— 382 —— Verhältniſſe beruhen einmal in den Geſichts⸗ punkten, die ich mir erlaubte, Ihnen anzuführen, dann aber darin, daß wir ſchließlich unſeren Volks⸗ ſchulkindern gar zu weite Schulwege zumuten müſſen und dadurch ebenfalls ſehr häßliche Zu⸗ ſtände ſchaffen. In anbetracht der Wichtigkeit dieſer ganzen Frage ſcheint es mir erwünſcht, daß dieſer Ausſchuß auch dieſe Angelegenheit einer eingehenden Er⸗ örterung unterzieht. Ich will ſchon jetzt ſagen, daß ich die Abſicht habe, in dem Ausſchuß, dem ich an⸗ zugehören hoffe, den Antrag zu ſtellen, den Magi⸗ ſtrat zu erſuchen, uns eine Überſicht für die nächſten 5 Jahre über die zu erbauenden Gemeindeſchul⸗ häuſer zu geben. Wenn, wie ich hoffe, der Ausſchuß und ſpäter das Plenum dieſer Verſammlung dieſem Antrage zuſtimmt, ſo dürfen wir hoffen, daß wir auch auf dieſem Gebiete Zuſtände ſchaffen, wie ſie der Stadt Charlottenburg nicht nur würdig, ſondern in ihrem Intereſſe dringend notwendig ſind. (Bravo!) Stadtv. Scharnberg: Meine Herren, am 19. Juni lag uns eine ähnliche Vorlage mit der Be⸗ gründung vor, daß am 1. Oktober 19 Schulklaſſen unbedingt nötig ſeien. Das veranlaßt uns doch wohl, nachzudenken, wie der Magiſtrat es fertig gebracht hat, dieſen Mangel bisher auszugleichen, und wo die Kinder unterrichtet worden ſind. (Stadtv. Otto: Nachmittags!) Wie ich ſchon gehört habe, ſoll der Unterricht nicht nur des Morgens ſtattfinden, ſondern er iſt auch auf den Nachmittag ausgedehnt worden. Darunter leidet entſchieden, wie ſchon die Diskuſſion ergeben hat, die vorhin gepflogen iſt, die Geſundheit der Kinder. Es iſt doch natürlich, daß nachmittags die Friſche der Kinder nicht mehr ſo groß iſt, als wenn ſie morgens das Elternhaus verlaſſen. Es iſt wohl anzunehmen, daß einzelne Lehrer in dieſer Zeit doppelt angeſtrengt worden ſind, und das iſt doch wohl ein ungeſunder Zuſtand. Ich könnte mir ja die übrigen Worte, die ich ſprechen wollte, ſparen, da Herr Kollege Otto ſchon erwähnt hat, was ich ausführen wollte. Aber ich hätte gewünſcht, daß Herr Kollege Otto dieſe Rede in den vorhergehenden Jahren gehalten hätte, wo er Gelegenheit dazu hatte durch unſere Anträge, die mein Freund Borchardt begründet hat, daß eine größere Summe für Schulbauten eingeſetzt werden möge. Dieſe Anträge wurden jedes Jahr mit Hilfe der liberalen Fraktion abge⸗ lehnt. Ich erwarte, daß die liberale Fraktion wie ſie ja vor kurzem erſt gelobt hat, ſich beſſern wird (Bravo, bei den Liberalen) — wir werden es ja abwarten, wie die Herren ſich bei der nächſtjährigen Etatsberatung in dieſer An⸗ gelegenheit ſtellen werden; ich wünſche, daß ich mich nicht täuſche — und daß wir bei der nächſt⸗ jährigen Etatsberatung auch Ihre Stimmen auf unſerer Seite haben werden, ſo daß wir es endlich einmal durchſetzen, daß dieſe Mißſtände nicht weiter andauern. Denn durch ſolches Pfläſterchen, das hin und wieder aufgeſetzt wird, kranken unſere Ver⸗ H hältniſſe immer mehr. Wir müſſen doch unbe⸗ dingt dazu kommen, daß mit dieſen fliegenden Klaſſen und mit den Mietsräumen endlich einmal aufgeräumt wird. 50 kann Ihnen nach den Ausführungen des Herrn Kollegen Otto ebenfalls die Ausſchußberatung empfehlen. Ich hätte ſonſt dagegen geſprochen: aber wenn in dieſer ausgiebigen Weiſe, wie Herr Kollege Otto es ausgeführt hat, der Ausſchuß tätig ſein ſoll, ſo kann ich namens meiner Fraktion eben⸗ falls die Erklärung abgeben, daß wir für Ausſchuß⸗ beratung ſtimmen werden. Würde dieſe Auf⸗ gabe für den Ausſchuß nicht in dem Antrage des Herrn Kollegen Otto enthalten ſein, ſo würden wir dafür ſein, daß die Arbeiten für den Umbau des Gebäudes ſo ſchnell wie möglich in Angriff ge⸗ nommen würden, um den beſtehenden Mißſtänden abzuhelfen. Im übrigen möchte ich den Magiſtrat bitten, daß er in den nächſtjährigen Etat doch etwas mehr Mittel für neue Schulbauten einſetzen möge. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, nur wenige Worte auf die Ausführungen der Herren Vorredner! Es iſt nicht zu leugnen, daß wir gegen⸗ wärtig einen Mangel an Schulräumen haben. Noch vor zwei Jahren waren die Verhältniſſe weſentlich günſtiger. Als im Herbſt 1905 das letzte Schulhaus in der Hallerſtraße zur Verfügung geſtellt wurde, gaben wir uns der Hoffnung hin, daß in verhältnis⸗ mäßig kurzer Zeit, gemäß dem damals vorliegenden Programm, alle Mietsräume — mit Ausnahme von einem einzigen vielleicht — verſchwinden würden. Es kam aber anders infolge einer Häufung von ungewöhnlich ungünſtigen Verhältniſſen. Es wurde damals an dem Plan gearbeitet, in der Spielhagenſtraße ein neues Schulhaus zu errichten, aber dieſes iſt nicht zuſtande gekommen. Die Urſache liegt darin, daß ein zweimaliger Wechſel in der Leitung unſeres Hochbauamts eintrat, und daß zweitens ein Haus unmittelbar neben dem projektierten Schulhauſe in ſtädtiſchen Beſitz über⸗ ging. Da ſich bei Hinzukauf einer kleinen Parzelle zwiſchen den beiden ſtädtiſchen Grundſtücken der Hauptplan weſentlich günſtiger geſtalten ließ, ver⸗ ſuchten wir dieſelben zu erwerben. Es iſt uns aber nicht gelungen, und wir ſahen uns genötigt, vor⸗ läufig vom Bau ganz abzuſehen. Durch dieſe unglücklichen Verhältniſſe ſind wir etwas — oder ſagen wir lieber: nicht unerheblich — in das Hintertreffen gekommen, Es ſind aber gegen⸗ wärtig zwei neue Projette in Bearbeitung; das eine iſt ſchon fertig, und ſoviel ich weiß, wird ſchon an dem Bau ſelbſt gearbeitet, und das andere wird auch hoffentlich bald ſo weit ſein, denn das Vor⸗ projekt hat ja ſchon beide ſtädtiſche Körperſchaften paſſiert. Gegen die Aufſtellung einer Überſicht, wie in den nächſten Jahren die Schulraumverhältniſſe ſich geſtalten werden und wie man auf Abhilfe des Mangels bedacht ſein kann, iſt natürlich nichts einzuwenden. Ebenſowenig kann der Magiſtrat wohl gegen eine Ausſchußberatung etwas einwenden, nachdem ſo wichtige Fragen hier angeſchnitten worden ſind. Aber ein paar Bemerkungen noch zu den Worten des letzten Herrn Vorredners. Er meint: wenn zwei Klaſſen in einem Raum ſind, ſo iſt das eine allzuſtarte Ausnutzung des Raumes. Der err nimmt wohl an, daß es ſich dabei um die übliche tägliche Unterrichtszeit handelt, die 4 bis 5 Stunden beträgt. Das iſt nicht der Fall. Wir haben ſeit einiger Zeit den Unterricht der unterſten Klaſſen auf 18 Wochenſtunden, d. h. täglich 3 Stunden verkürzt, und wir haben natürlich nur ſolche Klaſſen in einen Raum gelegt, die täglich nur 3 Stunden