————407 rufsgenoſſenſchaften ausſchließlich die erſte ärztliche Hilfe geleiſtet, zur Weiterbehandlung werden die Verletzten ihren Hausärzten, Kaſſenärzten uſw. überwieſen. — Alſo nur die erſte Hilfe wird dort geleiſtet. — In Berlin und den Vororten haben ſich die vorhandenen Stationen in den betreffen⸗ den Stadtgegenden zu notwendigen Einrich⸗ tungen des öffentlichen Intereſſes heraus⸗ gebildet. Wie man im Falle eines Feuers in erſter Linie an die Feuerwehr denkt, ſo ſind die Umwohner eines Platzes, an welchem ſich eine Unfallſtation befindet, in ruhigem Be⸗ wußtſein deſſen, daß ſie im Falle einer plötz⸗ lichen Erkrankung oder Verletzung ſicher eine Stätte finden, an der ihnen ſachgemäße Hilfe zuteil wird. Durch dieſe Einrichtung iſt nicht nur Beruhigung auf dieſem Gebiete ge⸗ ſchaffen worden, ſondern auch eine Hebung der Volksgeſundheit, welche nicht unterſchätzt werden darf. Zahl⸗ reiche Fälle ließen ſich anführen, in denen das Vorhandenſein einer Station direkt lebens⸗ rettend gewirkt hat. Einen wichtigen Faktor für die regel⸗ mäßige Funktion des dauernden Dienſtes in den Stationen des Kuratoriums bildet der Umſtand, daß die Stationen nur eine be⸗ ſchränkte Zahl von Arzten zum Dienſt heranziehen, ſodaß in jeder Station nur un⸗ gefähr drei bis vier approbierte Arzte den Dienſt abwechſelnd verſehen. Wenn auch die Heranziehung einer größeren Zahl von Arzten vielleicht im Intereſſe des ärztlichen Standes läge, ſo kann doch bei einer ſolchen die Sicherheit und Promptheit des Dienſtes nicht ſo gewähr⸗ leiſtet werden, daß die An⸗ lieger ſich mit Sicherheit auf die Station verlaſſen können. Beſtrebungen einiger anderer Rettungs⸗ geſellſchaften, auf dieſem Gebiet eine Ande⸗ rung zu ſchaffen, haben nützliche Reſultate nicht zeitigen können. Meine Herren, das Kuratorium hat ſich bereit erklärt, ſofort eine Unfallſtation zu errichten, wenn die ſtädtiſchen Körperſchaften einen Zuſchuß von jährlich 4000 bis 5000 ℳ leiſten. Bei Stellung des Antrages ſchwebte mir vor, daß der Eiſenbahn⸗ fiskus vielleicht geeignete Räume im Bahnhofs⸗ gebäude gratis zur Verfügung ſtellen würde. Ich habe mir erlaubt, mich auch mit dem Dezernenten für das Unfallweſen bei der Königl. Eiſenbahn⸗ direktion Berlin, Herrn Geheimen Regierungsrat Wichgraf, in Verbindung zu ſetzen, der dem Projekt ſehr wohlwollend gegenüberſteht. Er meinte, daß Räume im Bahnhofsgebäude ſelbſt kaum herge⸗ geben werden könnten; es ſei jedenfalls aber nicht ausgeſchloſſen, daß, wenn ein dringendes Bedürfnis nachgewieſen würde, der Eiſenbahnfiskus die Ange⸗ legenheit wohlwollend behandelt. Durch die Vermittlung des Herrn Dezernenten habe ich vom hieſigen Bahnhofsvorſtand die Statiſtik über die Unfälle auf dem Bahnhof Charlottenburg vom Dezember 1906 bis dahin 1907 erhalten. Summe: 27 Unfälle und Erkrankungen ſchwerſter und ſchwererer Art; davon ent⸗ fallen anſcheinend 3 auf das Bahnperſonal, 24 auf andere Perſonen; von dieſen ſind 21 in Charlottenburg wohnhaft, 6 auswärtige. ſicherlich auch recht erheblich ſein. Hierzu kommt noch eine größere Anzahl leichter Erkrankungsfälle, z. B. Krampfanfälle, leichte Ohnmachten uſw., über die Auf⸗ zeichnungen amtlich nicht geführt werden. Außer dieſen Unfällen dürfte noch eine Anzahl von Unfällen und Erkrankungen vorgekommen ſein, die nicht zur Kenntnis der Bahnhofsbehörde ge⸗ kommen ſind. Eine Statiſtik über die Unfälle und Erkrankungen außerhalb des Bahnhofes habe ich mir noch nicht beſchaffen können; aber ſie dürften Jedenfalls ſteht feſt, daß die ſchnelle Beſchaffung ärztlicher Hilfe mit großen Schwierigkeiten verbunden, ja faſt unmög⸗ lich iſt. In vorliegenden Fällen hätten bei dem Vor⸗ handenſein einer Unfallſtation vielleicht Menſchen⸗ leben gerettet, oder aber ein Teil der Betroffenen vor dauerndem Schaden an ihrer Geſundheit ge⸗ ſchützt werden können. Meine Herren, die Erricht ung einer Unfallſtation a m Stuttgarter Platz iſt meines Erachtens eine dringende Not wendigkeit und eine Pflicht der ſtädtiſchen Körper⸗ ſchaften, ſelbſt wenn der Eiſenbahnfiskus ſich ablehnend verhalten ſollte. Die Rettung eines Menſchenlebens rechtfertigt die pekuniären Aufwendungen vollkommen. Meine Fraktion ſteht der Sache ſehr ſympathiſch gegenüber, hält aber die Prüfung in einem neungliedrigen Ausſchuß auch aus geſchäftsordnungsmäßigen Gründen für not⸗ wendig und nützlich. Ich bitte Sie deshalb, die Überweiſung des Antrages an einen Ausſchuß von neun Mitgliedern zu beſchließen. (Die Beratung wird geſchloſſen. Die Ver⸗ ſammlung beſchließt die Einſetzung eines Aus⸗ ſchuſſes von 9 Mitgliedern.) Vorſteher Kaufmann: Die Wahl der Mit⸗ glieder des Ausſchuſſes kann erſt in der erſten Sitzung des nächſten Jahres ſtattfinden, da nach § 34 unſerer Geſchäftsordnung Ausſchußmit⸗ glieder mit Ende des Jahres ihr Mandat ver⸗ lieren. Es hätte alſo keinen Zweck, den Aus⸗ ſchuß heute noch zu ernennen; er würde, auch wenn er noch in dieſem Jahre tagen würde, das Recht der Berichterſtattung im nächſten Jahre nicht mehr haben. Punkt 5 der Tagesordnung: Mitteilung betr. Erhebung ſtaatlicher Ge⸗ bühren für Benutzung ſtädtiſcher Löſch⸗ und Ladeſtellen. — Druckſache 499. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung nimmt Kenntnis.) Punkt 6 der Tagesordnung: Vorlage betr. Verſtärkung der Etatsnummer Ord. Kapitel X 14—1 für 1907. — Druck⸗ ſache 500. (Die Beratung wird eröffnet und geſchloſſen. Die Verſammlung beſchließt nach dem Antrage des Magiſtrats, wie folgt: Die Etatsnummer Ord. X—14—1 für 1907 (Aufwand für vorübergehende Hilfs⸗ kräfte bei ſtatiſtiſchen Aufnahmen, Prüfung