——— 3683 ——— Das iſt durchaus richtig. Aber wir müſſen doch andererſeits bedenken, daß ein großer Teil der Einwohnerſchaft an dieſen Überſchüſſen überhaupt nicht beteiligt iſt, nämlich alle diejenigen, die weder Gas in ihren Wohnungen haben noch von dem Koks Gebrauch machen. Auch dieſen aber kommt der UÜberſchuß der Gasanſtalten zugute. Ob das ganz gerecht iſt, laſſe ich dahingeſtellt. Andererſeits würde derjenige, der vielleicht 100 Kubikmeter Gas pro Monat verbraucht, mit dem Augenblick, wo der Preis um einen Pfennig herabgeſetzt wird, 1 ℳʒ pro Monat weniger zahlen als jetzt; mit anderen Worten: er bezahlt heute 1 ℳ mehr als er eigentlich zu zahlen hätte, d. h. pro Jahr 12 ℳ. Das kommt ihm zugute in der Form, das er vielleicht 2 bis 3 ℳ weniger Steuern zahlt. Er leiſtet alſo immerhin noch mehr, als er überhaupt von der Stadt be⸗ kommt. Das nur nebenbei. Herr Kollege Dr Frank führte weiter aus, daß ſeiner Berechnung nach die Herabſetzung des Gas⸗ preiſes um einen Pfennig und gleichzeitig die des Kokspreiſes um nur 10 Pfennig einen Minder⸗ überſchuß von 600 000 ℳ ergeben würde. Dieſe Berechnung iſt durchaus richtig. Aber, meine Herren, wo ſteht denn geſchrieben, daß unſere Gas⸗ anſtalt nun durchaus jahraus, jahrein zwei Millionen oder noch mehr Überſchüſſe haben muß! Wir ſtehen nicht auf dem Standpunkt, daß die ſtädtiſchen Werke ſo hohe Überſchüſſe abzuwerfen haben, und wir befinden uns dabei in vollſtändiger Über⸗ einſtimmung mit dem Kommunalabgabengeſetz. Wir ſind der Meinung, daß, wenn die Stadt Geld braucht, dieſes dann eben direkt durch Zuſchläge zur Einkommenſteuer aufgebracht werden ſoll. Wir ſcheuen uns gar nicht davor, daß auch mal die 100 % überſchritten werden. Im übrigen, meine Herren, brauchen wir dieſe Befürchtung gar nicht zu haben. Wir werden im nächſten Jahre ſoviel Geld haben, daß wir gar nicht wiſſen, wohin damit. (Heiterkeit.) Ich erinnere Sie an die Veränderungen, die in dieſer Verſammlung durch die Wahlen zuſtande gekommen ſind. Wir haben lauter Anhänger der Wertzuwachsſteuer bekommen. (Heiterkeit und Zurufe.) Alle die Herren, die jetzt gewählt worden ſind, haben in ihren Wahlreden und in den Wahlflug⸗ blättern ſich als unbedingte Anhänger der Wert⸗ zuwachsſteuer hingeſtellt! (Zuruf: Alle nicht!) — Ich habe ſie alle in der Taſche! (Erneute Heiterkeit.) Es unterliegt alſo gar keinem Zweifel, daß die Herren, wenn anders ſie nicht wortbrüchig werden wollen, im nächſten Jahre mit uns gemeinſam für die Einführung der Wertzuwachsſteuer ſtimmen müſſen, und dann brauchen wir keine Furcht zu haben, daß die 100 % überſchritten werden, dann können wir ruhig auf ſo hohe Überſchüſſe bei der Gasanſtalt verzichten. Wenn Herr Kollege br Frant nebenbei auf die Waſſergasanlage hinwies, ſo kann ich darauf nur erwidern, daß ſelbſtverſtändlich, wenn die Waſſergasanlage einen Fortſchritt gegenüber der heutigen Produktionsart bedeutet, kein Menſch ſich dagegen ſträuben könnte, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß dann weniger Arbeiter bei der Gasanſtalt beſchäftigt würden. Würden wir als Stadtgemeinde dagegen Einſpruch erheben, ſo würden wir ja in denſelben Fehler verfallen, den ein kleiner Hand⸗ werker begeht, der mit Rückſicht darauf, daß er ſeine Geſellen ſonſt entlaſſen müßte, ruhig bei der Handarbeit verbleibt und nicht zur Einführung von Maſchinen übergeht. Im übrigen werden Sie ja auch dieſe Rückſicht auf die Arbeiter nicht nehmen, ſondern die Stadt wird mit dem Augenblick zur Einführung der neueren techniſchen Errungen⸗ ſchaften ſchreiten, wo ſie dadurch beſſer und ver⸗ nünftiger zu produzieren in der Lage iſt. Herr Kollege Dr Frentzel führte aus, daß ich Herrn Kollegen Dzialoszynsti nicht richtig ver⸗ ſtanden habe. Ja, meine Herren, ich habe mich vorhin entſchuldigt, falls ich Herrn Kollegen Dzialoszynski falſch verſtanden haben ſollte. Er meinte, daß Herr Kollege Dzialoszynski den Haus⸗ beſitzern keine Geſchenke machen wollte. Aber ſein Vorſchlag kommt doch ſchließlich auf ein Geſchenk an die Hausbeſitzer hinaus! (Stadtv. Dzialoszynski: Nein!) — Ja! (Heiterkeit.) Ich habe vorhin ausgeführt, Herr Kollege Dzialos⸗ zynsti: zeigen Sie mir doch einen Hausbeſitzer, der für den Fall, daß er ſein Heizungsmaterial billiger einkaufen kann, die Mieten herabſetzt! (Stadtv. Dzialoszynski: Umgekehrt!) — Das richtet ſich auch nicht danach, ſondern der Preis der Mieten hängt von ganz anderen Faktoren ab. Darauf haben wirklich die Kokspreiſe nur ſehr wenig Einfluß. Herr Kollege Dr Frentzel iſt von meinen Ausführungen enttäuſcht geweſen. Ich glaube, ich werde den Herrn Kollegen Dr Frentzel ſchon oft enttäuſcht haben, und ich werde ihm wahrſchein⸗ lich in Zukunft auch noch mehr Enttäuſchungen bereiten. Herr Kollege Frentzel verlangt von mir, ich ſolle ein vollſtändiges Programm entwickeln. Einen beſtimmten Vorſchlag habe ich gemacht, und auf den Vorſchlag ſind Sie nicht eingegangen. Nun ſetzen Sie einmal den Fall, ich wollte Ihnen mein vollſtändiges Programm entwickeln, — dann müßte ich das ganze ſozialdemokratiſche Programm entwickeln. (Zuruf bei den Liberalen und Heiterteit.) — Ich bin bereit dazu; aber ich tue es nicht, und zwar lediglich mit Rückſicht darauf, weil Sie ſonſt in ihren Flugblättern wieder die Behauptung aufſtellen würden, die Sozialdemotraten halten nur Reden zum Fenſter hinaus. Stadtv. Spiegel: Meine Herren, ich ſtehe auch nicht auf den Standpunkt, daß wir eidlich verpflichtet ſind, aus unſerer Gasanſtalt ſo und ſo viel Uberſchüſſe zu entnehmen. Ich gebe dem Herrn Kollegen Hirſch darin vollſtändig Recht, daß unſere ſtädtiſchen Unternehmungen nicht dazu in erſter Reihe beſtimmt ſind. Andererſeits habe ich den Hinweis von Herrn Kollegen Hirſch nicht recht verſtanden, daß, wer kein Gas und keinen Koks braucht, nichts von dem Überſchuß der Gasanſtalt hätte. Ich glaube, im Gegenteil, wer Gas und Koks braucht, hat inſofern nichts oder weniger davon, als er zu dem Überſchuß beiſteuern muß. Ich glaube alſo, das war nicht richtig von Herrn Kollegen Hirſch durchdacht, tut aber auch wenig zur Sache. Tatſache iſt, daß wir zurzeit unſeren Etat mit einem gewiſſen Überſchuß der Gasanſtalt