—— 399 — die ich Ihnen für meine Perſon zum Schluß vortragen will. — Zunächſt den pädagogiſchen Geſichtspunkt, der für mich als Schulmann der wichtigſte iſt. Ich habe in der vorigen Sitzung die Schaffung einer Anſtalt, beſtehend aus Sexta, Quinta, Quarta und Oberſekunda, aus pädagogiſchen Gründen be⸗ kämpft, und ich freue mich, daß ſich der Ausſchuß, beſonders auf den Antrag des verehrten Kollegen Herrn Direktor Hubatſch hin, dazu hat beſtimmen laſſen, die Oberſekunda auf eine feſte Grundlage zu ſtellen und in die Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße zu verlegen. Alſo in pädagogiſcher Be⸗ ziehung ſtimme ich vollſtändig mit dem Ausſchuß⸗ antrag überein. In bezug auf einen andern Geſichtspunkt — ich könnte ihn vielleicht auch pädag ogiſch, beſſer ſozial nennen — ſtimmen meine Freunde und ich mit dem Antrage nicht überein. Ich rede jetzt alſo im Namen meiner Freunde. Der Herr Stadtſchulrat hat uns die langerſehnte Statiſtik in der letzten Ausſchuß⸗ ſitzung zugehen laſſen, und zwar iſt die Statiſtik, die er uns bot — mit Mängeln behaftet, wie ja Statiſtiken häufig ſind —, unter zwei Geſichts⸗ punkten aufgeſtellt worden: einmal iſt der jähr⸗ liche Zuwachs an Schülern der höheren Lehr⸗ anſtalten in den letzten 10 Jahren errechnet worden, das waren 155 pro Jahr mehr; dann hat der Herr Stadtſchulrat eine Umfrage bei den verſchiedenen Realanſtalten gehalten und als Zahl der Ab⸗ weiſungen die Zahl 133 erfahren. Dieſe Zahl iſt natürlich ohne weiteres nicht richtig; es iſt durch⸗ aus denkbar, daß die Eltern an drei verſchiedenen Anſtalten geweſen und an drei verſchiedenen An⸗ ſtalten abgewieſen worden ſind. Ich will alſo die Zahl von vornherein auf ein Drittel ermäßigen und ſtatt 133 die Zahl 40 einſetzen. Außerdem führte der Herr Stadtſchulrat aus, daß man ja gar nicht wiſſe, wieviele Eltern ſich durch die Schuldiener haben abweiſen laſſen, ſich alſo gar nicht bei den Herren Direktoren gemeldet haben. Dadurch würde die Zahl höher werden. Ich will ſie aber nicht höher ſetzen und will die un⸗ bekannte Größe nicht einſtellen. Nun geht an der Realſchule in der Guerickeſtraße zu Oſtern eine Sexta ein, die zu Oktober durch den Michaelis⸗ Cötus erſetzt werden ſoll. Dadurch geht der Platz für 40 Schüler verloren. Rechnen Sie zu zu den vorigen 40 dieſe 40 hinzu, ſo haben Sie eine Zahl von 80 Schülern. Es iſt in der Vor⸗ lage vorgeſchlagen, Räume für je eine zu eröff⸗ nende Sexta⸗O., Quinta⸗O., Quarta⸗O. anzumieten; drei Einzelklaſſen ſind vorgeſchlagen worden. Da natürlich die Räume auf drei Jahre gemietet werden, und da ſich inzwiſchen die Anſtalt um drei Klaſſen weiter entwickeln wird, ſo werden zu⸗ nächſt ſicher ſechs Klaſſen notwendig werden. Aber bei 80 Schülern werden zwei Oſter⸗Cöten mindeſtens notwendig werden, vielleicht zwei Quinta⸗, vielleicht zwei Quarta⸗Cöten. Meine Freunde verkennen nicht die Bedeutung dieſer Sache. Die Statiſtit des Herrn Stadt⸗ ſchulrats hat ihnen völlig eingeleuchtet, und ſo haben ſie ſich auf eine Faſſung geeinigt, die zu⸗ gleich beſtrebt geweſen iſt, dem Magiſtrat Spiel⸗ raum zu laſſen. Meine Freunde ſchlagen Ihnen deswegen vor, in Nr. 4, wo es heißt: Bis zur Fertigſtellung des neuen Oberreal⸗ ſchulgebäudes werden die erforderlichen Real⸗ ſchulklaſſen in Mietsräumen untergebracht hinter „Realſchulklaſſen“ einzuſchalten: „eventuell Doppelklaſſen“, ſo daß der Satz heißen würde: Bis zur Fertigſtellung des neuen Ober⸗ realſchulgebäudes werden die erforderlichen Realſchulklaſſen, eventuell Doppel⸗ klaſſen, in Mietsräumen untergebracht. Mit dieſem Vorſchlage habe ich mich des Auf⸗ trags meiner Freunde entledigt. Ich gehe nun auf zwei Geſichtspunkte ein, einen finanziellen, den ich nicht ganz mit meinen Freunden beſprochen habe, und einen ſozialen, den ich mit meinen Freunden zu beſprechen noch keine Gelegenheit gehabt habe. Der Herr Di⸗ rektor Hubatſch hat geſagt, die Baufrage ſei im Ausſchuß eingehend erörtert worden. Er ſagte ferner, der Abriß des Direktorwohnhauſes in der Realſchule in der Guerickeſtraße würde Phyſik⸗ und Chemieräume doch nicht ſchaffen. Ich habe bei ſeinen Ausführungen Zahlen vermißt. Wenn er geſagt hat, es ſei zweifelhaft, auf welches Grund⸗ ſtück die neu zu erbauende Schule käme, es kämen eventuell auch die Niebuhr⸗ und Mommſenſtraße in Frage, ſo glaube ich gehört zu haben, daß für die Oberrealſchule in der Niebuhr⸗ reſp. Mommſen⸗ ſtraße kein Platz vorhanden ſei. Ich halte mich für verpflichtet, da wir für die Gelder, die die Stadt hergibt, verantwortlich ſind, die finanziellen Bedenken nicht zu unterdrücken. Der Magiſtrat hatte den Anbau der Real⸗ ſchule in der Guerickeſtraße urſprünglich mit 300 000 in die Anleihe eingeſetzt. In der vorigen Sitzung ſagte der Herr Bürgermeiſter Matting, nach Rück⸗ ſprache mit dem Herrn Baurat hätte er zu erklären, daß bei Kaſſierung des Direktor⸗ wohnhauſes die Umbauſumme ſich auf 450 000 bis 500 000 ℳ ſteigern würde. Herr Bürger⸗ meiſter Matting gab ferner an, daß eine neue Realſchule 1 200 000 ℳ koſten würde. Das würden zuſammen im Höchſtfalle 1 700 000 ℳ ſein. Der Herr Bürgermeiſter gab ferner in der vorigen Sitzung an, daß eine neue Oberr realſchule 1 500 000 ℳ koſten würde. Dabei haben wir aber noch kein Grundſtück. Ein ſolches Grundſtück — ich will die Zahl mal ſo greifen — würde ungefähr 150 000 ℳ koſten. Das würde zu 1 500 000 ℳ hinzuzurechnen ſein, würde alſo den Betrag er⸗ heblich ſteigern. Wenn nun auch die finanziellen Bedenken nicht durchaus ausſchlaggebend ſein müſſen, ſo muß ich doch ſagen, daß ich in dem Falle, wo eine Reihe von Projekten vorlagen, gewünſcht hätte, daß der Herr Stadtbaurat uns eine zahlen⸗ mäßige und zeichneriſche Unterlage gegeben hätte. Den Wunſch hatte ich bereits in der Deputation für die höheren Lehranſtalten gemeinſam mit anderen Herren ausgeſprochen. Der Herr Stadt⸗ ſchulrat hatte neulich angenommen, ich hätte geſchwiegen. den Ausführungen des Herrn Stadtbaurats, daß ein Ausbau der Realſchule, wie ſie jetzt iſt, nicht gut möglich wäre. Das kann ich als Laie auch nicht beurteilen. Ich hatte darauf den Antrag geſtellt, uns Pläne vorzulegen unter Kaſſierung des Direktorwohnhauſes. Das iſt nicht geſchehen. Ich bedaure das. Meine Herren, wenn Sie jetzt beſchließen, wie vorgeſchlagen iſt, daß eine neue Oberrealſchule gebaut wird, ſo erhalten wir auch naturgemäß keine Pläne, die den Ausbau der Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße zur Oberrealſchule darſtellen. Ich kann mich nicht mit einer allgemeinen Kalkulation, Gewiß, ich hatte geſchwiegen zu —