ſteigendem Maße Zentralheizung ein⸗ geführt werde, und daß dadurch auch Mietern von kleineren Wohnungen ein Vorteil erwieſen werden könnte. Ich ſagte, ich wäre enttäuſcht von den Aus⸗ führungen des Herrn Kollegen Hirſch. Dasſelbe gilt auch für die letzten Worte des Herrn Kollegen Klick. Denn, meine Herren, die Sympathie mit denjenigen Leuten, welche unter den Kokspreiſen leiden, iſt hier in dieſem Saale wohl auf allen Seiten genau in demſelben Maße verbreitet wie bei Ihnen (zu den Sozialdemokraten). Zur Löſung dieſer ſchwierigen Frage haben Sie aber nach meiner Auffaſſung nichts beigetragen. Ich hatte geglaubt, daß Herr Kollege Hirſch uns nun einmal ein Programm entwickeln wollte, in welcher Weiſe nun wirklich dieſe Frage, zu deren Löſung der Magiſtrat und die Gasdeputation ſich für impotent erklärt haben, zu löſen ſei, und daß wir über Ihr Programm hier dann hätten diskutieren können. Die Behauptung, man könnte ja für einzelne Abnehmer den Preis ohne weiteres herunter⸗ ſetzen, kann ich für eine Löſung nicht anſehen. Denn es iſt ganz klar, daß es auf dieſem Wege paſſieren würde, daß dieſe kleinen Mengen den Leuten ſehr bald entriſſen würden, und daß dann das Gegenteil von dem erreicht würde, was die Herren erreichen wollen, nämlich daß nun erſt recht eine Koksknappheit auf unſerem Werk ein⸗ tritt, und daß das zur Preisſteigerung von der Zwiſchenhand ausgenutzt werden würde. Gerade denjenigen kleineren Leuten, welchen die Herrenſg etwas (Gutes antun wollen, würden ſie wahr⸗ ſcheinlich indirekt einen ſehr viel größeren Schaden zufügen. Allerdings muß ich zugeben, daß ein Zuſammen⸗ ſchluß mit Groß⸗Berlin wohl praktiſche Konſe⸗ quenzen nicht tätigen könnte, weil Groß⸗Berlin eben noch nicht Norddeutſchland iſt. Außerdem haben wir ja in Berlin zwei Anſtalten, die von ganz verſchiedenen Prinzipien geleitet werden: das eine iſt die ſtädtiſche Anſtalt, und das andere die Imperial Continental, die eine Erwerbsgeſell⸗ ſchaft iſt, und die weiter nichts anderes zu tun hat und nichts anderes tun will, als die Marktlage möglichſt nach Kräften auszunutzen und das aus dem Werke herauszuwirtſchaften, was irgendwie herausgewirtſchaftet werden kann. Der Löſung, die Herr Profeſſor Frank hier vorſchlug — allerdings, glaube ich, wohl mehr im Spaß —, möchte ich mich nicht anſchließen; denn ſie würde nur die Löſung der Frage ſein, wie wir uns hier am beſten mit der Sache abfinden, aber nicht eine Löſung in der Richtung, wie den Leuten, H die heute über die Kokspreiſe betrübt ſind, ent⸗ gegenzukommen iſt. Sie würde allerdings die Diskuſſion hier aus dem Magiſtrat und aus dieſer Verſammlung ausſchalten; aber im übrigen würde den in Betracht kommenden Kreiſen damit nicht gedient ſein. Das eine muß ich übrigens auch noch ſagen, daß die Summe von 6 , die als Mehrpreis gefordert wird, nicht etwa als bloßer Preis, doch ſchon verhältnismäßig recht beträchtlich iſt, nament⸗ lich da es doch nicht angängig iſt, wie es Herr Stadtrat Caſſirer getan hat, ſie einfach zu berechnen durch eine Diviſion mit 12, ſondern es muß tat⸗ ſächlich doch ſo gerechnet werden, daß die Haupt⸗ verbrauchsmonate eben die Wintermonate ſind, in denen gewöhnlich auch ſonſt an die Haushal⸗ tungen, namentlich die kleinſten Haushaltungen, erhöhte Anforderungen geſtellt werden. (Sehr richtig!) Stadtu. Vogel: Ich kann mich auch mit den Ausführungen des Herrn Stadtrats Caſſirer, ſeinem Hinweis auf die eventuelle öffentliche Wohl⸗ tätigkeit nicht einverſtanden erklären. Das iſt kein Abhilfsmittel. Wir wollen durchaus ſolche Ab⸗ hilfsmittel, die ohne die öffentliche Wohltätigkeit erreicht werden können. Auch dem Hinweiſe des Herrn Bürgermeiſters, daß die Gasanſtalten nach kaufmänniſchen Prin⸗ zipien geleitet werden und einen Ertrag bringen müßten, und daß deshalb keine Ermäßigungen möglich wären, weil es ein ſtädtiſches Unternehmen iſt, kann ich nicht zuſtimmen. Dieſer Grundſatz wird auch nicht überall durchgeführt. Ich erinnere nur an die Volksbadeanſtalt: die gibt bei jedem Baſſinbad mehrere Groſchen zu. Und es ſind nicht immer bloß Bedürftige, denen das zugute kommt, ich möchte ſogar ſagen: größtenteils nicht. Da gibt alſo die ſtädtiſche Verwaltung ruhig zu, und hier, wo es ſich um ein Bedürfnis der ärmeren Leute handelt, verſteift man ſich auf dieſen kaufmänniſchen Grundſatz. Darin kann ich keinen Einklang finden. Was dann die Angſtlichkeit wegen des Miß⸗ brauchs und wegen der Kontrolle betrifft, ſo wird, glaube ich, auch die Anregung des Kollegen Klick vollſtändig genügend ſein, daß jeder nämlich an⸗ ibt, wieviel er braucht, und mehr nicht bekommen darf. Mein Gott, einzelne Mißbräuche kommen doch auf allen Gebieten vor. Es iſt auch ſchon vorge⸗ kommen, daß der Kranke, dem der Armenarzt Lebertran verſchrieben hat, dieſen, anſtatt ihn zu trinken, wieder verkauft hat. Deswegen aber wird ſich doch ein Armenarzt nicht davon abhalten laſſen, einem anderen Patienten Lebertran zu verſchreiben. Es iſt auch ſchon vorgekommen, daß jemand die Britetts, die ihm unentgeltlich geliefert worden ſind, wieder verkauft hat. Deswegen hat doch aber die Armenverwaltung jederzeit den Bedürftigen die Briketts geliefert. Der Herr Bürgermeiſter meinte, reden ſei teine Kunſt, ſchaffen ſoll man. Nun, es ſteht ja nichts dawider, daß Sie den Verſuch einer Preis⸗ herabſetzung machen. Dann iſt das nicht geredet, ſondern dann iſt es Wirtlichkeit — und dann werden wir uns weiter ſprechen. Stadtv. Hirſch: Meine Herren, zunächſt möchte ich einige Worte Herrn Kollegen Dr Frank erwidern. err Kollege Dr Frank führte aus, daß die Über⸗ ſchüſſe der Gasanſtalten einem jedenzugute kommen.