—— 405 — kann nebenher laufen, kann uns aber nicht auf⸗ halten. Nun möchte ich aber noch ein Wort über die unglückſelige Statiſtikfrage ſagen. Ich habe ein Recht, da mitzuſprechen, weil ich einen kleinen Teil der Statiſtik, die der Magiſtrat aufgemacht hat, ſelbſt zu liefern habe. Alle Jahre geben wir einen Bericht über die Schüler, die wir ab⸗ gewieſen haben, und ich kann Ihnen dus meiner eigenen Praxis heraus ſagen, daß dieſe Statiſtik abſolut gar keinen Wert hat. Wir ſind vom Zufall abhängig. Die Eltern kommen, und wir weiſen ſie ab und ſchreiben das auf; dann gehen die Eltern an eine zweite Anſtalt, ſie werden auch dort abgewieſen, und der Direktor ſchreibts auf; ſie gehen an die dritte Anſtalt, dort wird dieſelbe Notiz gemacht; ein und derſelbe Schüler iſt alſo an drei oder vier Anſtalten zu demſelben Termine ab⸗ gewieſen worden. Dieſe müſſen abgezogen werden — und es iſt keine geringe Zahl. Nun kommt aber eine andere Anzahl Fälle vor, die hinzu gezählt werden müſſen, von denen wir gar keine Kenntnis haben, die wir gar nicht erfahren. Die Eltern wiſſen es ſchon längſt, daß kein Platz mehr vor⸗ handen iſt, und wenn ſie es nicht vom Schuldiener erfahren, dann hören ſie es auf der Straße oder in Bekanntenkreiſen. Alſo die Grundlage der Sta⸗ tiſtik hat abſolut keinen wiſſenſchaftlichen und auch keinen praktiſchen Wert. Daß es vielleicht günſtig wäre, dem Ma⸗ giſtrat es zu überlaſſen, gleich eine Doppel⸗ ſexta einzurichten, will ich nicht beſtreiten. Die Realſchule, die neu gegründet werden ſoll, iſt als Doppel⸗Realſchule gedacht: ob ſie zunächſt, wenn ſie eröffnet wird, gleich mit zwei Sexten eröffnet werden ſoll, das hängt von den Anmel⸗ dungen ab, die ſich ergeben 27 (Sehr richtig!) Nur möchte ich darauf hinweiſen, daß nicht gleich von einer Doppelſexta bei der Eröffnung zu Oſtern geſprochen werden ſollte. Meine Herren, ich ſtehe zwar perſönlich nicht auf dem Standpunkte, auf dem die Mehrheit der Ver⸗ ſammlung ſteht, daß es geratener ſei, Oſter⸗ und Michaelisklaſſen einzurichten. Aber Mi⸗ chaeliscöten ſind immer der Wunſch der Ver⸗ ſammlung geweſen. Da würde ich es für ge⸗ ratener halten, zu beſchließen, jetzt nur Oſter⸗ klaſſen einzurichten und es dem Magaiſtrat zu überlaſſen, zu Michaelis eventuell eine Michaelis⸗ ſexta einzurichten. Dann hätten wir Michaelis⸗ klaſſen von vornherein und kämen nicht in die Lage, daß eine Oſterſexta eingehen muß, damit wir eine Michaelisſexta einrichten können. Da ſollten wir doch in dieſem Sinne gleich beſchließen und ſagen: die erforderlichen Klaſſen, eventuell auch Michaelisklaſſen: dann überlaſſen wir es dem Magiſtrat, ch der Bedürfnisfrage zu ent⸗ ſcheiden. Vorſteher Kaufmann: Wir kommen zur Ab⸗ ſtimmung. Meine Herren, ich werde über die Aus⸗ ſchußanträge zunächſt einzeln abſtimmen laſſen, da⸗ mit diejenigen Herren, die dem Antrage des Herrn Kollegen Stadthagen gemäß Nr. 2 und 4 vorläufig vertagen wollen, bei Dieſer Gelegenheit ihr Votum abgeben können; von Nr. 5 ab würde ich dann über den Reſt der Vorlage aamemen abſtimmen laſſen. Vorerſt würde ich über das vom Herrn Kollegen Schwarz eingebrachte Amendement zu Nr. 4 ab⸗ ſtimmen laſſen, nach den Worten: „Realſchul⸗ klaſſen“ den Zuſatz zu machen: „eventuell Doppel⸗ klaſſen“. Der Herr Berichterſtatter hat ſeinerſeits beantragt, an dieſer Stelle zu ſagen: „(eventuell auch Michaeliszöten)“. Stadtv. Dr. Hubatſch (zur Frageſtellung): Ich würde empfehlen, zu ſagen: „die erforderlichen Realſchulklaſſen (Oſter⸗, eventuell auch Michaelis⸗ klaſſen) werden in Mietsräumen untergebracht“. Vorſteher Kaufmann: Es liegen alſo zwei Amendements vor. Vielleicht willl der eine oder der andere der Herren ſein Amendement zurück⸗ ziehen? Stadtv. Schwarz (zur Frageſtellung): Ich würde gern damit einverſtanden ſein, wenn daraus klar hervorginge, daß eventuell zwei Oſterzöten ge⸗ ſchaffen werden ſollten. (Widerſpruch.) Vorſteher Kaufmann: Dann werde ich alſo über den weitergehenden Eventualantrag, alſo über das Amendement des Herrn Kollegen Schwarz zuerſt abſtimmen laſſen müſſen, weil es generell ent⸗ hält: „eventuell Doppelklaſſen“. Sollte dieſes Amendement angenommen ſein, dann würde das Hubatſchſche Amendement in Wegfall kommen; wenn dagegen das Schwarzſche Amendement fallen ſollte, würde ich über das Hubatſchſche Amendement, das — ich bitte, es noch einmal zu wiederholen — folgendermaßen lautet: Stadtv. Dr. Hubatſch (zur Frageſtellung): Nach den Worten: „werden die erforderlichen Realſchulklaſſen“ iſt fortzufahren: „(die Oſter⸗ und eventuell auch Michaelisklaſſen) in Mietsräumen untergebracht“. Denn „die“ Oſterklaſſen muß man ſagen, weil vor⸗ her auf ſie Bezug genommen iſt. (Die Verſammlung lehnt den Abänderungs⸗ antrag des Stadtv. Schwarz ab und beſchließt unter Annahme des Abänderungsantrages des Stadtv. Dr Hubatſch nach dem Antrage des Ausſchuſſes, wie folgt: 1. Die Realſchule in der Guerickeſtraße wird zu einer Oberrealſchule erweitert. Oſtern 1908 wird daſelbſt die 0II eröffnet. 2. Die Gemeinde verpflichtet ſich, für dieſe Oberrealſchule binnen längſtens 3 Jahren ein neues Schulgebäude mit den üblichen Neben⸗ räumen und Direktorwohnung, ſowie eine Turnhalle zu errichten, daneben auch einen Turn⸗ und Spielplatz von hinreichender Größe anzulegen. 3. Oſtern 1908 wird ferner eine neue Realſchule und zwar ohne Vorſchule mit den Klaſſen v10, v0 und IV0 eröffnet. 4. Bis zur Fertigſtellung des neuen Oberreal⸗ ſchulgebäudes werden die erforderlichen Real⸗ ſchulklaſſen (die Oſter⸗ und eventuell auch Mi⸗ chaelisklaſſen) in Mietsräumen untergebracht. Der Magiſtrat wird ermächtigt, ein geei Gebäude anzumieten. Nach ubeflann der Oberrealſchule in das neugebaute Schul⸗ haus geht die neue Realſchule in das Schul⸗ gebäude in der Guerickeſtraße über.