, 98 — dieſe Schule ſo ausbauen, daß die Oberſekunda dauernd dort bleiben könnte, und auch die Unter⸗ prima und Oberprima dort ihren Platz behalten könnten? Da iſt nun der Ausſchuß wie der Ma⸗ giſtrat zu dem Ergebnis gekommen, die Frage zu verneinen und zu erklären, daß das im höchſten Maße unpraktiſch wäre. Ein Erweiterungsbau der Realſchule, der für die Zwecke einer Ober⸗ realſchule genügen würde, würde gewaltige Koſten verurſachen und doch kein genügend brauchbares und paſſendes Schulhaus zuſtande bringen. Die Aula würde zu klein bleiben, der Zeichenſaal ebenſo, und es würde kaum möglich ſein, einen zweiten Zeichenſaal, wie ihn jetzt die Oberreal⸗ ſchulen doch brauchen, zu errichten; auch die Unter⸗ richtsräume für Phyſik und Chemie würden nicht ausreichend ſein. Außerdem würde man, wenn man das Direktorwohnhaus auf der Stelle ſtehen ließe, wo es jetzt ſteht, die ganze Anſtalt in zwei große Abteilungen zerlegen müſſen, die durch einen 80 Meter langen Gang verbunden ſind. Das wäre doch eine Erſchwerung des Unter⸗ richtsbetriebes und eine Unüberſichtlichkeit, die wirklich ſehr ſchlimm wäre. Wenn man das Direktorwohnhaus abriſſe und an einer andern Stelle wieder aufbaute, um den zweiten Teil der Anſtalt näher an den erſten heranzurücken, ſo würde man dadurch die Koſten ganz erhebli ſteigern, und es würden die Mängel, die in bezug auf die Räume für Phyſik und Chemie, den Zeichen⸗ ſaal uſw. nun einmal vorhanden ſind, doch nicht abgeſtellt werden; es iſt eben nicht möglich, etwas Volltommenes und Ganzes aus dem alten Hauſe zu machen, weil die Grundzüge der Anlage des Baues, wie ſie damals hergeſtellt worden ſind, ſich nachträglich abſolut nicht mehr verändern laſſen. Es bleibt alſo nur immer Flickwerk. Man hat damals die Gebäude der Real⸗ ſchule hergeſtellt für eine ſechsſtufige Doppel⸗ ſchule, und für dieſe reicht es vollſtändig aus, und man hat, weil man damals noch nicht ſo ſehr den Vorſchulen abhold war, die Frage offen ge⸗ laſſen, ob es nicht vielleicht im Laufe der Zeit nützlich und wünſchenswert ſein könnte, eine Vorſchule damit zu verbinden. Aber nie hat hat man daran gedacht, die Schule zu einer großen Oberrealſchule, mit den Anforderungen, wie ſie jetzt geſtellt zu werden pflegen, auszubauen. Jetzt verlangt man für eine Oberrealſchule zwei Zeichen⸗ ſäle, drei große Räume für Phyſik, drei ebenſo große für Chemie und, wenn es irgend möglich iſt, auch drei Räume für die beſchreibenden Natur⸗ wiſſenſchaften. Das würde ſich alles dort in den Räumen nicht mehr herſtellen laſſen. Wir haben eben die Aufgabe, nicht bloß an das augenblickliche Bedürfnis zu denken, ſondern bei der Zuweiſung von Schulräumen an die Anſtalten die ferne Zukunft mit ins Auge zu faſſen; denn die Schul⸗ häuſer werden doch eingerichtet für Menſchenalter, für lange Zeiten. Die Erfahrungen, die man bei dem Real⸗ gymnaſium in der Schillerſtraße und bei der Oberrealſchule in der Schloßſtraße gemacht hat, ſind auch recht lehrreich. Dort hat man auch im Laufe der Jahre angebaut und ausgebaut, aber etwas Ganzes und Vollkommenes iſt nicht daraus geworden und hat nicht daraus werden können; denn, wie geſagt, die Grundzüge der urſprüng⸗ lichen Baupläne konnte man nicht mehr durch An⸗ und Umbauten abändern. Die Mängel, die ch ſtraße, vielleicht wir in dieſen Anſtalten finden, würde man in noch weit höherem Grade zu empfinden haben, wenn dieſe für eine große Doppelanſtalt ungeeignete 1 in der Guerickeſtraße umgebaut werden ſollte. und dann bedenke man die Koſten. Der Uumbau würde deinahe ſo viel Geld wegnehmen, wie ein neues Schulhaus koſtet; außerdem müßte doch ein neues Schulhaus für die neuen Klaſſen, die errichtet werden ſollen, die unteren Klaſſen, die ſich weiter aufwärts entwickeln, gebaut werden. Wenn man dieſe Summen addiert, kommt ent⸗ ſchieden ein Betrag heraus, der weit größer iſt als die Koſten für ein vollkommen neues großes Schulhaus betragen, das für eine Doppel⸗Ober⸗ realſchule zweckmäßig angelegt iſt, und das von vornherein etwas Ganzes, etwas Muſtergültiges bieten kann. Darum empfiehlt der Ausſchuß entſprechend der Vorlage des Magiſtrats, das Schulhaus in der Guerickeſtraße unangetaſtet zu laſſen und einen Neubau vorzuſehen für ein Oberrealſchul⸗ gebäude, wie es den modernen Anforderungen entſpricht. Wir haben heute noch nicht darüber zu befinden, in welche Straße es kommen ſoll; darüber wird ja eine neue Magiſtratsvorlage uns zugehen. Vielleicht kommt es in die Leibniz⸗ in die Mommſen⸗, vielleicht auch in die Niebuhrſtraße. Aber jede dieſer Straßen bietet eine ebenſo gute Lage wie die Guerickeſtraße. Alſo auch daran braucht man keinen Anſtoß zu nehmen. 7 Wenn nun nach drei Jahren der Bau fertig und ausgeſtattet iſt, dann zieht die inzwiſchen vollſtändig entwickelte, mit der Oberprima aus⸗ geſtattete Oberrealſchule in dieſes neue Gebäude ein, und die in Mietsräumen untergebrachten neuen Klaſſen, die ſich ja auch im Laufe der Jahre vermehrt haben, ergreifen dann Beſitz von der vorhandenen Realſchule in der Guerickeſtraße mit allen ihren Vorräten und Beſtänden. Das ſind die Vorſchläge des Ausſchuſſes. Was die übrigen Punkte anbetrifft, die Be⸗ ſtimmungen über Schulgeld, über Anſtellung von Lehrern, über Lehrpläne und über das Verhält⸗ nis zum Provinzialſchulkollegium uſw., ſo empfiehlt der Ausſchuß, die Magiſtratsvorlage anzunehmen. In Nr. 5 der Ausſchußanträge hat ſich ein Druck⸗ fehler eingeſchlichen, der unbedeutend iſt, aber doch korrigiert werden muß. Es ſteht nämlich dort: „Das Schulgeld in den neuen Oberrealſchul⸗ und Realſchulklaſſen iſt in derſelben Höhe wie in den bereits beſtehenden Oberrealſchulen zu er⸗ heben.“ Wir haben nur eine Oberrealſchule, es muß alſo der Singular ſtehen und heißen: „wie in der bereits beſtehenden Oberrealſchule“. Ich empfehle die Anträge des Ausſchuſſes zur Annahme. Stadtv. Schwarz: Meine Herren, wenn ich als Referent in der vorigen Sitzung zu heute das Referat nicht übernehmen konnte, ſo liegt das daran, daß ich mich nicht auf den Boden des Ausſchußvorſchlages ſtellen konnte. Ich muß meine Ausführungen teilen zunächſt in Geſichtspunkte der Zuſtimmung zum Ausſchußvorſchlage und in ſolche der Abweichung vom Ausſchußantrage. Dieſe Abweichung wird ſich zerlegen laſſen in eine Abweichung, in der ich mit meinen Freunden übereinſtimme, und dann in eine Abweichung,