—— 403 — Matting, nach Information bei dem Herrn Stadt⸗ baurat, der Ausbau würde 400 000 bis 500 000 M koſten. (Bürgermeiſter Matting: Ja, zwei Projekte!) Jetzt ſagt der Herr Stadtbaurat 600 000 . Das ſind erhebliche Differenzen. Ich möchte dem Herrn Stadtbaurat erwidern, daß es wünſchens⸗ wert geweſen wäre, wenn er in der Deputation für höhere Lehranſtalten geſagt hätte, daß das Bauamt überlaſtet ſei und die Projekte nicht anfertigen könnte. Ich konſtatiere den Beſchluß der Teeee für höhere Lehranſtalten, daß e ein Proſekt vorgelegt wird nuter Kaſſierung des Direktorwohnhauſes. Der Herr Stadtbaurat hat ſelbſt geſagt, er habe zwei Projekte aus⸗ gearbeitet, allerdings nicht genau bis ins ein⸗ zelne; ebenſo Herr Stadtbauinſpektor Winterſtein. Ich meine, wir ſind an den Beſchluß der De⸗ putation für höhere Lehranſtalten gebunden. Herr Kollege Dr Stadthagen hat wohl vorhin nicht ganz richtig verſtanden. Der Herr Stadtſchul⸗ rat hat nicht geſagt, daß 113 Schüler an einer Anſtalt abgewieſen worden ſind, ſondern er hat geſagt, das wären die Abweiſungen an ſämtlichen Realſchulen. Ich will aber dem Herrn Kollegen Stadthagen zu Hilfe kommen. Als ich ſagte, es wären 60 Knaben von der Sexta abgewieſen worden, hat derHerr Stadtſchulrat, laut Stenogramm in der vorigen Sitzung geſagt, es ſeien 65 an der Realſchule allein abgewieſen worden. Wenn Sie dieſe Zahl noch dazu nehmen wollen, dann erhöht ſich die Geſamtzahl der Abgewieſenen wiederum. Den Herrn Bürgermeiſter verſtehe ich nicht. Er ſagt: dieſe Statiſtik hat keinen Wert. Wozu haben wir denn dann ein Statiſtiſches Amt 2. Wozu gibt es Wahrſcheinlichkeitsrechnungen? Welche Hilfs⸗ mittel haben wir in dieſer Welt, um ungefähr zu berechnen, welche Bauten wir zu leiſten haben, wie groß die Schulnot werden wird! Der Herr Stadtſchulrat hat uns zwei verſchiedene Statiſtiken aufgemacht. Ich habe noch eine dritte vorgeſchlagen: nämlich beim Schuldiener eine Liſte auszulegen, worin die Eltern ſich mit Vor⸗ und Zunamen und Adreſſe eintragen. Dann wären die doppeten Meldungen leicht zu eruieren. Wo ein Wille iſt, da iſt auch ein Weg. Wir haben einfach die Pflicht, nach Mitteln und Wegen zu ſuchen, um rechtzeitig vorzubeugen. Ein kluger Mann baut vor. Herrn Bürgermeiſter Matting muß ich Recht geben: in bezug auf die 1 500 000 ℳ habe ich mich geirrt; er hat wörtlich geſagt: „Alſo in dem einen Falle haben wir eine neue Oberrealſchule mit 1 500 600 ℳ.“ Das bezieht ſich aber offenbar auf den Ausbau der Realſchule, die 1 200 000 2 koſten wird, plus 300 000 ℳ, die in die Anleihe eingeſtellt worden ſind. Ich will das gern zu⸗ geben. Dann ſagt Herr Bürgermeiſter Matting, ein Zuſammenhang von dem, was ich geſagt habe, mit dieſer Vorlage ſei nicht vorhanden. Meine Herren, als völlig Neues gibt uns der Magiſtrat eine Oberrealſchule ohne Vorſchule. Es iſt das erſte Mal, daß eine ſolche Vollanſtalt hier ge⸗ 7 indet wird. Ich weiß nicht, in welcher Stadt Preußens wir das ſonſt haben. Jedenfalls iſt es ſüddeutſches Muſter, nach dem wir uns richten. Ich erinnere mich der Geſpräche, die wir in Mannheim hatten. Dort iſt es durchgeführt. Mir wurde geſagt, in Bayern habe man das ſchon lange und ſei damit zufrieden. Jetzt wollen wir auf dieſen Boden treten. Wir haben etwas völlig Neues vor uns; da iſt es doch, da wir dem ſozialen Ausgleich zuſtreben, unſere Pflicht, ehe wir der neuen Anſtalt eine Form zu geben be⸗ ſchließen, die alle dieſe Härten im Gefolge hat, die ich Ihnen zahlenmäßig vorgeführt habe, zu prüfen, ob wir uns nicht ſelbſt die Tür vor der Naſe zuſchlagen und die Bürgerſchaft uns nicht nachher ſagen kann: das hättet ihr euch vorher überlegen können. Wenn der Herr Bürgermeiſter ſagt, das hätte in den Ausſchuß gehört, — meine Herren, wir ſind keine Maſchinen. Wir ſtehen in der Entwicklung neuer Schulgattungen, neue Ge⸗ danken ergeben ſich plötzlich in der raſtloſen Arbeit, wie ſie hier geleiſtet wird. Ich gebe gern dem Herrn Stadtſchulrat zu, daß er ſelbſt mit all den Neuſchaffungen, höheren Schulen, Waldſchulen, Hebung der Volksſchule uſw., eine koloſſale Arbeitslaſt auf ſeinen Schultern hat. Aber wenn wir bemüht ſind, mitzuarbeiten, ſo darf man uns nicht einen Vorwurf mit der Frage machen: 1 „Warum haſt du das nicht im Ausſchuß vor⸗ gebracht? Das war die richtige Stelle!“ Ich ſinge die Melodie, wie ſie mir einfällt, und ich nehme mir das Recht und ich habe die Pflicht als Stadtverordneter, das zu tun. Sodann weiß ich in bezug auf den Vor⸗ ſchlag, die Bertram⸗Realſchule zu prüfen, mich eins mit dem Herrn Direktor Hubatſch, der, ſoviel ich gehört habe, ehemals denſelben Standpunkt, wenn auch nicht mit Erfolg, verfochten hat. Ich möchte noch eins anführen. Ich ſelbſt habe in bezug auf die Schulnot vorwärts und vor⸗ wärts gedrängt, ſeit vorigem Februar. Ich bin der letzte, der jetzt der Abhülfe einen Riegel vor⸗ ſchieben möchte. Ich bin der Meinung, wenn Sie jetzt die Anmietung von Schulräumen be⸗ willigen, wenn Sie jetzt bewilligen, daß wir die Oberſekunda in der Realſchule in der Guericke⸗ ſtraße einrichten, ſo begegnen Sie dieſer Schul⸗ not vollſtändig. Allerdings fällt für den Moment die Magiſtratsvorlage; aber ſo leid es mir tut, könnte ich, wenn die Verſammlung dem zuſtimmt, dem Magiſtrat dieſen Schmerz nicht erſparen. Die Gründe meines Vorſchlages ſind ſo gewichtiger Natur, und der Magiſtrat iſt bei ſeiner Arbeits⸗ laſt ſo durchaus dafür entſchuldigt, daß ihm dieſer eine Punkt entgangen iſt, daß ich meine, das kann er ganz ruhig auf ſich nehmen. Ich würde es ihm nur Dank wiſſen und würde darin nur den weiten und fürſorglichen Blick ſehen, den an dem Magiſtrat von Charlottenburg hochzuſchätzen ich alle Zeit das Glück und die Ehre g habt habe. Stadtv. Dr. Borchardt: Meine Herren, auf die Frage der inneren Organiſation der Schulen will ich nicht eingehen. Es ſcheint mir in der Tat doch nur ein etwas loſer Zuſammenhang dieſer Frage mit derjenigen Frage zu beſtehen, die uns gegenwärtig beſchäftigt. Wir ſind ja auch nicht vollkommen frei in unſerer Entſchließung, wenn wir irgendwelche Beſchlüſſe von weittragender Bedeutung über Anderungen in der inneren Organiſation unſcrer Schulen, wie etwa die Ein⸗ führung der ſogenannten Bertramſchule für Char⸗ lottenburg, faſſen wollten. Schon aus dem Grunde will ich es mir verſagen, dieſe Fragen näher zu erörtern, die wirklich mit der vorliegenden nur ——————