— 393 — Sie doch nicht erwarten, daß wir unter allen Um⸗ ſtänden, auch wenn wir überzeugt ſind, daß es etwas Lückenhaftes, etwas Schlechtes wird, an Sie mit einer Vorlage herantreten! Ich meine, es iſt ſelbſt⸗ verſtändlich Pflicht des Magiſtrats, zu ſehen, ob nicht ein anderer Weg noch eingeſchlagen werden kann, der beſſer zum Ziele führt, der frei iſt von den Unzuträglichkeiten, die auf dem erſten Wege zu er⸗ warten ſind. Auf dieſe Weiſe kamen wir zu der Prüfung der Frage: iſt vielleicht bei der dritten Realſchule, für die bereits die Mittel in die Anleihe eingeſtellt ſind, die Verbindung mit einer Oberreal⸗ ſchule möglich? An der Möglichkeit und Zweck⸗ mäßigkeit war nicht zu zweifeln; denn beides iſt ja ſchließlich nur abhängig von der Platzfrage. Wir können von vornherein den Plan ſo aufſtellen, wie ihn eine Oberrealſchule nach Zahl, Größe und Lage der Klaſſen und Nebenräume erheiſcht. Wir können einen einheitlichen Plan bringen. Die Bauſachverſtändigen hielten dieſe Löſung für zweck⸗ mäßig, jene für nicht unbedenklich, und die Schul⸗ verwaltung iſt bereitwilligſt darauf eingegangen. Auf die einzelnen Gründe näher einzugehen, warum wir von dem Projekt abgekommen ſind, die Realſchule in der Guerickeſtraße zu einer Ober⸗ realſchule auszubauen, halte ich heute nicht für not⸗ wendig, da ja eine Ausſchußberatung vorgeſchlagen worden iſt. Wir haben in der Deputation für die höheren Lehranſtalten eingehend darüber geſprochen und Bauſachverſtändige und Schulſachverſtändige waren darin einig, das vorgelegte Projekt ſei nicht auszuführen, und auch der Herr Rerefent, der ja Mitglied der Deputation für die höheren Lehran⸗ ſtalten iſt, hat damals nichts dagegen gehabt, er hat zu der Sache geſchwiegen. Wir wollen ſelbſtver⸗ ſtändlich immer weiter prüfen. Vielleicht findet ſich noch ein anderer einwandfreier Plan. Wir haben auch ſchon einen in der Deputation beſprochen, und neue Projekte ſind in Ausarbeitung begriffen. Finden wir noch einen beſſeren Plan, ſo werden wir uns natürlich ſofort für dieſen entſcheiden. Es tut mir leid, heute aus den Worten des Herrn Vorredners entnehmen zu müſſen, daß er doch wieder anderer Meinung geworden iſt, daß er an dem urſprünglichen Projett feſtzuhalten ſcheint. Ich dachte, ſein Glaube daran wäre ſchon erſchüttert. Nun, meine Herren, vielleicht werden die Zweifler diesmal nicht die ſchlechteren Menſchen ſein. Die⸗ jenigen, die das Beſte im Intereſſe der Schule heraus⸗ bekommen, werden hoffentlich als Sieger aus dem Kampfe hervorgehen. Herr Profeſſor Schwarz vermißt in der Vor⸗ lage ſtatiſtiſche Grundlagen. Meine Herren, ich kann Ihnen dienen. Wir haben in der Deputation für die höheren Lehranſtalten auch davon geſprochen. Zahlen habe ich eine ganze Anzahl hier; aber ich kann Ihnen nicht empfehlen, darauf viel zu geben. Denn wenn erſt den Eltern, ſei es durch den Schul⸗ diener oder einen Schüler, bekannt geworden iſt, daß in einer Klaſſe kein Platz mehr iſt, kommen ſie ja garnicht mehr zu dem Direktor und ermöglichen ihm die Notierung. Oder ſollen ſie dennoch kommen und ſagen: „Ich möchte bloß melden, daß ich einen Sohn habe anmelden wollen, daß ich aber nunmehr, nachdem ich gehört habe, daß kein Platz mehr iſt, zu einer anderen Schule gehe.“ Die Zahlen leiden alſo daran, daß einerſeits nicht ſämtliche Fälle gemeldet werden, und daß anderer⸗ ſeits manche Fälle doppelt und dreifach gezählt werden; denn wer an der Oberrealſchule nicht auf⸗ genommen werden kann, läuft gewöhnlich zu einer Realſchule und vielleicht auch noch zu einer anderen Schule, um nur unterzukommen. Verlangen Sie nun noch, daß jeder genau notiert wird, und daß dann kontrolliert wird, an wieviel Schulen der Be⸗ treffende geweſen iſt? Nach Angabe des Herrn Referenten ſind. 60 Schüler in Sexta abgewieſen worden; nach meinen Ermittelungen erheblich mehr, 65 allein in der Realſchule. Es iſt dann die geplante Unterbringung der Klaſſen in einem Mietshauſe beanſtandet worden: es würde ſich nicht gut machen laſſen, weil Phyſik und Chemie dort nicht gelehrt werden könnten. Ja, meine Herren, das iſt vielleicht richtig; ich halte es aber für ſehr leicht möglich — und mit mir auch der Direktor der betreffenden Anſtalt —, daß Phyſik und Chemie in einer ſchon vorhandenen Schule in der dort unterrichtsfreien Zeit gelehrt wird. Herr Direktor Gropp hat freilich eine ſehr große Schule, meines Wiſſens die größte Oberreal⸗ ſchule im ganzen preußiſchen Staat. Wenn aber Herr Profeſſor Schwarz Bedenten hat, ihn noch weiter zu belaſten, ſo kann ich ihn beruhigen: Herr Direktor Gropp iſt ein ſehr rüſtiger Mann und iſt durchaus bereit, etwas Mehrarbeit zu übernehmen. Schließlich gibt es ja noch die Möglichkeit, ihn ander⸗ weitig zu entlaſten. Der Ausbau der Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße würde nach dem vorgelegten Koſtenanſchlage allerdings nur 300 000 ℳ koſten: ſoviel haben wir ſeinerzeit in die Anleihe eingeſtellt. Nehmen wir an, daß dieſe Summe ausreicht, ſo würden immer⸗ hin doch noch die für die Erbauung der neuen Real⸗ ſchule nötigen 1 200 000 ℳe mit in Betracht zu ziehen ſein. Denn dieſe Realſchule, meine Herren, iſt unter allen Umſtänden auch notwendig. Alſo in dem einen Falle haben wir eine neue Oberrealſchule mit etwa 1 500 000 ℳ, im anderen eine Realſchule mit 1 200 000 ℳ und den Erweiterungsbau einer Real⸗ ſchule mit 300 000 ℳ in Anſatz zu bringen. Das dürfte auf dasſelbe hinauskommen. Ich glaube alſo nicht, daß hier irgendwie eine Erſparnis ge⸗ macht werden kann, wenn wir den von Herrn Prof. Schwarz vorgeſchlagenen Weg beſchreiten. In dem Ausſchuß wird Gelegenheit ſein, das Übrige noch zu beſprechen. Bürgermeiſter Matting: Ich habe nur in einem Punkte die Erklärungen des Herrn Stadt⸗ ſchulrats zu ergänzen. Ich habe inzwiſchen durch Befragung des Herrn Stadtbaurats feſtgeſtellt, daß der von ihm projektierte Ausbau der Realſchule zur Oberrealſchule 450 000 ℳ bis 500 000 ℳ koſten würde, ſodaß alſo von den 300 000 ℳ, die in der Anleihe vorgeſehen ſind, nicht mehr die Rede ſein könnte. Dazu kämen die Koſten für die neue Realſchule, die gar nicht vermeidbar ſind, ſodaß wir bei dem Ausbau der Realſchule zu einer Ober⸗ realſchule und dem Bau einer neuen Realſchule unter allen Umſtänden teurer wirtſchaften würden, als wenn wir die alte Realſchule laſſen, wie ſie iſt, und ex fundamento eine neue Oberrealſchule bauen. Bei der Gelegenheit möchte ich mir noch eine Bemerkung erlauben. Mit Rückſicht auf meine neuliche Bemerkung, daß der Ausbau der Real⸗ ſchule in der Schloßſtraße zur Oberrealſchule um deswillen leichter vor ſich gegangen ſei, weil es uns möglich geweſen ſei, ein Grundſtück unmittelbar neben dem urſprünglichen Schulgrundſtück zuzu⸗