— 404 — in einen ſehr loſen Zuſammenhang gebracht werden können. Die Frage, die uns beſchäftigt, ſcheint mir einfach und klar ſo zu liegen: es ſcheint vollkommene Übereinſtimmung darüber zu herrſchen, daß außer der beſtehenden Realſchule noch eine weitere Realſchule ſich jetzt notwendig macht, daß min⸗ deſtens die unterſte Klaſſe der Realſchule er⸗ richtet werden muß, und zweitens, daß die be⸗ ſtehende Realſchule auch erweitert werden muß, daß zum mindeſten ſchon die Oberſekunda not⸗ wendig wird, um ſie zur Oberrealſchule aus⸗ zubauen. Und nun iſt die weitere Frage lediglich eine bauliche Frage: wollen wir das beſtehende Schulhaus, in dem die Realſchule ſich befindet, umbauen, damit dahin ſpäter die Oberrealſchule kommt, und daneben eine neue Realſchule bauen, oder wollen wir ein neues Gebäude für eine Oberrealſchule bauen und das beſtehende Gebäude für eine Realſchule beſtehen laſſen? Ich glaube, das iſt eine Frage, die lediglich in erſter Reihe vom bautechniſchen Geſichtspunkt aus zu be⸗ antworten iſt, und wenn vom Magiſtrat die Er⸗ klärung abgegeben wird, daß es mindeſtens nicht teurer, wahrſcheinlich billiger ſein wird, eine Oberrealſchule zu bauen als eine Realſchule und die vorhandene Realſchule weiter aus⸗ zubauen zu einer Oberrealſchule, ſo ſehe ich für uns gar keinen Grund, dem Wider⸗ ſtand entgegenzuſetzen. Nur möchte ich mich dagegen verwahren, daß ich durch meine Zu⸗ ſtimmung meine Zuſtimmung dazu gebe, daß nun das Gebäude in der Guerickeſtraße für alle Zeiten als Realſchule erhalten bleiben ſoll. Ich halte es für durchaus denkbar, daß zu einem ſpäteren Zeitpunkt, in einigen Jahren, wenn die neue Realſchule ausgebaut iſt, ſich wieder das Bedürfnis geltend macht, auch die jetzige Realſchule auszubauen, und vielleicht tritt dann doch die Frage an uns heran, ob nicht das Ge⸗ bäude in der Guerickeſtraße noch weiter aus⸗ zubauen iſt. Aber vor der Hand liegt die Sache ſo, daß es praktiſcher iſt, eine neue Oberrealſchule zu bauen. Deshalb möchte ich Sie bitten, die Ma⸗ giſtratsvorlage anzunehmen, und die näheren Freunde des Herrn Kollegen Schwarz möchte ich bitten, auch ſpeziell im Punkt 4 die klarere Faſſung des Ausſchuſſes zu belaſſen gegenüber der wirklich unſchönen Faſſung, die Herr Kollege Schwarz vorſchlägt. Der Ausſchuß ſagt: Bis zur Fertigſtellung des neuen Oberreal⸗ ſchulgebäudes werden die erforderlichen Real⸗ ſchulklaſſen in Mietsräumen untergebracht. Eine deutliche klare Faſſung. Nun will Herr Kollege Schwarz, daß hinter „die erforderlichen Realſchulklaſſen“ eingeſchaltet wird: „eventuell Doppelklaſſen“. Zunächſt iſt es ſicherlich kein ſchönes Deutſch, das dadurch entſteht: „werden die erforderlichen Realſchulklaſſen, eventuell Doppel⸗ klaſſen, in Mietsräumen untergebracht“, und es iſt doch auch ein überflüſſiger Pleonasmus. Denn in den Worten: „die erforderlichen Real⸗ ſchulklaſſen“ liegt ſchon, daß, wenn Doppelklaſſen erforderlich ſind, auch dieſe Doppelklaſſen in Miets⸗ räumen untergebracht werden. Wollen Sie Herrn Kollegen Schwarz zu Liebe Doppelklaſſen ein⸗ führen, ſo müßten Sie das Wort „Realſchul⸗ klaſſen“ gleich durch „Doppelklaſſen“ erſetzen. Der Ausſchuß hat deshalb im Text auch in der Form das Richtige getroffen. Ich bitte Sie deshalb, dem Ausſchußantrage zuzuſtimmen. Stadtv. Schwarz: Zunächſt habe ich mich zum zweiten Male geirrt: nicht Herr Bürgermeiſter Matting, ſondern Herr Stadtſchulrat Dr Neufert hat die Zahl 1 500 000 ℳ gebraucht. Ich gebe das gern zu. Herrn Kollegen Dr Borchardt möchte ich erwidern, daß die Faſſung durch Beſchluß der Mehrheit der Fraktion zuſtande gekommen iſt; wer der Urheber derſelben iſt, dürfen wir wohl dahingeſtellt ſein laſſen. Im übrigen danke ich ihm für die Belehrung in bezug auf den Stil, die er mir perſönlich erteilt hat. (Die Beratung wird geſchloſſen.) Berichterſtatter Stadtv. Dr. Hubatſch (Schluß⸗ wort): Nur ein paar Bemerkungen, meine Herren! Es kann natürlich den Herren, die im Ausſchuß in der Minderheit geblieben ſind, nicht verdacht werden, wenn ſie ihre Anſichten hier noch ein⸗ mal vertreten, um ſie vielleicht doch zum Siege zu führen. Daher iſt es gekommen, daß wir über die Sache ſo lange haben debattieren müſſen. Ich möchte Herrn Kollegen Stadthagen noch einmal entgegnen. Er ſpricht von einem Proviſorium und von einem Definitionm und ſagt: wir haben noch lange Zeit, das Proviſorium dauert drei Jahre. Ja, das iſt es ja eben, der Bau dauert drei Jahre, und wenn wir den Bau nicht jetzt beſchließen, ſo daß im Frühling begonnen werden kann, bekommen wir ihn nicht in drei Jahren, ſondern vielleicht erſt in vier Jahren, und das könnte doch zu großen Unzuträglichkeiten führen, wenn wir ſolange auf die Fertigſtellung des Baues warten müßten. Wir ſind alſo gebunden; wir müſſen ſchnell beſchließen; wenn wir die Oberrealſchule haben wollen, müſſen wir auch den Bau jetzt bewilligen. Ich will über den Bau jetzt nicht mehr ſprechen. Die Frage iſt von allen Seiten genügend er⸗ örtert, und die Herren werden wohl darüber klar geworden ſein, daß es kaum eine andere Möglichkeit gibt, als den Bau einer neuen Oberrealſchule zu beſchließen. Auf die Ausführungen des Herrn Kollegen Schwarz will ich nicht näher eingehen. Was die ſoziale Seite der Frage angeht, ſo hat dieſe mit der Vorlage nichts zu tun. Zunächſt handelt es ſich darum, daß wir eine Schule gründen. Die Schule können wir nicht anders gründen, als indem wir ſie in der in Preußen anerkannten Organiſation gründen.; ſonſt wird ſie nicht ge⸗ nehmigt. Wir können wohl auf dem Stand⸗ punkt ſtehen, daß Bertramſche Schulen ich muß es geſtehen, daß ich früher auch auf dieſem Standpunkt geſtanden habe — für Charlottenburg die beſſeren wären; aber ſie würden von der vor⸗ geſetzten Behörde, von dem Herrn Miniſter gar nicht genehmigt werden. Wir müſſen uns alſo an die beſtehenden Vorſchriften halten. Möglich iſt es immerhhin, daß eine Schule, die mit Fran⸗ zöſiſch in den unteren Klaſſen begründet wird, im Laufe der Jahre umgewandelt wird; dann mag ſie mit Engliſch oder Deutſch beginnen; das iſt aber eine Frage der inneren Organiſation, eine Frage des Lehrplans die mit der Baufrage, mit der Er⸗ richtung der Anſtalt gar nichts zu tun hat; ſie