——— 394 kaufen, wurde in einem Zeitungsartikel darauf hin⸗ gewieſen, daß ja auch hier noch ein anſtoßendes Ge⸗ lände zu haben ſei. Das trifft wohl zu; nur iſt der Ausbau nicht ebenſo leicht anzugliedern, wie es in der Schloßſtraße möglich war. Deshalb unter⸗ ſcheidet ſich dieſes Moment von dem damaligen. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Schwarz (Schluß⸗ wort): Herrn Bürgermeiſter Matting möchte ich erwidern, daß ich deshalb in der vorigen Sitzung nicht antwortete, weil ich ſeine Worte in derſelben ſo aufgefaßt hatte, daß er meinte, der Ausbau laſſe ſich auf dem der Realſchule anliegenden Grundſtücke nicht ausführen. Der Herr Stadtſchulrat ſagt dann, nur von einer Oberſekunda ſei in meinen früheren Ausführungen die Rede geweſen, nicht von einer Sexta. Meine Herren, das ändert nichts an der Sache; ließe ſich doch ſelbſt eine Oberrealſchul⸗ Sexta in der Realſchule zunächſt in der Guericke⸗ ſtraße ſehr gut unterbringen, ſelbſtverſtändlich, wenn das ReformRealgymnaſium herauskäme. Der Herr Stadtſchulrat ſagt, der Magiſtrat bringe uns eine Vorlage, erſt wenn er eine Sache überſehe. Das iſt ſelbſtverſtändlich, daß eine Vor⸗ lage erſt gemacht wird, wenn man eine Sache gründlich geprüft hat. Deshalb bin ich erſtaunt, daß 300 000 ℳ für den Anbau in der Guerickeſtraße in die Anleihe geſetzt ſind, ehe deſſen techniſche Möglichkeit geprüft war. Später wurde deſſen techniſche Unmöglichkeit konſtatiert und heute wieder die Möglichteit. Indem ich daher nun amagistratu male informato ad magistratum melius informandum appelliere, möchte ich dem Magiſtrat das Projekt des Ausbaus der Realſchule in der Guerickeſtraße zur Oberrealſchule unter Kaſſierung des Direktorwohnhauſes doch noch einmal zur wohlwollenden Erwägung empfehlen. Der Herr Stadtſchulrat ſagt, die Schulſachver⸗ ſtändigen hätten ſich in der Abſtimmung für das jetzt vorliegende Proiekt ausgeſprochen. Das iſt bezüglich der Majorität richtig. Aber mehrere und zwar gerade techniſche Schulſachverſtändige haben in der Deputation für die höheren Lehranſtalten kein Stimmrecht. Ich habe einen der Herren ge⸗ ſprochen, der beſonders genau Beſcheid weiß, und der meint, ſchon ohne Kaſſierung des Direktorwohn⸗ hauſes ſei die Sache ſehr wohl möglich. Der Herr Stadtſchulrat ſagt ferner, ich hätte in der Deputation für die höheren Lehranſtalten ge⸗ ſchwiegen. Ich möchte dem Gedächtnis des Herrn Stadtſchulrats zu Hilfe kommen. Ich habe in der Deputation für die höheren Lehranſtalten erklärt: für mich muß vor allen Dingen die Oberſekunda ge⸗ ſichert und auf eine feſte Baſis geſtellt werden. Mehrere Herren, insbeſondere der Herr Stadtſchul⸗ rat, wollten dagegen, daß die Anſtalt mit den drei Untertlaſſen und der Oberſekunda bewilligt werde, obwohl von anderer Seite Bedenken gegen die Be⸗ willigung durch die oberſte Behörde geltend ge⸗ macht wurden. Ich bin allerdings ſo weit gegangen, daß ich mich angeſichts der völlig neuen Sachlage be⸗ reit erklärte, auf dieſe unſichere Brücke mit Serta, Quinta, Quarta plus Oberſetunda zu treten, wenn zunächſt in einer Abſtimmung die Oberſekunda allein geſichert würde. Das ſetzte ich nicht durch, ſtimmte dann nicht zu, gab aber den Sachverhalt zu Proto⸗ koll. Ich will nicht durchaus leugnen, daß mir die heute geäußerten pädagogiſchen und finanziellen Bedenten erſt nachher gekommen ſind, aber ich halte mich für verpflichtet, ſie hier auszuſprechen. Der Herr Stadtſchulrat ſagt ferner, es könne vorkommen, daß eine Statiſtik der Abweiſungen falſch wäre, weil ſich dieſelben Schüler an ver⸗ ſchiedenen Schulen gemeldet haben und abgewieſen ſein könnten. Das iſt durch die Feſtſtellung von Vor⸗ und Zunamen und Adreſſe leicht zu ver⸗ meiden. Dann ſagt der Herr Stadtſchulrat, die Ober⸗ ſekundaner können nach der Oberrealſchule gehen und dort den chemiſchen und phuſitaliſchen Unterricht haben. Da konzediert der Herr Stadtſchulrat etwas, was bei der Verwerfung des Ausbaus der Real⸗ ſchule zur Oberrealſchule als ein Hinderungsgrund für dieſen Ausbau geltend gemacht wurde; dort ſollten 80 m Korridor ein Hinderungsgrund ſein, und hier ſoll der Weg zur Oberrealſchule kein Hinderungsgrund ſein! (Zuruf: Proviſorium!) Dann hat der Herr Stadtſchulrat geſagt, Herr Profeſſor Gropp ſei ein geſunder Herr und über⸗ nähme gern die kleine Mehrarbeit. Ich konſtatiere beides mit Vergnügen und wünſche Herrn Direktor Gropp allezeit eine feſte Geſundheit; aber es liegen uns Theſen der Delegierten der Provinzialvereine der Oberlehrer an höheren Lehranſtalten aus 1904 vor, zu denen die allzu große Belaſtung von An⸗ ſtaltsleitern den Anlaß gab und nach denen keine Anſtalt mehr als 500 Schüler haben ſollte. Ich ſagte alſo: wir müſſen auch darauf achten, daß die Leiter ſo außerordentlich großer Anſtalten nicht noch mehr belaſtet werden. Der Herr Stadtſchulrat bemerkte ſchließlich: wir werden ſehen, wer als Sieger aus dieſem Kampfe hervorgeht. Da ſowohl der Herr Stadt⸗ ſchulrat als auch meine Wenigkeit das Wohl der höheren Schulen von Charlottenburg im Auge haben, ſo werde ich vor ihm neidlos die Flagge ſtreichen und ihm den Lorbeer reichen, wenn ihm es gelingt, ſeiner Anſicht zum Wohle der Stadt Charlottenburg zum Siege zu verhelfen. (Bravo! bei den Liberalen.) (Die Verſammlung beſchließt die Einſetzung eines Ausſchußes von 11 Mitgliedern und wählt zu Ausſchußmitgliedern die Stadtverordneten Bartſch, Dr Borchardt, Dr Hubatſch, Kaufmann, Lingner, Mann, Otto, Dr Penzig, Rackwitz, Schwarz und Dr Stadthagen.) Vorſteher Kaufmann: Ich ſchließe die öffent⸗ liche Sitzung. (Schluß der Sitzung 9 Uhr 25 Minuten.) Druck von Adolf Gertz, G. m. 5. H., Charlottenburg.