Unterricht haben, ſo daß von § bis 11 und etwa von 11 bis 2 oder von 1 bis 4 Uhr unterrichtet wird. Es iſt dann immer noch genügend Zeit, die Klaſſe zu reinigen und ihr die nötige friſche Luft zuzu⸗ führen. Auch iſt der Lehrer dabei nicht allzuſehr ange⸗ ſtrengt; denn er gibt darum nicht mehr Stunden, als nach der von den ſtädtiſchen Körperſchaften be⸗ ſchloſſenen Pflichtſtundenordnung beſtimmt worden iſt, nur daß er eventuell zu ungünſtigerer Zeit ſeinen Unterricht erteilen muß. Aber das, meine Herren, muß ſich ein Beamter gefallen laſſen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes von 9 Mitgliedern und wählt zu Ausſchuß⸗ mitgliedern die Stadtverordneten Dr Bauer, Blanck, Dr Barchardt, Dr Hubatſch, Mittag, Otto, Scharn⸗ berg, Schmidt und Schwarz.) Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zu Punkt 15 der Tagesordnung: Vorlage betr. Ubernahme des Betriebes der öffentlichen Abortanſtalten in eigene Ver⸗ waltung und Uberweiſung der Verwaltung der Abort⸗ und Bedürfnisanſtalten an die Deputation für das Straßenreinigungs⸗ und Feuerlöſchweſen. — Druckſache 489. Berichterſtatter Stadtv. Gredy: MeineHerren, der Magiſtrat erſucht Sie in dieſer Vorlage, vom 1. April nächſten Jahres ab die ſtädtiſchen Bedürf⸗ nisanſtalten in eigene Verwaltung zu übernehmen und dieſe Verwaltung der Deputation für das Feuer⸗ löſchweſen und die Straßenreinigung zu übertragen. Die Vorlage könnte ſehr intereſſant ſein, wenn ſie uns Gelegenheit gäbe, die Frage zu prüfen, ob es überhaupt zweckmäßig iſt, etwas derartiges in ſtädtiſche Regie zu übernehmen. Aber der Magiſtrat hat dieſer intereſſanten Verhandlung gewiſſermaßen ſchon die Spitze abgeſchnitten, indem er uns in der Vorlage auseinanderſetzt, daß es kaum möglich ſein wird, ferner mit einem Privatunternehmer einen Pachtvertrag abzuſchließen. Sie haben aus der Vorlage geſehen, daß die Stadt Berlin, die früher einen Pachtvertrag mit unſerem Unternehmer hatte, bereits zur eigenen Regie übergegangen iſt. Unter dieſen Umſtänden wird wohl kein Pächter mehr, wenigſtens nicht zu einem annehmbaren Preiſe, für uns zu haben ſein, und auch wir ſind deshalb darauf angewieſen, die Sache in eigene Regie zu übernehmen. Wir haben dabei den großen Vorteil, daß unſere bewährte Deputation für die Straßen⸗ reinigung, die allerdings ſchon ſtark mit Arbeit über⸗ laſtet iſt, die Verwaltung der Anſtalten übernimmt und mit ihrer bekannten Energie hoffentlich das Beſte leiſten wird. Die Mehrkoſten zwiſchen Pachtunternehmung und eigener Regie betragen nach einer Berechnung des Magiſtrats bei der Anzahl der Anſtalten, wie ſie im nächſten Jahre vorhanden ſein wird, ungefähr 1750 . Ich glaube, meine Herren, daß ich Ihnen guten Muts die Annahme der Vorlage empfehlen kann. Stadtv. Klick: Meine Herren, namens meiner Freunde kann ich unſere Zuſtimmung zu der Vor⸗ lage erklären. Schon im Jahre 1904 hatten meine Freunde angeregt, ob ſich nicht die Ubernahme der 390 — Abortanſtalten in ſtädtiſche Regie empfehle. Auch die Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung ſtellte ſich damals auf dieſen Standpunkt und wies die Vorlage betr. Neuverpachtung der Abortanſtalten ab; ſie übertrug einem Ausſchuß, zu erwägen, ob ſich vielleicht die Ubernahme in eigene Regie empfehlen würde, oder aber zu prüfen, ob die Lohn⸗ und Arbeitsbedingungen, die der bisherige Unternehmer ſeinen Angeſtellten gewährte, etwas aufgebeſſert werden könnten. Der Herr zahlte damals den Frauen, die er in den Abortanſtalten beſchäftigte, für 16ſtündige Arbeitszeit einen Lohn von 1,40 ℳ. Im Jahre 1905, als die Verpachtung für weitere 3 Jahre ausgeſchrieben war und derſelbe Unternehmer ſich auch darum bewarb, erſchien es der Mehrheit der Stadtverordnetenverſammlung und dem Magiſtrat nicht tunlich, die Anſtalten in eigene Regie zu übernehmen, erſtens, weil kein allgemeines Intereſſe vorläge, und zweitens, weil dieſe Anſtalten einen erheblichen Zuſchuß erfordern würden. Meine Herren, dieſe beiden Bedenken liegen auch heute noch vor. Es iſt deshalb erfreulich, daß der Magiſtrat von ſeinem früheren Standpunkt abgekommen iſt und die Vorlage eingebracht hat, freilich, wie der Herr Berichterſtatter ſchon mit⸗ geteilt hat, weil es fernerhin nicht möglich ſein würde, einen Unternehmer für die Pachtung zu finden, nachdem Berlin ſich entſchloſſen hat, die Abortanſtalten in eigene Regie zu übernehmen. Wir wollen hoffen, daß der Magiſtrat auch anderen Anregungen, die wir gegeben haben, z. B. der Gewährung freier Lernmittel, der Einführung der Wertzuwachsſteuer uſw. ſtattgibt. Er wird unſerer Zuſtimmung ſicher ſein. (Heiterkeit.) Stadtrat Dr. Gottſtein: Meine Herren, gegen die Außerung des Herrn Vorredners, daß die Ver⸗ hältniſſe gerade ſo lägen wie vor drei Jahren, möchte ich ganz kurz Einſpruch erheben. Die Zahl der An⸗ ſtalten hat ſich erheblich vermehrt; der Betrieb wäre damals erheblich geringfügiger geweſen. Auch die unterirdiſchen Anſtalten kommen in Betracht, die im Laufe der drei Jahre, auf die ſich das Pacht⸗ verhältnis doch erſtrecken müßte, auch weiter zu⸗ nehmen würden. Das ſind in der Tat für den Magiſtrat Gründe geweſen, von dem Standpunkte, den er vor drei Jahren eingenommen hat, zurück⸗ zukommen. Stadtv. Dr. Borchardt:] Die Entgegnung des Herrn Stadtrats war mir nicht recht klar. Herr Kollege Klick hat doch deutlich zum Ausdruck ge⸗ bracht, daß der Magiſtrat, der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe, unſerer Anregung Folge gibt. Stadtrat Dr. Gottſtein: Ich habe den Herrn Redner ſo verſtanden, daß er ſagte, die Verhältniſſe lägen heute genau ſo wie vor drei Jahren. Die Ver⸗ hältniſſe haben ſich tatſächlich geändert. Stadtv. Klick: Ich möchte Herrn Stadtrat Dr Gottſtein erwidern, daß ich geſagt habe, die Be⸗ denken, die vor drei Jahren vorhanden waren, ſind heute auch noch vorhanden, erſtens, daß ein großer Zuſchuß erforderlich iſt, und weiter, daß kein all⸗ gemeines Intereſſe vorliegt. Beides habe ich an⸗ geführt, und beide Bedenken beſtehen auch heute noch fort.