— 367 — Nun, wenn die Stadt nicht die hohen Überſchüſſe erzielen ſoll, iſt es doch viel geſcheiter, ſie läßt es bei dem jetzigen Zuſtande, wo wenigſtens 400 Ar⸗ beiter mehr bei der Gasanſtalt verdienen. (Sehr richtig!) Alſo entweder — oder: entweder man ſteht auf dem Standpunkte, daß man alle Errungenſchaften im Intereſſe der Kommune ausnutzen ſoll, um Überſchüſſe zu erzielen, oder man läßt ſich nur von dem Gefühl leiten und ſagt: die Gasanſtalt iſt mehr oder weniger ein Inſtitut der Wohltätigkeit und muß von dieſem Standpunkte aus verwaltet werden, und nach dieſem Standpunkt ſind auch die Kokspreiſe zu bemeſſen. Hierin, Herr Kollege Hirſch, beſteht ebenſo ein unhaltbarer Widerſpruch mit Ihren Ausführungen wie mit vielen andern Ihrer Ausführungen. Sie mußten eben in Konſequenz Ihres Standpunktes mit Bezug auf die Ausnutzung der Errungenſchaften zu dem Ergebnis kommen, daß die Stadtkommune auch die Verpflichtung hat, Koks unter ſolchen günſtigen Bedingungen zu veräußern, wie ſie ſich nur irgend ergeben. Im übrigen haben Sie ja gehört, daß meine Freunde nicht ſo weit gehen, wie ſie konſequenter⸗ weiſe gehen mußten. Mir ſcheint auch der Vor⸗ ſchlag des Herrn Kollegen Spiegel durchaus ak⸗ zeptabel zu ſein, und ich meine auch, daß die Kon⸗ trollen, die notwendig ſind, ſich ohne allzugroße Schwierigkeiten werden durchführen laſſen. Ein Einheitspreis für Koks, wie er zuerſt hier verlangt wurde, iſt gar nicht denkbar. Das iſt vollſtändig indiskutabel. Es iſt gar nicht möglich, daß man Einheitspreiſe für den Großabnehmer und für den⸗ jenigen Abnehmer beſtimmt, der ein paar Hekto⸗ liter abnimmt. Wahrſcheinlich würde dann, namentlich in Jahren, wo niedrige Kokspreiſe herrſchen, das Reſultat eintreten, daß die Gasanſtalt auf ihrem Koks ſitzen bleibt und nicht weiß, was ſie damit machen ſoll. Dann wird wieder guter Rat teuer ſein: woher die Abnehmer nehmen? Man darf doch nicht überſehen, daß die Abnehmer nicht gerade dann kommen, wenn die Stadt⸗ kommune pfeift und ſie haben will, ſondern daß es ſich um dauernde Verbindung handelt. Ent⸗ weder man hält dieſe Verbindung, oder man gibt ſie auf und überläßt es der Gasanſtalt, daß ſie ihren Koks verhökert. Das ſind unerfüllbare Auf⸗ gaben, die der Gasanſtalt geſtellt werden. Man muß nach weiteren Geſichtspunkten vorgehen. Auch wir ſind gern bereit, den Minderbegüterten ſoweit wie möglich entgegen zu kommen, ihnen Vergünſtigungen zu bewirken, wo ſie ſich irgendwie durchführen laſſen. Aber derartige durchgreifende Reformen, wie Sie ſie in Vorſchlag bringen: Einheitspreis und dergleichen, — meine Herren, es iſt ein wahres Glück, daß Sie Ihr Zukunfts⸗ programm nicht entwickelt haben! Ich glaube aber, wir haben an dieſer kleinen Stilblüte aus Ihrem Zukunftsprogramm vollſtändig genug. (Heiterkeit.) (Auf Antrag des Stadtv. Gredy wird die Beratung geſchloſſen.) Stadto. Dzialoszynski (perſönliche Bemer⸗ kung): Meine Herren, Herr Kollege Borchardt hat gemeint, ich hätte vorgeſchlagen, es ſollte der Kokspreis unter diejenigen Preiſe normiert werden, die die Großhändler zahlen. Nicht mit einem Wort iſt mir das eingefallen. Ich habe lediglich geſagt, es möchte dafür geſorgt werden, daß die Konſu⸗ menten den Koks nicht erheblich über dieſen Groß⸗ händlerpreis erhalten. 4 Was die Außerung des Herrn Kollegen Hirſch anlangt, ich hätte erklärt, daß den Hausbeſitzern ein Geſchenk gemacht werden ſoll, ſo muß ich ſagen, Herr Kollege Hirſch hat mich völlig mißverſtanden. Ich habe mit aller Deutlichkeit geſagt, es würde der hohe Kokspreis von den Schultern der Haus⸗ beſitzer auf die Schultern der Mieter abgewälzt, und damit würden die Angehörigen des Mittel⸗ ſtandes und auch der Arbeiterſchaft mit Rückſicht darauf getroffen, daß heutzutage mehr und mehr die Erbauung von Häuſern mit Zentralheizung auch in Arbeitervierteln gang und gäbe wird. Das habe ich mit großer Deutlichkeit geſagt. Wenn Herr Kollege Hirſch mich nicht verſtanden hat, ſo lag das nicht an mir, ſondern an ihm. Stadtv. Klick (perſönliche Bemerkung): Herr Kollege Dr Crüger hat uns hier vorgeworfen, daß wir mit falſchen Zahlen operierten. Ich möchte nur darauf aufmerkſam machen, daß ich denſelben Vorwurf gegen ihn erheben muß: der Preis von 1,34 ℳ gilt erſt für den Abſchluß des Jahres 1908 — — (Zurufe. Glocke des Vorſtehers.) Borſteher⸗Stellv. Kaufmann: Das Letzte war nicht mehr perſönlich! Stadtv. Klick (fortfahrend): Ich muß dann ge⸗ ſtehen, daß ich den Kollegen Hirſch falſch informiert habe. Gelegentlich der diesjährigen Etatsberatung wurde uns ein Preis von 83 Pf. für den Hektoliter, den ein Großabnehmer zahlen werde, genannt. (Wiederholte Zurufe: Perſönlich!) Daraufhin habe ich Herrn Kollegen Hirſch meine Angaben gemacht. Stadtv. Hirſch (perſönliche Bemerkung): Meine Herren, der Umſtand, daß die Freunde des Herrn Kollegen Dr. Crüger, unmittelbar nach⸗ dem er ſeine Angriffe gegen meine Freunde und mich gerichtet hatte, der Debatte durch einen Schlußantrag ein Ende gemacht haben, gibt leider nicht die Möglichkeit, ſachlich auf die Rede des Herrn Kollegen Crüger zu erwidern. Ich be⸗ ſchränke mich auf die perſönliche Bemerkung, daß ich nicht geſagt habe, die Stadt ſolle alle Er⸗ rungenſchaften ausnutzen, ſelbſt auf die Gefahr hin, daß Hunderte von Arbeitern entlaſſen werden, „um möglichſt hohe Ueberſchüſſe zu er⸗ zielen“. Das Letzte iſt eine freie Erfindung des Herrn Kollegen Dr. Crüger. Vorſteher⸗Stellv. Kaufmann: Meine Herren, wir verlaſſen nunmehr dieſen Gegenſtand. Bravo!) Wir kommen zu Punkt 12 der Tagesordnung: Vorlage betr. Herſtellung einer Lichtöffnung in der Eiſenbahnüberführung der Holzendorffſtraße. Druckſache 464. Berichterſtatter Stadtv. Gredy: Meine Herren, ich begrüße die Vorlage auf das wärmſte. Sie erfüllt einen Wunſch, der von einer großen Zahl unſerer Mitbürger und aus dieſer Verſammlung heraus ſchon ſeit Jahren geäußert worden iſt. Der