ſchluß zu Verbänden iſt etwas völlig Neues für Groß⸗Berlin. Bisher haben die Gemeinden Groß⸗Berlins verſucht, ihre Intereſſen zu verfolgen, jede für ſich allein, jede auf ihre eigene Weiſe häufig ohne Rückſicht auf die benachbarten Gemeinden, zuweilen ſogar im Kampfe gegen dieſelben. Ietzt beginnt man, ſich darauf zu be⸗ ſinnen, daß wir in einem großen gemeinſchaftlichen Wirtſchaftsgebiete leben und zuſammenwohnen, welches eine große Zahl gemeinſamer Intereſſen entſtehen läßt, und man beginnt zu erkennen, daß ſolche gemeinſamen Intereſſen am beſten gefördert werden durch gemeinſame Kraft und durch Zu⸗ ſammenſchluß der Intereſſen. Ein neuer Weg iſt es, der hier beſchritten werden ſoll: aber meiner Überzeugung nach iſt es der einzig richtige Weg. Dieſer Weg wird nach meiner Auffaſſung uns zu der Löſung der großen Frage der zweck⸗ mäßigen Geſtaltung von Groß⸗ Berlin führen. Dieſe Frage kann meines Erachtens nicht gelöſt werden durch theoretiſche Ordnung, durch den Zwang einer Geſetzgebung, die, wenn ſie auf dieſem Gebiete ergehen ſollte, immer etwas Gewaltſames mit ſich führen muß; ſie wird nur gelöſt werden können auf dem Wege der praktiſchen Erfahrungen, auf dem Wege der freiwilligen Selbſthilfe, der jetzt beſchritten werden ſoll, und der den ſehr bedeutenden Vorteil hat, daß er ſich den tatſächlichen Lebens⸗ ver hältniſſen anſchließt, von denen er ausgeht, und die er berückſichtigt. Dieſer Weg hat einen zweiten großen Vorteil: er ermöglicht den Zuſammenſchluß zu gemeinſamer, erſprießlicher, erfolgreicher Arbeit, ohne zu taſten an der Selb⸗ ſt ändigkeit der Gemeinden — die meines Erachtens unbedingt auf⸗ recht erhalten werden muß im Inter⸗ eſſe des Ganzen. Getrennt marſchieren, vereint ſchlagen. Dieſer Grundſatz gilt auch gegenüber den Schwierigkeiten auf dieſem Gebiete. Laſſen Sie mich hoffen, meine geehrten Herren, daß Sie Ihrerſeits bereit ſein werden, auf dieſem Wege zu einem praktiſchen Erfolge zu ge⸗ langen. 110 Es wäre erfreulich, wenn in dem Jubiläums⸗ jahre der Städteordnung eine praktiſche erfolgreiche Arbeit einſetzen würde, u m auf dem Wege der Selbſtverwaltung durch die freiwillige 3uſammenſchließung der ſich ſelbſt helfenden Gemeind en eine Frage zu löſen, die von weitgehender Bedeutung iſt für die Reichshauptſtadt unſeres Vaterlandes und für die ſie in einem Kranze umgebenden Vor⸗ ortgemeinden. in n 4 Glück auf denn, meine Herren, zu der Arbeit der nächſten Jahre! Möge ſie Ihnen Freude bringen und unſerer Stadt zum Segen gereichen! Ich begrüße Sie im Namen der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung in Ihrem Amt in dieſem Saale und ver⸗ pflichte Sie durch Handſchlag auf treue und ge⸗ wiſſenhafte Führung Ihres Amtes. (Lebhaftes Bravo. — Der Handſchlag erfolgt.) Vorſteher Kaufmann: Meine ſehr geehrten Herren Kollegen, nachdem der Herr Oberbürger⸗ meiſter Sie verpflichtet hat, liegt es mir ob, Sie namens der Stadtverordnetenverſammlung herz⸗ lichſt zu begrüßen und willkommen zu heißen. Diejenigen Herren Kollegen, die bereits der Stadt⸗ 5. 4 verordnetenverſammlung angehört haben, kehren zurück an ihnen bekannte und gewohnte Arbeit, und Sie werden es mir nicht verargen, wenn ich einen von ihnen noch beſonders herzlich begrüße: das iſt unſer Herr Alterspräſident, der bereits 30 Jahre der Verſammlung angehört (bravo!) und in ſeine 6. Wahlperiode heute eintritt. Meine Herren Kollegen, die Sie neu in dieſe Verſammlung treten, Sie werden große Aufgaben finden, die Ihrer harren. Der Herr Oberbürger⸗ meiſter hat auf einzelne Aufgaben ja ſchon hinge⸗ wieſen, deren Löſung für die nächſte Zeit uns bevor⸗ ſteht. Ich kann mich deshalb kurz faſſen, indem ich Ihnen ſage: je länger Sie in der ſtädtiſchen Ver⸗ waltung mitarbeiten werden, um ſo mehr Intereſſe werden Sie an den Aufgaben finden, die uns geſtellt ſind: Sie werden ſich vertiefen in die Dinge und, durch die Arbeit mit ihnen vertraut, mit Freude Ihre Kraft hergeben. Der Herr Oberbürgermeiſter wies auch darauf hin, daß die wirtſchaftliche Kriſis, unter der augenblicklich unſer Vaterland leidet, ihre Schatten auch auf die ſtädtiſche Verwaltung werfen wird. Ich bin der feſten Überzeugung, daß Sie mit um ſo größerer Hingabe ſich Ihrem Amte widmen werden und vielleicht häufig genug Entſagung üben müſſen, wo Ihr Drängen nach vorwärts Sie weiter führen möchte, als zeitweilig die Kräfte reichen. 2 Ich heiße Sie nun herzlichſt willkommen. Ich wünſche, daß Sie die Befriedigung in Ihrem Amte finden, die Sie erwartet haben, und hoffe, daß Sie mit uns gemeinſam zum Wohle unſerer Stadt arbeiten werden. Nochmals herzlich willkommen! (Lebhaftes Bravo.) Ich lege nunmehr mein Amt in die Hände der Verſammlung zurück und bitte den Herrn Alters⸗ vorſteher, Herrn Stadtv. Barnewitz, die Wahl des Vorſtehers zu leiten. Altersvorſteher Barnewitz (den Vorſitz über⸗ nehmend): Meine Herren, ehe wir zur Wahl des Vorſtandes ſchreiten, möchte ich den Herren des Vorſtandes im Namen der Verſammlung den beſten Dank ausſprechen für ihre Mühewaltung im letzten Jahre und für die unparteiiſche Leitung. Wir kommen nunmehr zu Punkt 2 der Tages⸗ ordnung: Wahl der Mitalieder des Vorſtandes der Stadtverordneten⸗Verſammlung (Vorſteher, deſſen Stellvertreter und 4 Beiſitzer). Meine Herren, nach unſerer Städteordnung von 1808 ſind wir verpflichtet, alle Jahre den Vorſtand neu zu wählen. Wir fangen an mit der Wahl des Vorſtehers. Ich bitte die Herren Wöllmer und Klick, als Wahlaufſeher zu fungieren, und bemerke, daß nur Zettel mit dem Namen eines Mitgliedes der Ver⸗ ſammlung Gültigkeit haben; weiße Zettel werden nicht mehr mitgezählt. (Die Stimmzettel werden vereiltt. Die Wahl erfolgt. Das Ergebnis wird ermittelt.) Meine Herren, es ſind 66 Zettel abgegeben. Das Ergebnis der Wahl iſt folgendes: es ſind un⸗ beſchrieben 14 Zettel, ſo daß 52 gültige Stimmen abgegeben ſind. Davon haben erhalten Herr Kauf⸗ mann 50 Stimmen, Herr r Hubatſch 1 Stimme und