2———— — haben. vollſtändig hintanſetzen. der ich als Laie nicht zu folgen vermag, einver⸗ ſtanden erklären und die finanziellen Bedenken In dem Augenblick, wo ich über dieſe finanziellen Bedenken auf grund von Zeichnungen, auf grund von zahlenmäßigen Anſchlägen beruhigt ſein würde, würde ich um einer geringen Differenz willen keinerlei Be⸗ denken tragen, der Verlegung der Oberrealſchule in die Mitte der Stadt zuzuſtimmen. Meine Herren, ich habe Sie noch auf einen Geſichtspunkt hinzuweiſen, der bisher über⸗⸗ haupt noch nicht berührt worden iſt, und der mir doch von der größten Tragweite zu ſein ſcheint, der mir erſt allmählich im Laufe dieſer drängenden Geſchäfte bei dem fortwährenden Wechſel der Geſtalt der zu bauenden Oberrealſchule in ſpäter Stunde gekommen iſt. Der Magiſtrat ſchafft mit dieſer Anſtalt ein völliges Novum in Charlotten⸗ burg: er ſchafft eine Oberrealſchule ohne Vor⸗ ſchule. Ich habe dem Magiſtrat in der vorigen Sitzung für die ſoziale Fürſorge, die er dadurch bewieſen hat, meinen Dank ausgeſprochen. Ich glaube, alle meine Freunde werden in dieſem Danke mit mir übereinſtimmen. Meine Herren, fragen wir uns nun: weshalb iſt das ge⸗ ſchehen? Aus dem Wunſche, eine Einheitsſchule zu gründen, aus dem Wunſche des ſozialen Aus⸗ gleichs, wie ihn die Comeniusgeſellſchaft er⸗ hebt, aus dem Wunſche, den Schülern der Ge⸗ meindeſchulen die höheren Schulen zugänglich zu machen! Was iſt die Schwierigkeit, worin liegt die Klippe für die Gemeindeſchüler? Im Franzöſiſchen. Um darüber orientiert zu ſein, wie ſich die Verhältniſſe ſtellen, habe ich den Bericht eingeſehen, der uns über den Unter⸗ richt in der franzöſiſchen Sprache an den Gemeinde⸗ ſchulen Michaelis 1903—1908 zugeſtellt worden iſt. Über tauſend Kinder, Mädchen und Knaben, haben daran teilgenommen. Ich habe daraus geſehen, daß von den allerbegabteſten es einem einzigen gelungen iſt, von Anfang ſeiner Gemeinde⸗ ſchulzeit an bis zum Eintritt in die höhere Lehr⸗ anſtalt nicht mehr als ein halbes Jahr zu ver⸗ lieren gegenüber ſeinen Klaſſenkameraden in dieſer, die eine Vorſchule beſucht haben; ich habe ge⸗ ſehen, daß alle andern ſehr begabten Kinder 2½ Jahre dabei verloren haben. Denn in der dritten Klaſſe der Gemeindeſchule hat der fran⸗ zöſiſche Unterricht begonnen, er iſt 2½ Jahre durchgeführt worden und es iſt einem einzigen nur gelungen, in dieſer Zeit die Quarta zu erreichen, einer Reihe von Kinder nur gelungen, die Quinta zu erreichen. Die Sache ſtellt ſich alſo tatſächlich ſo, daß trotz unſerer franzöſiſchen Sprachkurſe der beſte Gemeindeſchüler ein halbes Jahr, die übrigen ſehr guten Gemeindeſchüler 2½ Jahr verloren haben gegenüber den Kindern, die eine Vorſchule beſucht Da gerade meine Fraktion den Wunſch hat, den Minderbegüterten, den wirtſchaftlich Schwächergeſtellten auf dem Wege der Bildung zu helfen, ſo habe ich geglaubt, dieſes Bedenken nicht verſchweigen zu ſollen. Zugleich habe ich mich gefragt: wie können wir das ändern? Da gibt es zwei Wege. Der eine iſt durch die Bertram⸗Realſchule gegeben, die mit dem Franzöſiſchen erſt in der Quarta be⸗ ginnt. Ich habe neulich gehört, daß eine Real⸗ ſchule des Syſtems, das wir in Charlottenburg eingeführt haben, in Weißenſee nicht bewilligt ſein ſoll — relata refero —, wobei die Anſicht 400 geltend gemacht wurde, daß es für die Geme inde⸗ ſchüler die auf eine höhere Lehranſtalt übergehen wollten, nicht wünſchenswert ſein würde. Wir haben aber noch einen zweiten Weg, und der ſcheint mir ſo beachtenswert, daß ich um Ihre Aufmerkſamkeit dafür bitte. Ich habe das Glück, nicht nur der Deputation der höheren Lehranſtalten anzugehören, ſondern auch der Deputation zur Hebung der Volksſchule. Hier hat der Herr Stadt⸗ ſchulrat einen für meine Begriffe ſehr bemerkens“ werten und gangbaren Weg gezeigt: durch Aus⸗ geſtaltung der A⸗Klaſſen. Herr Direktor Hubatſch hat ſich damals auf einen dilatoriſchen Stand⸗ punkt geſtellt, ebenſo Herr Kollege Otto. Sehr erſtaunt bin ich beim nochmaligen Durchleſen des Berichts über die Ausführungen des Herrn Kollegen Dr Borchardt geweſen, der dieſe, wie mir ſcheint, einzig vorhandene Brücke für die Kinder der Gemeindeſchulen, die die höheren Lehranſtalten beſuchen wollen, zerſtört. Er fürchtete nämlich, dieſe A⸗Klaſſen könnten nach⸗ her zu einem Privileg für die bemittelten Stände auswachſen. Der von dem Herrn Stadtſchul⸗ ſchulrat vorgeſchlagene Weg der Vorbereitungs⸗ klaſſen erfordert vier Jahre, alſo ein Jahr mehr, als die Vorſchule braucht. In Mannheim braucht man nur 3½ Jahre, und es würde vielleicht möglich ſein — der Verſuch ließe ſich anſtellen —, auch mit 3½ Jahren das Ziel zu erreichen, damit die Kinder, welche in Zukunft auf die Gemeinde⸗ ſchule gehen, da ſie auf unſerer Vorſchule nicht ankommen, höchſtens ein halbes Jahr verlieren. Es iſt nun gar keine Frage, daß die wirtſchaftlich Beſſergeſtellten immer im Vorteil ſein werden, weil ſie ihren Kindern häusliche Nachhilfe geben laſſen können. Es wäre alſo zu prüfen — und ich meine, das wäre Sache eines Ausſchuſſes der Deputation für höhere Lehranſtalten, der Schuldeputation und der Deputation zur Hebung der Volksſchule —, was wir zu tun haben, um dieſen von dem Herrn Stadtſchulrat vorgeſchlagenen Weg, vielleicht in veränderter Form, gangbar zu machen. Meine Herren, ich führe Ihnen das hier aus, weil Sie im Begriff ſind, zu beſchließen, daß die neue Anſtalt auf dem Unterbau der Real⸗ ſchule in der Guerickeſtraße gegründet wird, das heißt: mit Franzöſiſch in der Sexta anfangend. Wenn Sie einmal dieſen Weg gehen, wenn Sie beſchließen: wir ſchaffen die Einheitsſchule —, ſo dürfen Sie nicht ohne weiteres beſchließen, daß die neue Oberrealſchule mit Franzöſiſch in Sexta beginnt, oder Sie müſſen den Gemeinde⸗ ſchülern die Möglichkeit geben, indem Sie den Weg, den der Herr Stadtſchulrat vorgeſchlagen, hat, prüfen, ohne Zeitverluſt — denn die wirt⸗ ſchaftlich ſchwächſten Schüler vertragen den 4 am wenigſten — den Zugang zur Vollanſtalt zu gewinnen. Ich würde alſo für meine Perſon bitten, ſich auf folgenden Stand⸗ punkt zu ſtellen: die Schulnot iſt eklatant, der müſſen wir ſofort begegnen. Das würden wir tun, meine ich, wenn Sie jetzt bewilligen, die Mietsräume zu ſchaffen und die Oberſekunda in der Realſchule in der Guerickeſtraße zu⸗ nächſt einzurichten, und wenn ſie nun abwarten, was ein derartiger gemiſchter Ausſchuß nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen Ihnen vorſchlagen wird, damit Sie nicht erſt ein Gebäude ſchaffen, zu dem nachher kein Zugang führt, und damit nicht