— 392 ſind, ſo dürfte damit ein chemiſcher und phyſikaliſcher Apparat ſich nicht beſchaffen laſſen. Ich muß ſagen, daß wir dieſen Schwierigkeiten wohl am beſten aus dem Wege gehen, wenn wir die Oberſekunda zunächſt in die Realſchule in der Guerickeſtraße bringen. Die Oberrealſchule hat zirka 1000 Schüler, und den Direktor weiter mit einer neuen Klaſſe zu belaſten, halte ich nicht für angängig. In der Kaiſer⸗Friedrich⸗Schule ſind die Verhältniſſe ähnlich. In der Guerickeſtraße iſt die Schülerzahl dagegen geringer. Dort läßt ſich auch vor allen Dingen von Oſtern 1908 bis Oktober 1908 ein Raum ſchaffen, weil hier zu Oſtern eine Sexta eingeht, um einem im Oktober zu eröffnenden Michaelis⸗Zötus Platz zu machen. Dadurch würde hier ohne weiteres der Raum für die Oberſekunda für ein halbes Jahr vorhanden ſein, und damit gewännen wir Zeit für weitere Maßnahmen. Auch ließen ſich noch eine ganze Reihe von Räumen durch Verlegung der Reform⸗ Realgymnaſialklaſſen aus der Realſchule in der Guerickeſtraße gewinnen, und wenn ich vor die Wahl geſtellt wäre: „Soll zu Oktober 1908 die neue Oberſekunda einer Ober⸗Realſchule oder die be⸗ ſtehende Reform⸗Realqymnaſial⸗Sexta aus der Realſchule in der Guerickeſtraße herausziehen?“, ſo würde ich ohne weiteres für die Herausnahme der letzteren ſtimmen. Denn ſie iſt eine Unterklaſſe, die des chemiſchen und phyſikaliſchen Apparates der Anſtalt nicht benötigt. Aber auch dann könnten Sie, meine Herren, immer noch davon abſehen, ſich für eine definitive⸗ Errichtung eines Oberbaus in der Guerickeſtraße zu entſcheiden. Kann doch auch ich mich dem Verlockenden des Gedankens nicht verſchließen, daß eine zweite Oberrealſchule in die Mitte der Stadt gehört. Wie die Haupt⸗Kadettenanſtalt in Groß⸗Lichterfelde den realgymnaſialen Oberbau bildet für die Kadetten⸗ anſtalten, ſo könnte die zentrale Lage eines Real⸗ ſchuloberbaus für Charlottenburg wünſchenswert erſcheinen, denn eine ſo gelegene Oberrealſchule wäre für alle Aſpiranten an unſeren Realſchulen bequem zu erreichen. Es würde andererſeits durch die zentrale Lage die Frequenz eines Oberbaus durch Einheimiſche am beſten geſichert ſein, da ja die Nachfrage nach einem Platz in den Oberklaſſen immer geringer ſein wird als die nach einem ſolchen in den Unterklaſſen. Nach alledem haben meine Freunde mit mir Bedenken, ſo ohne weiteres der Vorlage zuzu⸗ ſtimmen. Getrennt nach Unterklaſſen und Ober⸗ klaſſe ſcheint mir ihr Inhalt annehmbar zu ſein. Wenn mir das Bedürfnis zwingend nachgewieſen werden ſollte, hätte ich nichts dagegen einzuwenden, daß in zentraler Lage ein Bau errichtet würde, um eine neue Schule aufzunehmen; ob das eine Ober⸗ realſchule oder Realſchule ſein müßte, will ich dahingeſtellt ſein laſſen. Dagegen aber müßte ich mich ſträuben, daß einer neu zu gründenden Schule in Mietsräumen die Oberſekunda angegliedert würde. Nach reiflichſter Überlegung ſcheint es mir richtiger zu ſein, dieſe Oberſekunda zunächſt in die Realſchule in der Guerickeſtraße zu verlegen, wo bereits ein chemiſcher und phyſikaliſcher Apparat vorhanden iſt. Was dann die Zukunft bringt, können wir ja noch abwarten. Es iſt nun noch ein Geſichtspunkt von mir nicht erwähnt, der von großer finanzieller Bedeutung iſt: warum iſt der Magiſtrat von dem Gedanken zurück⸗ getreten, die Realſchule in der Guerickeſtraße zu einer Oberrealſchule auszubauen? Aus techniſchen Gründen, meine Herren, hieß es. Es ſei der Raum für einen Umbau nicht geeignet, ein Korridor von 80 m Länge ſei nicht überſehbar, durch den die Schüler nach dem neuen Anbau hinübergehen müßten. Es lagen uns in der Deputation für die höheren Lehranſtalten zwei Pläne vor. Ich er⸗ laubte mir, dort den Antrag zu ſtellen, daß uns Pläne vorgelegt würden, welche veranſchaulichten, wie es mit der Möglichkeit eines Umbaus unter Kaſſierung des Direktorwohnhauſes ausſehe. Da⸗ mals war der Herr Stadtbaurat, der die An⸗ fertigung ſolcher Pläne zuſagte, nicht recht für den Ausbau der Realſchule zur Oberrealſchule zu haben; ich habe aber heute zu meiner Freude gehört, daß er und Herr Stadtbauinſpektor Winterſtein Pläne gezeichnet haben — es ſollen 4 ſein —, die unter Kaſſierung des Direktorwohnhauſes recht wohl die Möglichkeit zeigen, die Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße zur Oberrealſchule auszubauen. Und ich muß ſagen: das hat viel Verlockendes, es wäre bei den großen finanziellen Aufgaben, die an uns heran⸗ treten, ſehr wünſchenswert. Der Ausbau der Real⸗ ſchule in der Guerickeſtraße würde uns 300 000 ℳ koſten, eine neue Ober⸗Realſchule dagegen über eine Million. Ich glaube, für meine Freunde verſichern zu können, daß wir uns an den Mehrkoſten nicht ſtoßen würden, den Geſichtspunkt der Erſparnis als aus⸗ ſchlaggebend nicht anſehen würden ſolchen Forde⸗ rungen für die Schule gegenüber, die als unerläßlich uns überzeugend nachgewieſen würden. Solange uns aber nicht nachgewieſen iſt, daß die Angliederung der Oberrealſchule an die Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße unmöglich iſt, wage ich mich nicht für dieſe Vorlage auszuſprechen. Ich komme daher zu dem Schluſſe, Sie zu bitten, die Vorlage einem Ausſchuß von 11 Mit⸗ gliedern zu überweiſen. Stadtſchulrat Dr. Neufert: Meine Herren, der Herr Vorredner hat ſich darüber gewundert, daß der Magiſtrat diesmal nicht zu dem Ausbau einer der ſchon beſtehenden Realſchulen zur Oberreal⸗ ſchule, ſondern zum Neubau einer Oberrealſchule rät. Seinerzeit iſt freilich hier auf Anregung des Herrn Stadtv. Schwarz der Beſchluß gefaßt worden, den Ausbau einer der beſtehenden Realſchulen zur Ober⸗ realſchule in die Wege zu leiten. Aber in der Be⸗ gründung — Herr Kollege Schwarz möge das nach⸗ leſen — iſt nur die Rede davon geweſen, daß ein Bedürfnis nach der Oberſekunda und den Primen vorhanden iſt. Das einfachſte Mittel, dieſes Ziel zu erreichen, ſchien zu ſein, die drei Klaſſen auf eine Realſchule aufzubauen, ſodaß die Oberrealſchule dann fertig wäre. Zweck und Mittel bitte ich hier auseinanderzuhalten. Es zeigte ſich nun bald bei der Prüfung, ob die Realſchule am Savignyplatz oder die in der Guerickeſtraße ausgebaut werden ſollte,daß keineRede davon ſein könne, der Realſchule an der Kaiſer⸗ Friedrich⸗Schule noch drei Klaſſen hinzuzufügen. Auf die Gründe brauche ich hier nicht einzugehen, da der Herr Vorredner das auch nicht getan hat. Wir traten alſo dem Gedanken näher, die Schule in der Guerickeſtraße weiter auszubauen. Es iſt weidlich daran gearbeitet worden; Projekt auf Projekt iſt angefertigt worden — aber alle haben uns nicht befriedigt. Nun, meine Herren, werden